World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
zunächst warten meine Kollegen hier noch auf ihre Befehle.“
„Nennen wir es doch lieber Bitten“, sagte Jaina, dann blickte sie zu Tervosh hinüber. „Tervosh, Kinndy, Leidende? Würdet Ihr unsere Gäste bitte mit dem Aufbau der Stadt vertraut machen und sie Hauptmann Mumm und Hauptmann Ebenstab vorstellen?“
Die Leidende nickte lediglich, aber Tervosh ereiferte sich: „Es wäre uns eine Ehre. Wir sind äußerst dankbar für Eure Unterstützung.“ Kinndy indes wirkte ein wenig überwältigt, und ausnahmsweise schien sie nicht zu wissen, was sie sagen sollte. Jaina blickte der Gruppe nach, als sie davonging, dann wandte sie sich wieder an Rhonin.
„Ihr wisst hoffentlich, dass Ihr viele Magier empört habt“, sagte er ohne Umschweife.
„Ich?“, fragte Jaina verwirrt.
„Ich weiß, ich weiß, das ist normalerweise nicht gerade mein Spezialgebiet“, gab der rothaarige Magier mit einem selbstironischen Grinsen zurück. „Manche Leute hegen eben gerne einen Groll. Ich würde also nicht so weit gehen zu sagen, dass Ihr Euch während des Dritten Krieges Feinde gemacht habt, aber sagen wir so: Eure Entscheidungen haben Euch nur sehr wenige Sympathien eingebracht.“
„Was habe ich denn getan?“
„Es geht eher um das, was Ihr nicht getan habt. Einige Dalaraner fühlten sich von Euch im Stich gelassen, als Ihr entschieden habt, nicht weiter mit den Kirin Tor zusammenzuarbeiten, sondern auf eigene Faust davongezogen seid.“
„Ich wurde nicht gebraucht“, erklärte Jaina. „Mir war ein anderer Weg – nun, man könnte wohl sagen, vorherbestimmt . Ich ging dorthin, wo ich meiner Meinung nach am meisten bewirken konnte. Ich hatte keine Ahnung, dass sich andere Magier durch diese Entscheidung beleidigt fühlen könnten.“
„Es ist eine alte Verstimmung, mehr nicht“, beruhigte sie Rhonin. „Manche Leute sind einfach nicht glücklich, wenn sie nicht böse auf jemanden sein können. Und der einzige Grund, warum diese Geschichte nicht schon längst verjährt ist, ist der, dass viele Magier Euch für die Zukunft des Rates hielten und nicht irgend so einen dahergelaufenen rothaarigen Besserwisser.“ Als er ihren erschrockenen Gesichtsausdruck sah, fügte er hinzu: „Kommt schon, Jaina, wie oft habe ich schon aus Eurem Munde gehört, dass es ein ebenso großer Fehler ist, die eigenen Talente herunterzuspielen, wie sie künstlich aufzublähen. Ich bin gut. Verdammt gut. Und das Gleiche gilt auch für viele andere bei den Kirin Tor. Ein paar von ihnen sind heute sogar hier. Aber Ihr …“ Er schüttelte bewundernd den Kopf. „Ihr seid eine gute Diplomatin, daran gibt es keinen Zweifel. Azeroth hat Euch viel zu verdanken. Aber selbst ich denke, dass Ihr Eure Talente hier in Theramore verschwendet.“
„Theramore ist eine Nation, ein Leuchtfeuer der Hoffnung in dieser Welt, und ich habe versprochen, mich um sie zu kümmern und sie zu beschützen. In Dalaran wäre ich nur eine weitere Kirin Tor. Hier hingegen …“ Sie machte eine Handbewegung, die das Treiben ringsum einschloss. „Ich kann die Stadt nicht verlassen, nicht jetzt. Vermutlich nie, Rhonin. Ihr wisst das. Theramore braucht mich. Und was immer Ihr auch sagt, ich kann nicht glauben, dass ich Azeroth als eine Magierin unter vielen in Dalaran besser dienen kann als hier mit meiner Diplomatie.“
Er nickte, ein wenig bedauernd, wie es ihr schien. „Ihr seid Theramore“, stimmte er dann zu. „Mehr, als je einer von uns die Kirin Tor verkörpern könnte. Diese Welt ist in einem bemitleidenswerten Zustand, Jaina. Man hat ihr keine Gelegenheit gegeben, sich zu erholen. Erst der Krieg gegen Malygos und die blauen Drachen, dann der Kampf gegen diesen Bas–, vergebt mir, gegen den Lichkönig, der so viele Leben gekostet hat. Und anschließend ist Azeroth praktisch entzweigebrochen. Ohne Eure Bemühungen schmälern zu wollen, aber ich glaube, weder die Horde noch die Allianz wissen, was sie mit sich anfangen sollten, wenn es zu einem Frieden käme.“
Jaina wusste, dass Rhonin mit seinem Kommentar keine Kritik an ihr üben wollte. Er bedauerte lediglich die Tatsache, dass Azeroth und seine Bewohner gezwungen gewesen waren, so viele Katastrophen und so viel Gewalt zu erdulden – ein Umstand, den sie selbst ebenso bedauerte. Dennoch erstarrte sie. Seine Worte gingen ihr viel zu nahe. Verschwendete sie vielleicht wirklich ihre Zeit in Theramore? Und hatte sie nicht selbst eingestanden, vor Kurzem erst in einem Gespräch mit Go’el, dass sie
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