World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
abzuziehen und diese Lücken zu schließen. Jaina, wir müssen das richtig in Angriff nehmen, sonst werden nur noch mehr Leute ihr Leben verlieren.“
Sie schüttelte den Kopf. „Nein. Dafür haben wir keine Zeit.“
„Nein, wir haben keine Wahl “, entgegnete Varian. Auch jetzt ließ er seine Stimme ruhig und besonnen erklingen, und aus irgendeinem Grund machte das Jaina wütend. „Wir haben es hier mit einem Krieg zu tun, der sich über zwei ganze Kontinente ausbreiten könnte, vielleicht sogar bis nach Nordrend. Falls ich in einen solchen Weltkrieg eintrete, in dem es keine sicheren Grenzen mehr gibt, werde ich mir vorher einen Plan zurechtlegen. Falls wir dagegen einfach Hals über Kopf losstürmen, werden wir der Horde nur die Arbeit abnehmen.“
Jaina blickte zu Anduin hinüber. Schweigend stand er da, sein Gesicht war blass, die blauen Augen betrübt, aber er machte keine Anstalten, seinen Vater und seine Freundin bei dieser Auseinandersetzung über einen weltumspannenden Krieg zu unterbrechen. Kurz darauf richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf Varian.
„Ich habe etwas in meinem Besitz, das uns helfen könnte“, erklärte sie. „Eine sehr mächtige Waffe ist mir in den Schoß gefallen. Sie kann Orgrimmar zerstören, ebenso sicher und vollständig, wie die Horde Theramore zerstört hat. Aber wir müssen jetzt handeln, solange ihre Armeen so töricht in Orgrimmar versammelt sind. Andernfalls vertun wir eine einmalige Gelegenheit!“
Bei den letzten Worten wurde ihre Stimme lauter, und sie stellte fest, dass sie die Hände zu Fäusten geballt hatte. Es wäre mehr als gerecht, die Fokussierende Iris gegen Garrosh und sein geliebtes Orgrimmar einzusetzen. „Wir können sie allesamt auslöschen. Jeden einzelnen dieser grünhäutigen …“
„Jaina!“ Das Wort war ein einziger gequälter, scharfer Ausruf, und er stammte aus Anduins Mund. Überrascht verstummte sie.
„Was in Theramore geschehen ist, war mehr als nur eine Tragödie“, sagte Varian, während er Jaina sanft herumdrehte, nämlich so, dass sie wieder ihn ansah. „Es war ein unwiederbringlicher Verlust und ein feiger, verabscheuungswürdiger Akt. Aber wir dürfen diesen Verlust nicht noch schlimmer machen, indem wir weitere Allianzsoldaten unnötig in den sicheren Tod schicken.“
„Gewiss gibt es auch in der Horde einige, die über diese Ereignisse wütend sind“, warf Anduin ein. „Die Tauren zum Beispiel. Und sogar die meisten Orcs schätzen nichts mehr als die Ehre.“
Jaina neigte den Kopf. „Nein. Nicht mehr. Dafür ist es zu spät, Anduin. Viel zu spät. Was geschehen ist, lässt sich nicht rückgängig machen. Du hast nicht gesehen, was …“ Ihr versagte die Stimme, und es dauerte einen Augenblick, bevor sie weitersprechen konnte. „Wir müssen zurückschlagen. Und wir dürfen nicht damit warten. Wer weiß schon, welche Grausamkeit Garrosh und seine Horde aushecken, sollten wir es doch tun? Es darf kein zweites Theramore geben, Varian! Seht Ihr das denn nicht?“
„Keine Sorge, wir werden gegen sie kämpfen – aber zu unseren Bedingungen.“
Sie wand sich aus dem Griff seiner Hände frei und trat zurück. „Ich weiß nicht, was mit Euch geschehen ist, Varian Wrynn, aber Ihr habt Euch in einen Feigling verwandelt. Und du, Anduin: Es tut mir leid, dass ich dich in dem Irrglauben an eine heile Welt gelassen habe, du Kind. Es gibt keine Hoffnung auf Frieden; und wir haben keine Zeit mehr zu taktieren. Ich habe das Werkzeug ihres Untergangs in meiner Hand. Und Ihr seid ein Narr, diese Gelegenheit nicht zu ergreifen, Varian!“
Vater und Sohn stießen gleichzeitig ihren Namen hervor, auf unterschiedliche Weise zwar, zugleich aber doch sehr ähnlich. Und dann machten sie bittend einen Schritt nach vorn.
Doch Jaina wandte ihnen beiden den Rücken zu.
21. KAPITEL
Mit Wunden am Körper und Schmerz im Herzen kehrte Kalecgos nach Nordrend und zum Nexus zurück. Trotz Jainas Worten war er ihr gefolgt, teils, weil er um ihre Sicherheit und geistige Gesundheit fürchtete, teils aber auch, weil er gespürt hatte, dass sich die Fokussierende Iris noch immer in Theramore befand. Er war hinter ihr zurückgefallen – schließlich musste er fliegen, behindert durch die nicht unerheblichen Wunden, die er aus der Schlacht davongetragen hatte, während sie sich einfach teleportieren konnte.
Kalec hatte den gewaltigen Krater gesehen, und das wenige – das schrecklich wenige –, was die Manabombe von Theramore übrig gelassen
Weitere Kostenlose Bücher