World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
meiner Macht Stehende tun, um sie wieder zurückzuholen.“ Auch wenn sie jetzt wieder verschwunden ist. Hätte ich sie doch nur zerstören können, als sie noch unter der Himmelsgaleone hing!
„Du bist genauso ratlos wie zu Beginn dieser Misere“, meinte Alagosa, und obwohl jetzt nur Trauer in ihrer Stimme lag und kein Tadel, trafen die Worte Kalecgos tief. Sie hatte recht.
„Die Iris befand sich in Theramore“, sagte er. „Sie wurde während des Angriffs nicht zerstört. Jemand hat sich wieder damit davongestohlen, und ich bin sicher, dass es die Horde gewesen ist.“
„Ich bin mir da nicht so sicher. Ich vermute, dass sie sich im Besitz von Jaina Prachtmeer befindet. Du sagtest, sie habe Theramore vor dir erreicht, und als du dann dort eintrafst, war die Fokussierende Iris verschwunden.“
Es waren nicht so sehr die Worte selbst, die Kalecgos überraschten, vielmehr war es die Person, von der sie kamen. Die Anschuldigung, ausgesprochen in sanftem Tonfall, deshalb aber nicht weniger verblüffend, stammte nämlich aus Kirygosas Mund. Sie hatte sich in die letzte Reihe zurückgezogen und stumm zugehört, doch nun trat sie nach vorn.
„Jaina hat mir geholfen, sie zu finden“, entgegnete Kalec, der instinktiv Partei für die Lady Prachtmeer ergriff. „Sie wusste bereits vor der … sie wusste, welche Vernichtung die Iris anrichten könnte. Warum sollte sie das Artefakt denn willentlich an sich nehmen, ohne mir etwas davon zu sagen?“
„Vielleicht vertraut sie nicht darauf, dass sie bei dir sicher wäre“, meinte Kiry. Auch jetzt war keine Kritik in ihrer Stimme zu hören oder in ihrem Gesicht zu lesen, aber Kalec fühlte sich nichtsdestotrotz verletzt. „Vielleicht hat sie auch vor, das Artefakt gegen die Horde einzusetzen.“
„Jaina würde nie …“
„Du weißt doch gar nicht, was sie tun würde und was nicht“, unterbrach ihn Kirygosa. „Sie ist ein Mensch, Kalec, und du bist ein Drache. Ihr Königreich wurde von der Weltkarte getilgt, als hätte man es mit Tinte übermalt. Sie ist eine mächtige Magierin, und die Fokussierende Iris – das Instrument, das den Tod ihrer Untertanen herbeiführte – war in ihrer Reichweite. Wir dürfen diese Möglichkeit also nicht ausschließen. Vielmehr gilt es, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen. Falls sie über die Iris verfügt, müssen wir das herausfinden … und sie uns zurückholen. Ganz gleich, um welchen Preis. Dieses Artefakt gehört uns, ein Teil des Blutes, das vergossen wurde, klebt also an unseren Händen. Wir dürfen nicht zulassen, dass es noch ein weiteres Mal eingesetzt wird.“
An ihrer Logik gab es nichts auszusetzen. Kalec erinnerte sich daran, dass Jaina vor Zorn und Trauer ganz außer sich gewesen schien, als sie durch das Portal vor ihm geflohen war. Davon abgesehen hatte die arkane Magie der Explosion deutlich sichtbare Spuren an ihr hinterlassen. Ihr Haar war weiß verfärbt, ihre Augen glühten – wenn das schon die Folgen für ihren Körper waren, wie mochte die Manabombe dann erst ihr Wesen beeinflusst haben?
„Ich werde die Fokussierende Iris finden“, erklärte er mit schwerer Stimme. „Wer immer sie bei sich hat – Garrosh oder Jaina.“
Kiry zögerte kurz und wechselte einen Blick mit Teralygos. „Vielleicht wäre es das Beste, wenn dich einige von uns bei der Suche begleiten würden.“
Kalec musste die wütende Entgegnung, die ihm auf der Zunge lag, hinunterschlucken. Kiry war ihm stets eine gute Freundin gewesen; sie war ihm eine Schwester im Geiste, wenn auch keine Gefährtin. Sie lenkte den Verdacht nicht einfach nur auf Jaina, um ihn zu verletzen, sondern weil sie sich Sorgen machte. Darüber, dass seine Gefühle für die Lady Prachtmeer stark genug sein könnten, um ihn bei seinen Pflichten dem Schwarm gegenüber zu behindern. Zudem wusste sie, dass – falls sie recht hatte und Jaina die Iris besaß und einsetzte – Kalec sich das niemals verzeihen könnte.
„Ich bin dankbar für deine Sorge“, sagte er, „und ich weiß, du hast nur das Wohl unseres Volkes im Sinn, wenn du so sprichst. Bitte glaube mir, auch ich habe kein größeres Anliegen. Aber ich kann – und muss – mich allein um diese Angelegenheit kümmern.“
Anschließend wartete er. Sollte aus den Reihen der Drachen vehementer Protest erschallen, würde er nachgeben und tun, was der Rest des Schwarms für das Beste hielt. Schließlich hatten ihnen seine eigenen Entscheidungen bislang wirklich nicht zum Vorteil
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