World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
Massenmordes aus der Ferne. Doch zugleich wusste er, dass er – mehr noch, dass sie alle – jetzt hier gebraucht wurden. Diesen Ort konnten sie nicht verlassen.
Nobundo fasste gerade genau diesen Gedanken in Worte, als sich Thrall mit schwerem Herzen wieder der Unterhaltung zuwandte. „Wir sehen die ersten Fortschritte. Wir können jetzt nicht aufhören – keiner von uns.“
„Aber was wird er wohl als Nächstes tun?“, fragte Rehgar. „Geschmolzene Riesen für seine eigensüchtigen Zwecke zu versklaven, das könnte alles zunichtemachen, worauf wir hingearbeitet haben!“
„Wir haben uns mit dem Zirkel des Cenarius und den Aspekten verbündet, um Nordrassil zu retten“, warf Muln Erdenwut ein. „Eine solche Zusammenarbeit hat es noch nie zuvor gegeben, und sie hat das bewirkt, was wir alle erhofft haben. Nordrassil ist geheilt, und deswegen gibt es auch für die gesamte Welt eine Chance auf Heilung. Doch falls Garrosh zu so etwas in der Lage ist, was kann er dann erst unserem Weltenbaum antun?“
Thrall blickte zu seinen Freunden hinüber. Ihre Gesichter spiegelten seine eigene Unentschlossenheit wider, und nachdem Muln und Nobundo einen Blick gewechselt hatten, trat Letzterer vor.
„Diese Nachricht erfüllt mich mit Wut und Trauer“, erklärte er. „Nicht nur, weil die Elementarwesen missbraucht wurden, sondern wegen … … allem. Es stimmt, die Erde könnte sich wieder im Zorn erheben, weil sie so geschändet wurde, und – richtig, auch Nordrassil selbst ist in Gefahr. Aber falls wir jetzt in unserem Streben innehalten, um Garrosh in die Schranken zu verweisen – und ich bin mir nicht sicher, wie die Horde auf solche Bemühungen reagieren würde –, dann gehen wir ein großes Risiko ein. All das Gute, das wir bewirkt haben, könnte umsonst gewesen sein. Go’el – einst führtest du die Horde. Du hast Garrosh als deinen Nachfolger bestimmt. Außerdem wissen wir alle von deiner Freundschaft mit der nach Frieden strebenden Lady Jaina Prachtmeer. Falls du dich um diese Angelegenheit kümmern möchtest, wird niemand deine Beweggründe infrage stellen. Dasselbe gilt auch für euch andere. Wir sind hier, weil wir hier sein wollen – weil wir dazu berufen sind. Doch falls ihr diesen Ruf nicht länger hört, dann steht es euch auch frei, zu gehen. Ihr habt unseren Segen.“
Lange schloss Thrall die Augen. Er war erschüttert, schockiert, wütend, und er wollte nichts lieber, als eine Rüstung anlegen, den Schicksalshammer in die Hand nehmen und nach Orgrimmar marschieren. Er wollte Grom Höllschreis Sohn für all die törichten, überheblichen, zerstörerischen Untaten bestrafen, die er begangen hatte. Garrosh war sein Fehler, und wenn jemand die Pflicht hatte, diesen Fehler zu korrigieren, dann er. Thrall hatte versucht, Garrosh das orcische Ehrgefühl zu vermitteln. Doch statt den besten Taten seines Vaters nachzueifern, hatte sich der junge Höllschrei nur die schlimmsten zum Vorbild genommen.
Aber er konnte nicht gehen, durfte seinen Schmerz nicht stillen. Noch nicht. Selbst wenn jetzt, in diesem Augenblick, Jaina Prachtmeers Geist auftauchen und nach Rache verlangen würde – er müsste ihr sagen, dass es nicht ginge.
Also blickte er aus betrübten blauen Augen zu Nobundo auf und erklärte: „Ich bin voller Trauer. Und voller Zorn. Aber es ist mir bestimmt, hier zu sein. Im Augenblick ist nichts wichtiger als diese Pflicht.“
Nach diesen Worten schwiegen sie alle, selbst Aggra. Sie wussten, welch gewaltigen Preis er bereits gezahlt hatte. Schließlich streckte Rehgar den Arm aus und klopfte Thrall auf die Schulter.
„Wir werden nicht zulassen, dass auch nur ein einziges Opfer dieser Katastrophe umsonst gestorben ist, ob es nun Mitglied der Horde oder der Allianz war. Lasst sie uns durch unser Tun hier ehren. Also los, gehen wir wieder an die Arbeit!“
Jaina trat durch das Portal in Sturmwinds Tal der Helden, direkt unter der Statue von General Turalyon. Einst hatte General Jonathan hier patrouilliert, aber jetzt konnte sie keinen berittenen Soldaten sehen, der darauf wartete, Besucher zu begrüßen oder Botschaften in Sekundenschnelle an den König weiterzugeben. Ihr Blick fiel auf die Gerüste, die um mehrere der Türme herumstanden; die Zerstörung, die Todesschwinge angerichtet hatte, war noch immer nicht gänzlich behoben.
Sie hatte die Fokussierende Iris an einem sicheren Ort versteckt, nahe genug, dass ihre Aura und die des Artefakts für Kalecgos’ suchende Sinne zu einem
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