World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
Allianzblut zu vergieß’n, aber falls Ihr sie noch weiter zurückhaltet, werd’n sie unruhig. Die Verlass’n’n mög’n Geduld ja für ’ne Tugend halt’n, aber ich muss Euch frag’n – was denkt Ihr Euch dabei? Ihr seid ein großer Krieger! Ihr habt keine Angst vor der Allianz. Also, warum schlag ’ n wir nicht sofort zu?“
„Du hast recht, ich bin ein großer Krieger. Und ich weiß auch viel über Strategie“, entgegnete Garrosh. „Ich bin es allmählich leid, dass du in dieser Sache die Richtigkeit meiner Entscheidung anzweifelst.“ Verschwunden war nun plötzlich die heitere, entspannte Haltung; Garrosh hatte weder zu viel getrunken noch zu viel gegessen, und seine Augen waren scharf und entschlossen, als er sie noch einmal musterte.
„Wir zweifeln nicht an Euch“, korrigierte Baine vorsichtig. „Wir sind ebenfalls Krieger von einem gewissen Ruf. Auch wir wissen, dass eine gute Taktik nötig ist. Darum wollen wir Euch unseren Rat anbieten, den wir mit dem Blut unserer Leute teuer bezahlt haben. Wir wollen unnötiges weiteres Blutvergießen verhindern und bitten Euch inständig, uns Gehör zu schenken.“
Baine atmete tief ein, dann stand er auf, trat zu Garrosh hinüber und kniete vor ihm. Diese Geste der Untertänigkeit nagte an ihm, war aber nichtsdestotrotz ernst gemeint. Garrosh musste ihn ganz einfach anhören. Sein Volk – nein, die ganze Horde – mochte davon abhängen.
„Die Tauren und die Trolle sind seit jeher Freunde der Orcs“, sagte er. „Wir bewundern und respektieren Eure Rasse. Aber Ihr seid viel mehr als nur der Häuptling der Orcs. Ihr seid der Kriegshäuptling der Horde, Garrosh Höllschrei.“ Sein Blick huschte zu der einschüchternden Erscheinung von Malkorok hinüber, der neben Garrosh stand, die Arme vor der breiten grauen Brust verschränkt, die hasserfüllen Augen auf Baine gerichtet. „Ihr führt uns alle, und Ihr seid schlau. Warum also übergeht Ihr einfach unseren Rat in dieser Sache? Warum schenkt Ihr nur diesem Schwarzfelsorc Gehör?“
Malkorok knurrte tief und machte einen Schritt nach vorn, doch als Garrosh die Hand hob, erstarrte er mitten in der Bewegung. „Du musst eine Nachricht an die Blut und Donner und die anderen Schiffe übermitteln, die vor dem Hafen von Theramore versammelt sind“, erklärte er, während seine Augen aber nicht auf Malkorok gerichtet waren, sondern auf Baine. „Sag ihnen, dass ich neue Befehle für sie habe!“
Baine und Vol’jin tauschten einen hoffnungsvollen Blick aus. Vielleicht hörte Garrosh nun doch noch endlich auf sie.
Der Kriegshäuptling lächelte hinter seinen Hauern, aber als er sprach, war seine Stimme kalt und hart. „Sag der Flotte, sie soll sich weiter von Theramore zurückziehen! So weit, dass man sie auch mit dem besten Allianz-Fernrohr nicht mehr sehen kann. Ihre Präsenz dort ist nicht länger vonnöten.“
„ Was? “ Vol’jins Stimme war ein Schrei abgewürgter Fassungslosigkeit.
„Ich habe mein Ziel erreicht. Ich wollte, dass sich die Allianz der möglichen Gefahren an ihren Küsten bewusst wird.“
Langsam stemmte sich Baine auf die Hufe. „Ihr … wollt die Flotte fortschicken?“, sagte er mit hohler Stimme.
„Das tue ich“ bestätigte Garrosh, während er ebenfalls aufstand. Die beiden starrten einander an.
„Anstatt auf einen Angriff zu drängen, bevor Theramore Verstärkung rufen kann … ziehen wir uns zurück.“
„Ja. So, jetzt weißt du es, Taure. Das sind meine Befehle. Willst du sie etwa infrage stellen?“
Der Moment dehnte sich in die Länge, angespannt und still, wenn man einmal von dem Zischen absah, mit dem der Saft des Fleisches ins Feuer tropfte. Niemand bewegte sich, obwohl jeder darauf vorbereitet war.
„Ihr seid der Kriegshäuptling der Horde, Garrosh Höllschrei“, sagte Baine schließlich. „Tut, was Ihr für richtig haltet. Ich bete nur zur Erdenmutter, dass es noch so etwas wie eine Horde geben mag, wenn dieses Debakel einmal vorüber ist.“
Bevor Garrosh ihn weiter verhöhnen konnte, wandte sich der Taure um und stapfte davon, Vol’jin direkt neben sich, und als sie zu ihren Zelten zurückstapften, erklang hinter ihnen ein lautes, raues Orcgelächter.
Die Stimmung in Theramore war entschlossen und grimmig, und der militärische Aspekt der Stadt, der schon immer spürbar gewesen war, rückte nun in den Vordergrund. Das Gasthaus war jetzt nicht länger ein Ort, an dem man bei einem Bier und guter Unterhaltung am Feuer saß, sondern einer, wo
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