Word-OleSte-DerTou
Telefon vibrierte und eine Leuchtspur über den Nachttisch warf. Seine weit aufgerissenen Augen hingen an ihr, als er danach griff. »Ja?« Er erstarrte. »Erschien Buck Mulligan.« Dann: »Jetzt? Aber ich bin mit ... « Sein Gesichtsausdruck wurde zu einer undefinierbaren Maske. »Okay.«
Milo legte das Telefon weg, ohne den Blick von ihr zu wenden. Doch schlagartig wurde ihr klar, dass er sie gar nicht sah. Er starrte durch sie hindurch, irgendwohin in die Ferne. Dann erhob er sich rasch und trat nackt vor die Terrassentür. Nachdem er kurz hinausgespäht hatte, zerrte er Schubladen heraus und zog sich so hastig an, als stünde das Haus in Flammen.
»Milo?«
Er streifte sein Hemd über. »Hör zu, ich kann jetzt nicht alles erklären. Die Zeit reicht nicht. Wenn ich Zeit hätte, würde ich alles erklären. Wirklich alles.« Er riss die Schranktür auf und nahm seinen Koffer heraus. Er ging in die Hocke und wandte sich zu ihr um. »Du hast Recht, ich hab zu viele Geheimnisse. Es tut mir leid, glaub mir. Aber jetzt muss ich verschwinden. «
Sie sprang aus dem Bett, ebenfalls nackt. »Ich komme mit.« »Nein.«
So heftig wurde Milo nur selten. Erschrocken floh sie zurück ins Bett und raffte das Laken vor sich zusammen.
Er trat näher. »Bitte. Du musst hier bleiben. Bald werden Leute auftauchen, die nach mir suchen. Du beantwortest einfach ihre Fragen. Behalt nichts für dich. Sie würden es merken.«
»Was merken? Was hast du getan?«
Wieder verschwand jeder Ausdruck aus seinem Gesicht.
Dann erschien ein angedeutetes Lächeln. »Die Wahrheit ist, ich habe nichts getan - zumindest nichts Unrechtes. Aber hör mir zu. Hörst du mir zu? Ich will, dass du nach Austin fährst. Bleib ein paar Tage bei deinen Eltern. Oder gleich eine ganze Woche.«
»Warum?«
»Du brauchst Erholung. Genau, das ist es.« Benommen nickte sie.
»Gut.« Er zerrte einen flachgedrückten Rucksack aus dem Koffer und stopfte ihn mit Sachen voll wie immer vor einer Reise. Zuletzt steckte er noch den iPod und einen Kleiderbügel aus Draht hinein. Sie fragte sich, wozu. Das Packen hatte nur eineinhalb Minuten gedauert, jetzt zog er den Rucksack zu, schnappte sich das Telefon, schlüpfte in seine Sportschuhe und hockte sich aufs Bett. Als er die Hand hob, zuckte sie unwillkürlich zusammen. Das Entsetzen in seinen Augen beschämte sie zutiefst.
»Komm her.« Sie küsste ihn auf den Mund.
»Du weißt ja gar nicht, wie schwer mir das fällt«, flüsterte er ihr ins Ohr. »Aber es muss sein.« »Ich bin total verwirrt.«
»Ich weiß.«
»Machst du jetzt wieder das, was du früher gemacht hast?« »Was anderes bleibt mir nicht übrig.«
Nach einem weiteren Kuss eilte er zur Tür und drehte sich noch einmal um. »Richte Stef liebe Grüße aus. Sag ihr, dringende Geschäfte.« Er knurrte. »Das kennt sie ja inzwischen.« Dann war er verschwunden.
Sie wusste nicht, wie lange sie vor Ratlosigkeit förmlich paralysiert auf die geschlossene Schlafzimmer tür starrte, aber es waren bestimmt nicht mehr als sieben oder acht Minuten. Plötzlich hörte sie draußen leise Schritte auf dem unnatürlich grünen Disney-Gras. Schnell schlüpfte sie in ihren Bademantel. Nach kurzer Stille hörte sie das harte Hämmern einer Faust an der Eingangstür. Rasch lief sie hin, damit Stephanie nicht wach wurde. Eine Frau starrte sie an - irgendwie zumindest, denn eins ihrer Augen schien auf etwas anderes gerichtet - und streckte ihr einen aufgeklappten Ausweis entgegen. »Wo ist er?«
Tina mobilisierte ihre letzten Reserven und hielt den Ausweis an einer Ecke fest, um ihn lesen zu können. MINISTERIUM FÜR HEIMATSCHUTZ und neben ihrem Foto SIMMONS, J ANET. Sie wollte nach einem Durchsuchungsbefehl fragen, aber es war bereits zu spät. Janet Simmons und ein großer Typ, der überhaupt keine Papiere vorgezeigt hatte, waren schon in der Wohnung und öffneten Türen.
Dann hörte sie Stephanies benommene Stimme: »Hey, was soll das! Ich will schlafen!«
25
Er küsste seine Frau und marschierte zur Tür. Dann wandte er sich noch einmal um. Sie wirkte klein in dem riesigen Disney-Bett. »Richte Stef liebe Grüße aus. Sag ihr, dringende Geschäfte.« Ihm fiel ein, wie oft er das schon gesagt hatte. »Das kennt sie ja inzwischen.«
Im nächste n Moment sprintete er die Außen treppe hinunter und hinüber zum Parkplatz. Durch das Zirpen der Grillen hörte er sie in der kühlen Nacht - zwei rasch näher kommende Autos.
Geduckt trabte er über den gepflegten Rasen zu
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