World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
Sie waren Schamanen geworden, und als Schamane hören zu müssen, dass Elementarwesen – und obendrein noch solche Elementarwesen! – als Kriegswerkzeuge versklavt wurden, war schrecklich. Die Worte „um Theramore zu zerstören“ hingen schwer in der Luft.
„Fahr fort!“, forderte Thrall grimmig.
„Um Theramore zu zerstören, hat er ein Artefakt der blauen Drachen gestohlen und es als Energiequelle für die größte Manabombe verwendet, die je erbaut wurde. Theramore wurde vollständig vernichtet. Es ist nichts mehr übrig, außer Ruinen, die von arkaner Energie verseucht wurden. Unsere Späher melden, dass niemand innerhalb der Stadtmauern überlebt hat.“
Niemand hat überlebt. Jaina, seine Freundin, die beharrliche Stimme des Friedens, war tot. Thrall rang um Atem, während Aggra seine Hand drückte. Er verstärkte ebenfalls den Druck seiner Finger, sogar so sehr, dass es sie schmerzen musste; dennoch ließ Aggra seine Hand nicht los. Sie wusste besser als die meisten anderen, welch tiefen Stich diese Nachricht seinem Herzen zugefügt hatte, und wollte ihn voller Liebe unterstützen.
Leises Schluchzen wurde hörbar, als sich eine der Draenei auf der Suche nach Trost zu ihrem Trollfreund umdrehte. Der Troll umarmte sie zwar sanft, doch der Zorn stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Alle waren sie fassungslos, selbst diejenigen, von denen Thrall wusste, dass sie sich gegen den Frieden stellten. Ein so mutwilliger Massenmord barg keine Ehre für die Horde, und die Skrupellosigkeit, die ihm zugrunde lag, durfte nicht ungestraft bleiben.
Doch so unglaublich es auch schien, die Nachricht war noch nicht zu Ende. Unfähig, selbst zu sprechen, bedeutete Thrall dem Boten fortzufahren.
Der junge Orc kam dem Befehl nach, aber seine Stimme war belegt vor Bedauern. „Unsere Flotte hat sich aufgeteilt, um eine Blockade rings um Kalimdor zu bilden. Die Allianz wird also keine Hilfe zur Mondfederfeste oder nach Teldrassil oder in eine andere Stadt schicken können, und es wird auch nur den wenigsten gelingen, von dort zu fliehen. Garrosh hat sich öffentlich damit gerühmt, dass er den gesamten Kontinent erobern wird und alle Spuren der Allianz vertreiben oder auslöschen möchte. Die einzig gute Nachricht, die ich für Euch habe, mein Freund, ist die, dass nicht alle Mitglieder der Horde Garroshs Pläne unterstützen. Einige von uns sehen durchaus, wie gefährlich der Pfad ist, auf den er uns führt, und wir fürchten, dass die Horde darunter leiden wird. Voller Sorge um unser Volk verbleibe ich, Euer Freund, Etrigg.“
Thrall gab mit einem Nicken zu verstehen, dass er die Botschaft vernommen hatte, aber in Gedanken hörte er andere Worte, gesprochen vor nicht allzu langer Zeit von einer Frau, die nun tot war.
Alles hat seinen Preis, Go’el. Du hast einen Preis gezahlt, um dein Wissen und deine Fähigkeiten zu erwerben … Garrosh versucht, einen Streit zwischen der Allianz und der Horde zu schüren – einen Streit, den er allein heraufbeschworen hat … Als Schamane kannst du die Winde kontrollieren. Aber nun zieht der Sturm des Krieges auf, und falls wir Garrosh nicht bald aufhalten, werden viele Unschuldige den Preis für unser Zögern bezahlen müssen .
Nun waren wirklich viele Unschuldige gestorben. Eine ganze Weile stand Thrall einfach nur da, versunken in einen schmerzhaften Gewissenskampf, während die anderen Mitglieder des Ringes ihre Bedenken zum Ausdruck brachten. Hatte sie recht gehabt? Hätte das alles verhindert werden können, wenn er die Arbeit hier anderen überlassen hätte?
Es hatte eine Zeit gegeben, da hätte ihn eine solche Frage tagelang gequält. Doch nun dachte er ruhig darüber nach, so, wie der Verstand es gebot, und verwarf den Gedanken dann. Jaina hatte stets betont, die eigenen Fähigkeiten zu unterschätzen wäre ebenso töricht, wie sie zu überschätzen. Er hatte während der Schlacht gegen Todesschwinge für die vier Aspekte das Element der Erde repräsentiert, und auch wenn er gewiss nicht allein für den Heilungsprozess verantwortlich war, der sich hier zutrug, wusste er doch, dass er einen großen Beitrag dazu geleistet hatte.
Er hatte die Welt im wahrsten Sinne des Wortes verändert, indem er sie geheilt hatte.
Natürlich beunruhigte es ihn ebenso sehr wie die anderen Schamanen, dass Garrosh geschmolzene Riesen einsetzte, und er teilte auch ihre Trauer angesichts des ehrlosen Angriffes auf Theramore, der Zweckentfremdung eines gestohlenen Artefakts und des feigen
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