World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
ersetzen, mein Freund“, entgegnete sie sanftmütig, „aber ich werde mein Bestes tun. Falls jemand unsere Fokussierende Iris in dieser großen Welt wiederfinden kann, dann bist du es, denn keiner von uns kennt Azeroth besser als du.“
Mehr gab es nicht zu sagen. Schweigend katapultierte sich Kalecgos in die Luft, dann flog er in den kalten, verschneiten Tag hinaus, immer diesem schwachen, zerrenden Gefühl nach, das ihm sagte: Hier entlang, hier entlang . Kirygosa glaubte also, dass er Azeroth besser kannte als jeder andere blaue Drache. Er konnte nur hoffen, dass sie damit recht hatte.
2. KAPITEL
Baine Bluthuf blickte sich unsicher um, als er und seine kleine Gruppe die Stadt Orgrimmar betraten. Als einziges Kind von Cairne, dem zu Lebzeiten innig geliebten und nun im Tod tief betrauerten Oberhäuptling der Tauren, hatte Baine die Stellung eingenommen, die sein Vater so viele Jahre innegehabt hatte. Es war eine Verantwortung, nach der er eigentlich nie wirklich gestrebt hatte, und er war zu gleichen Teilen von Demut und Bedauern erfüllt gewesen, als er sie schließlich angenommen hatte. Das war noch gar nicht so lange her, und doch hatte sich die Welt in der kurzen Zeit, die seither vergangen war, in scheinbar jeder Hinsicht verändert.
Seine persönliche Welt war in der Nacht zerschmettert worden, als sein Vater in einem Mak’gora , einem rituellen Duell, getötet worden war. Cairne war gegen Garrosh Höllschrei angetreten, der erst vor Kurzem von Thrall zum neuen Kriegshäuptling der Horde ernannt worden war. Eigentlich hatte er vorgehabt, ehrenhaft zu kämpfen, doch jemand anders hatte etwas dagegen gehabt: Magatha Grimmtotem, eine Schamanin, die lange einen Hass gegen Cairne gehegt hatte und danach strebte, die Tauren anzuführen. Sie hatte die Klinge von Garroshs Axt Blutschrei nicht mit Salböl, sondern mit Gift bestrichen. Dieser Betrug hatte den edlen Cairne das Leben gekostet.
Garrosh hatte sich aus dem Konflikt herausgehalten, der im Anschluss an diese Ereignisse ausgebrochen war, als Magatha die Führung der Tauren unverfroren für sich in Anspruch gennommen hatte. Baine hatte die Möchtegern-Thronräuberin besiegt und sie verdammt, gemeinsam mit allen anderen, die sich weigerten, ihm loyal zu folgen. Anschließend hatte er selbst dem Kriegshäuptling der Orcs die Treue geschworen, und zwar aus zweierlei Gründen – erstens, weil sein Vater es so gewollt hätte, und zweitens, weil er wusste, dass er nur auf diese Weise sein Volk beschützen konnte.
Seitdem war Baine Bluthuf nicht mehr nach Orgrimmar gekommen. Er hatte niemals das Verlangen danach gespürt, und jetzt, da er hier war, wünschte er sich noch mehr, dass er diesem Ort für immer hätte fernbleiben können.
Doch Garrosh hatte die Anführer der verschiedenen Rassen vorgeladen, und da er Grom Höllschreis Sohn nun einmal seine Unterstützung zugesichert hatte, war Baine dieser Einladung nachgekommen, ebenso wie all die anderen auch. Sich Garroshs Wunsch zu widersetzen, hätte einen offenen Krieg bedeuten können.
Baine und sein Gefolge ritten auf ihren Kodos durch die schweren Stadttore, und mehr als einer der Tauren blickte dabei mit nervös zuckenden Ohren zu dem hoch aufragenden Gerüst und dem gewaltigen Kran empor, der über ihnen von einer Seite auf die andere schwang. Orgrimmar war nie so ländlich und idyllisch gewesen wie Donnerfels, aber nun wirkte es durch und durch martialisch. Riesige Eisenkonstruktionen, schwer und schwarz und unheilvoll, hatten die einfachen Holzhütten ersetzt, angeblich, um „einen weiteren Brand zu verhindern“, wie Garrosh gesagt hatte. Baine wusste aber, dass es Höllschrei ebenso darum ging, Erinnerungen an die alten Hochzeiten der Horde zu erwecken. Jeder sollte wissen, dass man die Orcs, und infolgedessen die gesamte Horde, ernst nehmen musste – auch nach dem Chaos des Kataklysmus und der folgenden Schreckensherrschaft von Todesschwinge. In Baines Augen drückten diese hässlichen Veränderungen aber keinesfalls Stärke aus, vielmehr stellte das „neue Orgrimmar“ für ihn ein Sinnbild der Dominanz, der Eroberung, der Unterdrückung dar. Das harte, gezackte Metall, das hier allgegenwärtig schien, war eine Bedrohung, kein Schutz. Er fühlte sich jedenfalls alles andere als sicher an diesem Ort, und er glaubte, dass es jedem anderen Wesen, das kein Orc war, ebenso ergehen musste.
Garrosh hatte sogar die Festung Grommash aus dem Tal der Weisheit, wo sie seit der Gründung der Stadt unter
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