World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
und geschwächt. Einem von ihnen entglitt der Dolch zwischen den zuckenden Fingern, während er um sein Gleichgewicht kämpfte. Aber die stärkeren unter den Orcs schüttelten den magischen Schlag ab, und nachdem sie ihre Waffen wieder erhoben hatten, stürmten sie auf Jaina los.
Ein Schmunzeln huschte über das Gesicht der Lady von Theramore, und einen Moment später erstarrten ihre Gegner im wahrsten Sinne des Wortes mitten in der Bewegung, ihre Beine waren in einem Panzer aus Eis gefangen. Jainas Finger tanzten durch die Luft und woben einen Zauber. Aus dem Nichts erhob sich zwischen ihren Händen Feuer, dann schoss es als gleißender Ball auf die Orcs zu. Sechs von ihnen, die noch von der ersten Woge arkaner Energie geschwächt waren, erlagen dem Spruch sofort. Sie hatten kaum noch Zeit zu einem letzten Schrei, als sie bei lebendigem Leibe verbrannten. Zehn weitere trugen schwerste Brandwunden davon und krümmten sich vor Schmerz; auch sie würden nicht mehr lange leben. Sekunden später hatte der Zauber seine Wirkung verloren, und die Orcs, die noch auf den Beinen standen, kamen noch immer näher, wenn nun auch deutlich vorsichtiger.
Da hüllte ein Kegel aus gefrorener Luft sie ein. Ihre Bewegungen verlangsamten sich, als würden sie durch Schlamm waten, und Jaina fällte vier weitere mit Feuerbällen. Ihre Opfer gingen sofort zu Boden, und nach einem weiteren arkanen Energiestoß, der Jaina nicht die geringste Mühe kostete, waren plötzlich nur noch zehn Orcs übrig.
Sechs von ihnen konnten sich nur mit Mühe auf den Beinen halten, die vier anderen waren größtenteils unverletzt geblieben. Doch da schoss erneut Feuer von ihren Fingern, und nun brachen alle zehn in sich zusammen. Mit einem letzten Stoß arkaner Energie besiegelte Jaina ihr Schicksal.
Als sie die Hände schließlich wieder senkte, während der Schweiß das Haar an ihr Gesicht klebte, rührte sich keiner ihrer Feinde mehr – bis auf einen. Seine Brust hob und senkte sich wie ein Blasebalg, als er krächzend um Atem rang, und sein Körper zitterte und schüttelte sich unter Krämpfen.
Jaina bückte sich und hob die Spiegelscherbe auf, ohne auf das Stück Glas hinabzublicken. Langsam, mit steifen Bewegungen stieg sie über die Leichen hinweg, ohne darauf zu achten, wenn sie auf einen der leblosen Körper trat. Ein eisiges Gefühl des Vergnügens stieg in ihr hoch, als sie sich dem einzigen Überlebenden näherte.
Er hustete, wobei rotschwarzes Blut aus seinem hauerbewehrten Maul floss. Der Großteil seines Körpers war von Verbrennungen bedeckt, der Kettenpanzer auf seiner Haut geschmolzen. Er musste schreckliche Schmerzen leiden, überlegte Jaina.
Gut.
Sie beugte sich über den Orc, sodass ihr Gesicht dicht über seinem hing und sie seinen fauligen Atem riechen konnte, als er nach Luft schnappte. Er blickte zu ihr hoch, seine winzigen Augen hatten sich vor Angst geweitet – Angst vor Jaina Prachtmeer, der Freundin der Orcs, der Diplomatin.
„Dein Volk besteht aus erbärmlichen Feiglingen“, zischte sie. „Ihr seid nichts weiter als tollwütige Hunde, man sollte euch alle töten. Ihr spuckt auf das Gebot der Gnade? Dann sollt auch ihr keine erfahren. Ihr wollt ein Blutbad? Ihr werdet so viel Blut bekommen, dass ihr darin ertrinkt.“
Die Worte verwandelten sich in einen wilden Schrei, und sie rammte die Glasscherbe in den schmalen Spalt zwischen dem Ringkragen und dem Schulterpanzer des Hordekämpfers. Blut spritzte aus der Wunde und besprenkelte ihr Gesicht.
Der sterbende Orc versuchte noch, sich wegzurollen, aber sie hielt seinen Kopf mit ihren Händen fest und zwang ihn, sie anzusehen, während das Leben mit jedem Herzschlag aus seinem Körper herausströmte. Erst als er schließlich völlig still dalag, stand sie auf. Die Scherbe des Spiegels ließ sie in seinem Hals stecken.
Anschließend setzte sie ihre grimmige Expedition durch das Trümmermeer fort, in das die Horde Theramore verwandelt hatte, und bei jeder Facette der Zerstörung, die sie sah, schlugen die Flammen der kalten Wut in ihrem Inneren höher. Der Hafen war vollständig verschwunden, aber während ihr Blick dort über die Ruinen glitt, fühlte sie sich merkwürdigerweise besser als in der Nähe des Kraters, wo …
Sie blinzelte. Sie wollte es nicht, aber ihr Körper zwang sie, kehrtzumachen und zu der Stelle zurückzugehen, wo sich ihr Turm befunden hatte. Das Prickeln, an dem sich die Konzentration der arkanen Energie messen ließ, war hier stärker. Gewiss,
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