World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
die Lüfte emporgeschwungen, und seine gewaltigen Flügel erzeugten bei jedem Schlag einen angenehmen Windhauch, als er entschlossen in die Höhe schoss. Jaina schirmte die Augen gegen die Sonne ab, während er seinen Steigflug fortsetzte und zu einem winzigen Punkt in der Ferne zusammenschrumpfte, bevor er schließlich ganz verschwand.
Kurz blieb sie noch stehen, und als sie sich umdrehte und in den Turm zurückkehrte, wunderte sie sich, warum sie plötzlich so traurig war.
Schlotternachtkostüme.
Kalecgos schnaubte, während er dahinflog, und obwohl er versuchte, nicht weiter darüber nachzudenken, musste er sich doch selbst tadeln. Wie hatte er etwas so Simples nur übersehen können? Andererseits: Die Analogie, die Jaina auf die Natur des Zaubers aufmerksam gemacht hatte, gründete sich auf einen Feiertag, den es in seiner Kultur nicht gab. Die Schlotternächte waren kein Drachenfest, und auch sonst trugen die riesigen Kreaturen keine Kostüme … es sei denn, natürlich, man bezeichnete ihre Menschengestalt als Kostüm. Doch sie war eigentlich nur eine andere Manifestation ihrer selbst, kein Trick und keine Illusion. Sie diente nicht als Verkleidung.
Oder vielleicht doch? Schließlich benutzten die Drachen ihre Fähigkeit zur Körperwandlung, um sich unbemerkt unter die jüngeren Rassen zu mischen. Kritische Stimmen mochten es also durchaus als Trick bezeichnen, selbst wenn Kalecgos nie das Gefühl gehabt hatte, dass er sich verkleidete , wenn er zu Kalec wurde. Er war noch immer er selbst und sah einfach nur anders aus.
Diese Vorliebe der jüngeren Rassen, Magie auf so leichtfertige Weise einzusetzen, war mehr als verwirrend. Erst durch Jainas Hilfe – die sich mit solchen kleinen, schlichten Zaubern auskannte – war es ihm gelungen, zwei und zwei zusammenzuzählen. Darin sah er ein weiteres Beispiel dafür, dass die Drachen anfangen mussten, Dinge anzuerkennen, die sie einst als frivol abgetan hatten, wenn sie in dieser Welt, die der Stunde des Zwielichts entgangen war, bestehen wollten.
Nun, da er wusste, was für ein Spiel seine Gegner spielten, konnte er die Fokussierende Iris wieder fühlen, genauso wie er es Jaina erzählt hatte. Er musste nur mit seiner Magie nach dem suchen , was sie wirklich war, nicht nach dem, was die Diebe in ihr sahen; er musste sich auf die wahre, arkane Essenz des Artefakts konzentrieren und das Kostüm vergessen, in das sie gehüllt war. Zwar spürte er die Aura der Iris nicht mehr so deutlich wie vor ihrem Verschwinden, aber das Gefühl war noch immer da, wie eine vage Duftfahne in seinem Geist. Immer wieder gab es Momente – lang andauernde Momente –, in denen er das Gefühl hatte, die Verbindung würde wieder abreißen. Doch dann zehrte Kalecgos von der Geduld seiner Rasse und verharrte einfach in der Luft, im Vertrauen auf sein neues Verständnis der Fokussierenden Iris, bis sich ihm das Artefakt wieder zeigte.
Etwas, das ihn zugleich verwirrte und besorgte, war die Geschwindigkeit, mit der das verteufelte Ding dahinraste. Es schien geradezu, als würde es … fliegen. Eigentlich sollte keine der jüngeren Rassen in der Lage sein, sich so schnell zu bewegen. Wie also konnte das sein? Wer war zu einer solchen Geschwindigkeit in der Lage? Falls es ihm gelänge, diesem Rätsel auf den Grund zu gehen, könnte er sicher auch den Rest dieses Mysteriums lösen.
Ein Gedanke, ebenso verlockend wie herzzerreißend, stahl sich in seinen Geist: Würde er die Fokussierende Iris vielleicht schneller finden, wenn er noch die Kräfte eines Aspekts besäße?
Wütend schüttelte er den Kopf. Solche Gedanken führten auf einen gefährlichen Pfad, der in Verzweiflung enden mochte. Er hatte jetzt keine Zeit für diese so kleinen und doch so gewaltigen Worte wie hätte , wäre und wenn . Das war der Sirenengesang des Verderbens, gekleidet in das Kostüm des Wunschdenkens. Er musste der Realität ins Gesicht sehen, und er brauchte all die Weisheit, Klarheit und Zuversicht, die er nur mobilisieren konnte, um das Schlimmste noch zu verhindern.
Jaina überraschte es selbst ein wenig, aber sie erkannte, dass sie Kalecs Gegenwart vermisste. Er hatte den Ernst ihrer Lage niemals auf die leichte Schulter genommen – die Aufgabe, die Iris zu finden, lastete schwerer auf ihm als auf sonst jemandem, schließlich gehörte das Artefakt seinem Schwarm –, aber er hatte dieser sonst so düsteren und beängstigenden Aufgabe eine gewisse Leichtigkeit verliehen. Sein Humor war ebenso angenehm wie
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