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Word-OleSte-DerTou

Word-OleSte-DerTou

Titel: Word-OleSte-DerTou Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatte die Aufgabe, das Haus zu beobachten und das Signal zu geben, sobald Sews Frau wie immer am Samstag das Haus verließ, um mit ihrer Tochter in der Stadt einzukaufen. Sew blieb am Samstag stets zu Hause. Laut Angaben von Quellen arbeitete er an seinen Memoiren. Grainger erzählte ihm später, dass der Auftrag einen Gefallen für einige osteuropäische Freunde darstellte, die es für das Beste hielten, dass der alte Soldat seine Erinnerungen möglichst schnell mit ins Grab nahm. Außerdem ließ Grainger durchblicken, dass auch die US-Regierung von den Geschichten dieses Mannes nichts Gutes zu erwarten hatte.
    Alles lief glatt. Auf Dawdles Signal hin stieg Milo durch ein Erdgeschossfenster ins Haus ein. Auf der Treppe blieb er dicht an der Wand, um jedes Knarren zu vermeiden, und als er den bejahrten Kalten Krieger mit dem Stift in der Hand in seinem Büro antraf, war er erstaunt, wie klein und sanftmütig der Mann aussah. Milo zog seine Pistole, und der Alte drehte sich um, als er das Geräusch hörte. Überraschung malte sich auf seinem Gesicht, doch es war schockierend, wie schnell sie wieder verflog. Brano Sews von dicken Gläsern vergrößerte Augen entspannten sich, und er schüttelte den Kopf. Dann sprach er ihn auf Deutsch an: »Sie haben sich ganz schön Zeit gelassen.« Das waren seine letzten Worte.
    Milo schob die Glut zusammen, schüttete den Rest Wodka darüber und zündete die letzten Fetzen an. Nach einer Weile war nur noch Asche übrig.
    24
    Sie hatte ein Apartment in einem langen Monsterbau mit rotem Dach reserviert, der den Namen Disney's Caribbean Beach Resort trug. Sogar die Empfangshalle war überall mit Pfosten und Seilen durchzogen, um die Horden in ordentliche Warteschlangen zu zwingen wie vor einer Achterbahn. Im ganzen Komplex verteilten sich Restaurants keiner erkennbaren Küchenzugehörigkeit, und nach jedem langen Tag, an dem sie mit Stephanie durch die verschiedenen Attraktionen hetzten, brachen sie in diesen Lokalen zusammen und bestellten Nachos oder Spaghetti, bevor sie hinaus zum übervölkerten »Strand« vor dem künstlichen See schlenderten.
    Nach einer anfänglichen Anwandlung von Sarkasmus regte sich Tina schon am zweiten Tag viel weniger über die Disney-Realität auf. Die bequeme Berechenbarkeit und die weiche, gepolsterte Sicherheit, in der sie sich bewegten, hatte etwas Einlullendes. Bis auf das Geplärr der Kinder gab es hier kein Chaos, keine unvorhersehbaren Variablen. Nichts, was auch nur entfernt in Verbindung stand mit den hässlichen Geschichten über die Schattenseite des Planeten, jener parallelen Welt, in der ihr Mann arbeitete.
    Am Dienstagabend hatte Milo nach einem langen Telefongespräch mit Grainger, das sie beim Abendessen unterbrochen hatte, sogar angedeutet, dass es für ihn vielleicht an der Zeit war, die Company zu verlassen. »Ich hab einfach keine Lust mehr.« Er schien überrascht, als sie nicht in Jubel ausbrach.
    »Was würdest du stattdessen machen?« »Irgendwas. «
    »Aber deine Qualifikationen, Milo. Und was für einen Lebenslauf willst du denn vorlegen?«
    Nach kurzer Überlegung hatte er die Antwort. »Berater. Sicherheitsberater für Großunternehmen.«
    »Aha«, spöttelte sie, »vom Militär zur Industrie. Sehr komplex.«
    Er lachte, was ihr gefiel, und dann schliefen sie miteinander, was ihr noch mehr gefiel.
    Es war ein besonderer Moment, den es auszukosten galt, etwas, von dem man aus Erfahrung wusste, dass man es vielleicht nie wieder erleben würde. Glück. Trotz der bedrohlichen Machenschaften in Milos Welt hatten sie hier in diesem Fantasieland eine kleine Oase gefunden.
    Doch wie alles Schöne war dieser Moment kurzlebig und zeigte am dritten Tag die ersten Zerfallserscheinungen. »Space Mountain«, schrie Stephanie, um das allgemeine Stimmengewirr zu übertönen.
    Sie war einen Schritt voraus, Milo umklammerte ihre Hand. Mit verwirrter Miene schaute er sie an. »Ja, da ist es.« Er deutete. »Space Fountain.«
    »Nicht Fountain. Mountain!«
    Er wandte sich zu Tina um. »Verstehst du, was das Kind meint?«
    Mit beeindruckender Präzision versetzte ihm Stephanie einen kurzen Tritt gegen das Schienbein. Er umklammerte es und hüpfte auf einem Bein. »Ach so, Mountain!«
    Tina eilte zu ihnen.
    Sie meldeten sich mit dem Fastpass für die Fahrt an, damit sie während der etwa fünfundvierzigminütigen Wartezeit noch ein bisschen herumwandern, Stephanies Unterhaltung mit Minnimaus zuhören und sich für einen Imbiss weitere zwanzig

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