Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

Titel: World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
Vom Netzwerk:
die ganze Stadt war in diese Restenergie gehüllt, aber sie spürte, dass sie sich nun dem Brennpunkt der Katastrophe näherte. Ihr Herzschlag beschleunigte sich, ebenso wie ihre Schritte. Dann schloss sie kurz die Augen. Sie wollte nicht in den Krater blicken, wusste aber, dass sie es tun musste.
    Was sie sah, war ebenso schlicht wie wunderschön – eine einfache glühende Kugel, die vor arkaner Energie pulsierte. Sie wirkte zerbrechlich, doch sie hatte die Explosion, die eine gesamte Stadt in Asche verwandelt hatte, ohne den kleinsten Kratzer überstanden.
    Kalecgos hatte nicht übertrieben, was die Macht dieses Artefakts anging – und auch nicht, was die Zerstörung betraf, die es in den falschen Händen anrichten konnte. Bei diesem Gedanken bohrte sich erneut der Stachel der Trauer in Jainas Seele. Sie hatte das Gefühl, die arkane Energie würde hier, in der Nähe der Kugel, fast schon körperlich spürbar um sie herumwallen. Ihre Haare stellten sich auf, und kurz schmerzten auch ihre Augen. Als dieses Stechen nachließ, wusste Jaina instinktiv, dass ihre Augen nun heller leuchteten als noch zuvor. Zielbewusst begann sie, in den Krater hinabzuklettern. Rhonins Überreste waren nirgendwo zu sehen. Es schien, als wäre es ihm gelungen, die Bombe zu sich heranzuziehen, und alles, was jetzt noch von ihm übrig war, bestand in seinen beiden Kindern, einer trauernden Witwe – sofern Vereesa weit genug von der Stadt entfernt gewesen war, um die Explosion zu überleben – und seinem Andenken. Ein bitterer Geschmack breitete sich in Jainas Mund aus, als dieser Gedanke durch ihren Kopf kroch. Er war gestorben, weil er sie hatte retten wollen, und sie würde nicht zulassen, dass dieser Tod umsonst gewesen war.
    Schließlich erreichte sie den Grund der Vertiefung. Die Fokussierende Iris war mindestens doppelt so groß wie sie, und vermutlich auch ziemlich schwer. Jaina könnte dennoch mit ihr von hier verschwinden, wenn sie ein Portal benutzte. Aber erst einmal musste sie herausfinden, wie sie das Artefakt vor Kalecgos verbergen konnte. Die Lösung dieses Problems erschloss sich ihr schon nach kürzester Zeit. Kalec kannte sie inzwischen gut, so gut sogar, dass er sich um sie sorgte. Jaina bückte sich, um ihre Hand auf die Iris zu legen, dann, als sie das sanfte Vibrieren der Energie spürte, erfüllte sie es kühl und berechnend mit ihrem tiefsten Selbst. Sie umgab es mit ihren größten Stärken und Schwächen, sodass der Drache nur sie spüren würde, wenn er nach der Fokussierenden Iris suchte. Ja, sie wollte seine Gefühle für sie ausnutzen, um ihn zu täuschen. Als einzige Überlebende und Herrscherin von Theramore beanspruchte Jaina Prachtmeer die Fokussierende Iris für sich.
    Die Horde wollte also einen Krieg. Sie hatte sich die größte Mühe gegeben, um ihren Feind zu zermalmen.
    Nun, dann sollten sie eben einen Krieg bekommen. Jaina würde ihnen diesen Wunsch erfüllen.
    Mit Vergnügen.

20. KAPITEL
    Endlich zeigte ihre Arbeit Wirkung.
    Die verwundete Erde bebte noch immer gelegentlich, und wütende Blitze zuckten über den Himmel, so wie auch der Wind noch heulte und die See toste, während die Schamanen Tag für Tag inmitten der Elemente standen und all ihre Kräfte aufwendeten, um die Seele von Azeroth zu heilen. Doch bislang hatten sie keinerlei Fortschritte gemacht.
    Nun schien sich der Ozean allerdings hin und wieder für ein paar Sekunden zu beruhigen, und der Regen ebbte für einen längeren Zeitraum ab, sodass sich Flecken blauen Himmels zwischen den Wolken zeigten. Einmal hatte es ganze drei Tage lang keine Erdbeben gegeben.
    Die Mitglieder des Irdenen Ringes – Nobundo, Rehgar, Muln Erdenwut und die anderen – schöpften aus jedem kleinen Zeichen neuen Mut. Genau wie bei einem schwer Verwundeten würde es seine Zeit brauchen, Azeroth zu heilen. Doch wenn sie während dieses langen und schmerzhaften Prozesses niemals in ihren Bemühungen nachließen, würden sich die Elemente früher oder später wieder beruhigen.
    Thrall stand hoch aufgerichtet auf der zitternden Erde, fest darin verwurzelt, während er den Schmerz aus dem Boden zog. Er stellte sich seine Seele vor, wie sie sich mit dem großen Geist des Lebens vereinigte, wie sie steil in die Höhe stieg, um den Himmel zu berühren. Er zog die von Gischt durchnässte Luft in die Lungen, reinigte sie in seinem Inneren und atmete sie dann wieder aus. Es war eine harte, fordernde Arbeit, und bislang war ihm noch keine Minute der Rast vergönnt

Weitere Kostenlose Bücher