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Word-OleSte-DerTou

Word-OleSte-DerTou

Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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gehabt. Es war wunderschön. Sie schielte kurz zu Patrick, der in den kleinen Bildschirm gaffte und ein verblüfftes »Wow!« ausstieß. Vielleicht würde ihn das endlich überzeugen, dass Milo kein übler Kerl war, im Gegensatz zu dem, was er ihr gestern bei seinem Anruf in ihrer Arbeitsstelle, der Avery Architectural and Fine Arts Library an der Columbia University; aufgetischt hatte.
    »Ich mag ihn nicht.«
    »Was?«, hatte ihn Tina ungeduldig angefahren. »Was erzählst du da?«
    »Milo.« Offenbar schlitterte er gerade in einen Nachmittagsschwips, vielleicht nach einem seiner berühmten Mittagessen mit fünf Martinis. »Ich rede von Milo Weaver. Ich hab ihm nie getraut, nicht, was dich angeht, und was meine Tochter angeht, schon gar nicht.«
    »Du hast dir nie Mühe gegeben, ihn zu mögen.«
    »Was weißt du eigentlich von ihm? Er ist doch einfach nur so ein Typ, den du in Italien kennengelernt hast. Wo kommt er überhaupt her?«
    »Das ist dir doch bekannt. Seine Eltern sind gestorben. Er ist aus ... «
    »North Carolina«, unterbrach Patrick sie. »Ja, ja. Aber wieso hat er dann keinen südlichen Akzent?«
    »Er war viel auf Reisen.«
    »Richtig. Ein Reisender. Und sein Waisenhaus ... er hat mir erzählt, es war das St. Christopher Horne for Boys. Die Hütte ist 1989 komplett niedergebrannt. Ziemlich praktisch, findest du nicht?«
    »Ich finde es ziemlich merkwürdig, dass du solche Sachen weißt, Pat. Du hast rumgeschnüffelt.«
    »Wenn das Wohlergehen meiner Tochter auf dem Spiel steht, dann muss das erlaubt sein.«
    Tina versuchte, die Erinnerung an das Gespräch zu verdrängen, doch sie kam immer wieder hoch, während Stephanies Gesang kristallklar durch den Saal schwebte. Tina wusste nicht einmal, was die Worte des Lieds bedeuteten, aber es war fantastisch.
    »Hör zu, Pat. Ich könnte mich jetzt darüber auslassen, wie du damals abgehauen bist, als ich schwanger war und dich gebraucht hätte. Aber meine Wut ist verraucht. Und so wie es ausgegangen ist ... ich bin glücklich darüber. Milo behandelt uns gut, und er liebt Stephanie wie seine eigene Tochter. Hast du das begriffen?«
    Umwirbelt von der Musik, kletterte Stephanies Stimme noch höher. Die letzten Zeilen schmetterte sie fast heraus, dann verstummte sie. Noch einige Takte, zu denen sich Stephanie nonchalant wiegte, wie sie es bei France Gall in dem Eurovisionsauftritt beobachtet hatte, den Milo in YouTube entdeckt hatte. Es war schon fast unheimlich, wie cool sie wirkte.
    Erneut gab Patrick ein ehrfürchtiges »Wow!« von sich.
    Im nächsten Moment sprang Tina rufend und pfeifend auf und riss vor Aufregung die Faust in die Höhe. Auch andere Eltern erhoben sich und klatschten, und Tina war es völlig egal, ob sie es nur aus Höflichkeit taten. Sie war wie berauscht. Milo wäre bestimmt begeistert gewesen.
    7
    Die Company hatte ziemlich schlimme eineinhalb Jahre hinter sich. Niemand konnte so genau sagen, wo die Pechsträhne angefangen hatte, und das bedeutete, dass der Schwarze Peter je nach der Stimmung in der Öffentlichkeit durch die Hierarchie auf und ab wanderte und eine Spur ruinierter Karrieren hinter sich herzog. Immer wieder zeugten Fernsehbilder von frühzeitigen Pensionierungen und unschönen Entlassungen.
    Vor ihrem Abgang ließen es sich die betroffenen Angestellten nicht nehmen, die Schuldzuweisungen bei TV-Talkrunden noch weiterzuverbreiten. Den allgemeinen Konsens innerhalb der Organisation fasste der ehemalige stellvertretende Direktor zusammen, der dank seiner umgänglichen Art Karriere gemacht hatte und inzwischen äußerst verbittert war.
    »Der Irak natürlich. Zuerst wirft uns der Präsident vor, dass wir ihm schlechte Informationen geliefert haben. Er wirft uns vor, dass wir Osama bin Laden nicht schon vor seinem großen PR-Coup aus dem Verkehr gezogen haben. Er wirft uns vor, dass wir dieses zweifache Versagen zu einem verheerenden, endlosen Krieg gebündelt haben - als ob wir ihn in den Irak geschickt hätten. Wir verteidigen uns mit Fakten - echten Fakten, wohlgemerkt -, und plötzlich werden wir von den Verbündeten des Präsidenten im Kongress

zerpflückt. Was für ein Zufall! Ein Untersuchungsausschuss nach dem anderen. Wenn man genug Geld ausgibt und lang genug sucht, wühlt man in allen Organisationen Dreck auf. Auch das ist eine Tatsache.«
    Im April 2006 ließ der republikanische Senator Harlan Pleasance dann eine echte Bombe platzen. Er leitete den zweiten Untersuchungsausschuss, der sich, basierend auf den

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