Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges

Titel: World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christie Golden
Vom Netzwerk:
in einer Pfütze ihres eigenen Blutes. Das Karmesinrot hatte ihr rosafarbenes Haar befleckt und ihm seinen Glanz genommen. Jaina erkannte, dass sie das Gnomenmädchen am liebsten in eine Wanne heißen Wassers gesetzt hätte, damit es sich waschen konnte, und dann wollte sie ihm frische Kleider bringen und …
    Sie fiel auf die Knie und legte dem Mädchen eine Hand auf die Schulter, um es auf den Rücken zu drehen. Da zerfiel Kinndys Körper zu violett schimmerndem Staub.
    Jaina schrie.
    Sie schrie voll unbeschreiblichen Grauens, während sie wie wild mit den Armen wedelte, um den kristallinen Staub einzufangen, der alles war, was ihr noch von ihrer schlauen, lebhaften jungen Schülerin blieb. Sie schrie ihren Verlust hinaus, ihre Trauer, ihre Schuldgefühle und immer und immer stärker auch ihren Hass.
    Den Hass auf die Horde. Auf Garrosh Höllschrei, auf diejenigen, die ihm folgten. Hass auch auf Baine Bluthuf, der sie zwar gewarnt, es aber dennoch zugelassen hatte, dass diese Grausamkeit ihren Lauf nahm. Der vielleicht sogar gewusst hatte, dass dies hier geschehen werde. Ihr Schrei verwandelte sich in ein tiefes, heiseres Schluchzen, das ihr den Hals zu zerreißen schien. Noch immer schaufelte sie den violetten Sand vom Boden, um Kinndy festzuhalten. Und als der Staub hartnäckig durch ihre Finger rann, wurde das Schluchzen noch verzweifelter.
    Das war kein Krieg . Das war nicht einmal ein Blutbad . Das war die völlige Vernichtung, bequem aus der Entfernung ausgelöst. Ein Massenmord, wie er in Jainas Augen brutaler und feiger nicht sein konnte.
    Da blitzte etwas auf der toten Erde vor ihr auf, als wäre es ein Leuchtsignal. Sie starrte es einen Moment an, dann stemmte sie sich langsam und unsicher auf die Füße. Sie stolperte, wie eine Betrunkene schwankend, auf dieses merkwürdige Licht zu.
    Die Scherbe silbrigen Glases war nicht größer als ihre Handfläche, und als Jaina sie aufhob, dauerte es eine Weile, bis sie durch den Schleier des Schocks hindurch erkannte, um was es sich eigentlich handelte. Doch dann traf sie erneut der Stich des Schmerzes. Viele Erinnerungen stellten sich ein – Anduins fröhliches Gesicht, als er sich mit ihr unterhielt; Varians narbenverzerrte Züge; Kalec, der in der Ecke des Raumes stand, während sie den Spiegel benutzte; Rhonin …
    Aus den Augenwinkeln schnappte sie eine Bewegung auf – und wirbelte herum, wider alle Vernunft hoffend, dass vielleicht doch jemand überlebt hatte.
    Sie waren groß, die Haut unter ihren Rüstungen schimmerte grün. Da waren mindestens fünfundzwanzig von ihnen, vielleicht sogar dreißig, allesamt Orcs, die eifrig zwischen den Trümmern herumwühlten. Einer von ihnen steckte gerade etwas in seinen Sack, danach wandte er sich an die anderen, und nachdem er etwas Unverständliches gesagt hatte, übertönte raues Orcgelächter die unablässigen, reißenden und ploppenden Geräusche des Himmels.
    Jaina ballte die Fäuste, obwohl sie in einer davon noch immer die Spiegelscherbe hielt. Doch sie bemerkte den Schmerz kaum, als das Glas ihre Finger und ihre Handfläche aufschlitzte.
    Es dauerte eine ganze Minute, doch dann erkannte einer der Orcs sie schließlich, wie sie inmitten der Verwüstung stand. Er verzog die grünen Lippen hinter seinen gelben Hauern zu einem Grinsen und stieß seine Kameraden an. Der Größte von ihnen, der auch die beste Rüstung trug, grunzte. Unzweifelhaft war es der Anführer dieser kleinen Bande von Plünderern, die der Feigling Garrosh geschickt hatte, um sicherzustellen, dass auch wirklich alle seine Feinde tot waren. Dann rief er etwas in der Gemeinsprache, wenn auch mit starkem Akzent.
    „Kleine Menschenlady, keine Ahnung, wie du überlebt hast, aber wir werden diesen Fehler korrigieren.“
    Daraufhin zogen sie alle ihre Waffen – Äxte, Breitschwerter und Messer, die nur dumpf schimmerten, weil ihre Klingen mit Gift eingeschmiert waren. Jaina spürte, wie sich ihre eigenen Lippen zu der Grimasse eines Grinsens verzogen. Die Orcs starrten sie an, sichtlich verwirrt ob ihrer unerwarteten Reaktion, bis ihr Anführer lachte. „Wir dürfen Jaina Prachtmeer töten!“, sagte er.
    „Bringen wir Kriegshäuptling Garrosh ihren Kopf!“, grollte ein anderer.
    Garrosh.
    Jaina würdigte sie nicht einmal einer Entgegnung, stattdessen ließ sie die Spiegelscherbe fallen und hob die Hände. Eine Woge arkaner Energie, noch verstärkt durch die Nachwehen der Manabombe, traf die Gruppe der Orcs. Sie taumelten nach hinten, zitternd

Weitere Kostenlose Bücher