World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
gereicht.
Glücklicherweise teilten die meisten der blauen Drachen Kirys Skepsis nicht. Vermutlich hielten sie es für ausgeschlossen, dass Jaina, eine einzelne Menschenfrau, eine echte Bedrohung darstellen konnte. Allein Kiry wusste, wie außergewöhnlich mächtig die Lady Prachtmeer wirklich war. Und das war auch der Grund dafür, warum sie sich nicht der Meinung der anderen anschloss.
„Dann ist es also entschieden“, meinte Kalec. „Ich werde euch nicht noch einmal enttäuschen.“
Er sprach die Worte ohne echte Überzeugung, aber wider alle Wahrscheinlichkeit hoffte er, dass sie am Ende doch der Wahrheit entsprechen würden. Denn wer konnte schon sagen, ob die verwundete Erde es überstünde, sollte er sich wieder irren?
Vor nicht allzu langer Zeit hatte der damalige Kriegshäuptling der Horde ein Gelage abgehalten, um die Veteranen zu empfangen, die im Nexuskrieg in Nordrend gegen Arthas gekämpft hatten. Garrosh erinnerte sich noch lebhaft an die prächtige Parade nach Orgrimmar – er selbst hatte sie schließlich vorgeschlagen. Davon abgesehen hatte ihn Thrall an jenem Abend geehrt und ihm die Waffe seines Vaters überreicht, deren beruhigendes Gewicht er nun auf seinem Rücken spürte.
Garrosh war stolz auf die Art, wie die Kämpfer der Horde in jenem Krieg gekämpft hatten. Doch noch größer war sein Stolz auf das, was er bei der Feste Nordwacht erreicht hatte. In Nordrend hatte zumindest ein Teil des Sieges der Allianz gebührt, und bei diesem Gedanken schmeckte er Abscheu, so trocken wie Asche, auf seiner Zunge. Jetzt hingegen war alles ganz so, wie es sein sollte. Jetzt kämpften sie gegen die Allianz. Gewiss, auch Thrall hätte einen solchen Krieg beginnen können, an der nötigen Macht hätte es ihm nicht gemangelt. Doch er hatte vor dieser hellhaarigen Menschenmagierin klein beigegeben und stattdessen für den Frieden gekämpft, als ob es zwischen den Orcs und ihren einstigen Unterdrückern überhaupt so etwas geben könnte. Garrosh war fest entschlossen, das für die Allianz zu werden, was Grommash Höllschrei für die Dämonen gewesen war; und genauso, wie sein Vater die Unterdrückung und Versklavung durch die Dämonen beendet hatte, als er Mannoroth tötete, so würde sein Sohn die nur auf den ersten Blick unscheinbareren Ketten des Friedens mit der Allianz sprengen. Früher oder später, da war er sich sicher, würden sogar Sturköpfe wie Baine und Vol’jin von der Richtigkeit seiner Entscheidungen überzeugt sein, und dann könnte es einen echten Frieden geben – nach den Regeln der Horde, auf Blut errichtet und durch Blut bewahrt.
Darum hatte er befohlen, dass dieser Empfang, dieser Triumphzug der Sieger in die Hauptstadt der Horde, selbst Thralls Feierlichkeiten in den Schatten stellen sollte. Zudem würde es nach der Parade weit mehr geben als nur ein Festgelage. Nein, Garroshs Anweisungen lauteten, dass sechs Tage lang gefeiert werden sollte. Es würde Raptorkämpfe in der Arena geben, Sparringskämpfe, in denen die besten Krieger der Horde ermittelt und mit großen Säckeln voll Gold belohnt werden sollten! Dazu ein Gelage nach dem anderen, begleitet von Lok’tras und Lok’vandnods, während man die Straßen der Stadt mit gutem orcischem Bier überfluten würde.
Als er sich mit seinem Gefolge nun den Toren von Orgrimmar näherte, sah Garrosh voller Freude, dass sich die Menge jubelnder Hordemitglieder nicht vor ihm teilte. Stattdessen riefen sie seinen Namen, bis er laut wie Donner erschallte, und Garrosh warf Malkorok einen zufriedenen Blick zu, während er die Lobpreisungen in sich aufsaugte.
„Garrosh! Garrosh! Garrosh! Garrosh!“
„Sie lieben Euch zu sehr, um Euch einfach durchzulassen“, meinte der Schwarzfelsorc. Er musste schreien, um das Johlen zu übertönen. „Erzählt Ihnen von Eurem Sieg! Sie möchten die Geschichte von Euren Lippen hören!“
Garrosh ließ seinen Blick noch einmal über die Menge schweifen, dann brüllte er: „Soll ich Euch von meiner Vision erzählen?“
Er hatte nicht gedacht, dass es möglich wäre, doch das Jubeln der Orcs wurde jetzt noch ohrenbetäubender. Garroshs Grinsen zog sich in die Breite, als er ihnen mit einer Handbewegung bedeutete, still zu sein.
„Mein Volk! Ihr könnt euch glücklich schätzen. Nicht alle Orcs leben in einer so geschichtsträchtigen Zeit wie dieser. In einer Zeit, da ich, Garrosh Höllschrei, Kalimdor für die Horde zurückerobern werde. Die Menschen sind wie eine Krankheit, und sie haben sich in
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