World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
Stufen zum Haupteingang der Burg hinauf, und nachdem sie ihren Namen und ihr Begehr genannt hatte, sagte man ihr, dass Varian sie selbstverständlich so bald wie möglich empfangen werde.
Die Wartezeit wollte Jaina nutzen, um jemand anders einen Besuch abzustatten. Also schlüpfte sie durch eine Seitentür in die Königliche Galerie.
Der Saal hatte den Angriff des großen schwarzen Drachen nicht unbeschädigt überstanden, ebenso wenig wie die darin ausgestellten Kunstwerke. Einige der Statuen waren zerschmettert, Bilder von den Wänden geschleudert worden. Die Werke, die nicht mehr zu retten waren, hatte man bereits entfernt, und die Gemälde, Schnitzereien und Statuen, die noch hier standen, warteten auf die Zuwendung des Restaurateurs.
Hier blieb Jaina stehen, so reglos, als wäre sie selbst aus Stein gehauen, und als die Gefühle, die sich durch ihr Inneres wühlten, sie erneut zu quälen begannen, wünschte sie, sie wäre es wirklich. Einen Moment später gaben ihre Knie nach, und sie fand sich auf dem Boden vor einer großen Statue wieder. Dieses Kunstwerk stellte einen stolzen Mann dar, mit langem Haar, das unter einem breiten Hut hervorwallte. Sein Schnurrbart war ordentlich gestutzt, sein gemeißelter Blick in die Ferne gerichtet. Eine Hand, an der nun zwei Finger fehlten, ruhte auf dem Griff seines Schwertes, die andere umschloss seinen Gürtel. Ein Riss zog sich im Zickzack vom rechten Stiefel aus über die Statue und bis hinauf zur Mitte seiner Brust. Jaina streckte die zitternde Hand aus und schloss sie um den steinernen Stiefel.
„Ist es wirklich erst fünf Jahre her, seit ich meinen Pfad gewählt habe?“, flüsterte sie. „Ich zog es vor, mich auf die Seite von Fremden zu schlagen, von Feinden, von Orcs, und nicht bei dir zu bleiben, Papa. Bei meinem eigenen Blut. Ich habe dich intolerant geschimpft, habe gesagt, dass Friede der richtige Weg sei. Und als du sagtest, du würdest sie immer hassen, du würdest niemals aufhören, gegen sie zu kämpfen, erwiderte ich, sie wären auch nur … Leute. Dass sie eine Chance verdient hätten. Jetzt bist du tot. Und meine Stadt ist auch tot.“
Tränen rannen an ihrem Gesicht hinab. In einem Teil ihres Gehirns, der von ihren Gedanken losgelöst war, nahm sie zur Kenntnis, dass diese Tränen violett waren und glühten – flüssige arkane Energie. Sie tropften auf den steinernen Sockel, auf dem die Statue ruhte, und verdampften zu lila Dunst.
„Papa … vergib mir! Vergib mir, dass ich die Horde so stark werden ließ! Vergib mir, dass ich ihnen die Gelegenheit gab, so viele unserer Leute abzuschlachten!“ Sie hob den Kopf und blickte durch einen violett-weißen Schleier zu der unerbittlichen Statue hinauf. „Du hattest recht, Papa. Du hattest r echt! Ich hätte auf dich hören sollen! Jetzt, jetzt, da es zu spät ist, habe ich es verstanden. Leider musste erst diese … Katastrophe geschehen, bevor ich begreifen konnte.“
Sie wischte sich mit dem Ärmel über die tränennassen Augen. „Aber noch ist es nicht zu spät, um dich zu rächen. Um K-kinndy zu rächen, und die Leidende und Tervosh und Rhonin und Aubrey und all die Generäle – und auch die anderen, die letzte Nacht in Theramore gefallen sind. Sie werden dafür bezahlen. Die Horde wird bezahlen. Ich werde Garrosh vernichten, du wirst sehen. Wenn möglich mit meinen eigenen Händen. Ich werde ihn zerstören und jeden seiner verfluchten grünhäutigen Schlächter auch. Ich verspreche es dir, Papa, ich werde dich nicht noch einmal enttäuschen. Ich werde nicht zulassen, dass sie noch mehr von unseren Leuten töten. Nie wieder . Das schwöre ich. Ich schwöre es …“
Jaina brauchte ein paar Sekunden, um sich zu sammeln, bevor sie nach draußen zurückkehrte, um auf ihre Audienz bei Varian zu warten. Doch diese neu gewonnene Beherrschung wurde schon bald wieder zerschmettert, nachdem man sie angekündigt und in die Privatgemächer des Königs geführt hatte, denn dort begrüßte sie nicht der hochgewachsene dunkelhaarige Mann, der einst ein Gladiator gewesen war, sondern ein schlanker flachsblonder Junge.
„Tante Jaina!“, rief Anduin und eilte zu ihr hinüber, sein Gesicht voller Erleichterung. „Du lebst!“
Jaina wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie dachte an die Scherbe des Spiegels, und …
Er schlang die Arme fest um sie, aber Jaina stand wie erstarrt in dieser Umarmung. Der Junge merkte es sofort und trat einen Schritt nach hinten. Erst jetzt bemerkte er, wie sehr das Arkane
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