World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
Grund, da draußen vor Anker liegen. Die Horde is’ groß, gewiss, aber nicht so groß.“
„Der Gedanke kam uns auch schon“, schaltete sich Shandris in die Unterhaltung ein. „Es gibt keine Beweise dafür, dass Ihre Angriffspläne einem anderen Ort als Theramore gelten.“
Jaina dachte einen Moment nach, dann schüttelte sie den Kopf. „Nein. Ich bin mir sicher, es war nur ein Trick. Meine … Quelle ist ein großes Risiko eingegangen, um mich zu warnen, und ich vertraue ihr bedingungslos.“ Sie hatte an Baines Seite gesessen, als er den Tod seines Vaters durch einen hinterlistigen Verrat betrauert hatte, hatte gesehen, wie eine dem Licht heilige Waffe in seinen Händen zufrieden aufgeleuchtet hatte. Er würde sie nicht betrügen.
Der Draenei musterte sie und nickte anschließend. „Dann wollen auch wir dem Wort dieser namenlosen Quelle glauben. Die gegenwärtige Lage scheint seine Worte zu bekräftigen.“
Shandris rutschte auf ihrem Stuhl nach vorn. „Admiral Aubrey“, sagte sie. „Wir hatten die Ehre, bereits auf der Fahrt hierher mit Euch zu sprechen. Lady Jaina und die anderen hatten aber noch keine Gelegenheit dazu. Warum berichtet Ihr Ihnen nicht, was Ihr auch mit uns geteilt habt?“ Sie lächelte, aber es war kein angenehmes Lächeln. Shandris Mondfeder war ein Raubtier, und Jaina konnte deutlich sehen, dass sie mit der Jagd beginnen wollte. „Anschließend können wir über unsere Strategien beraten.“
Jaina nahm sich einen Moment, um dem Licht – und mit ihm Varian Wrynn, A’dal, der Hohepriesterin Tyrande, dem Erzdruiden Malfurion, Rhonin und dem Rat der Drei Hämmer – für die große Weisheit dieser kampferfahrenen Männer und Frauen zu danken. Mit etwas Glück würden sie nicht nur dem Ansturm der Horde trotzen, sondern diesen Angriff auch mit möglichst wenigen Opfern auf beiden Seiten abwehren.
Wenn Garrosh Höllschrei dann erkannte, dass nicht einmal seine vehementesten Bemühungen Früchte trugen, wäre er vielleicht bereit, der Gewalt abzuschwören und über einen Frieden zu verhandeln.
Erdenmutter, zeige mir den Weg , betete Baine stumm. Er hatte die kleine Gedenkstätte aufgesucht – das Tauren-Äquivalent eines Friedhofes –, ganz in der Nähe des Lagers, das sie auf dem Weg zur Nordwacht passiert hatten. Hier, wo die wohlwollenden Geister der Verblichenen noch lebendig sein mochten, fand er Ruhe und Trost.
Die Tage krochen dahin, während die Horde wartete … und wartete, und mit jedem solchen Tag verstärkte die Allianz die Verteidigungsanlagen um Theramore weiter. Wie Baine von Perith erfahren und auch zuvor schon vermutet hatte, hatte Jaina seine Nachricht voller Respekt und Dankbarkeit entgegengenommen, ganz so, wie er es von der Lady von Theramore erwarten konnte. Doch er hatte sie gewarnt, um ein Massaker an der Allianz zu verhindern, und nicht, damit die Allianz die Chance bekam, die Horde zu massakrieren. Genau darauf lief es nun aber hinaus. Die Schuld dafür war natürlich nicht bei Jaina zu suchen; es war Garrosh, dessen Gedankengänge ebenso unergründlich wie besorgniserregend waren. Während die wertvollen Sekunden verstrichen, schien er völlig zufrieden damit, hier, inmitten seiner Kor’kron, zu verharren, mit dem Schwarzfelsorc an seiner Seite.
Sie hatten gehört, dass die berühmte Siebte Flotte in Theramore eingetroffen war und dass die Decks ihrer Schiffe vor Generälen der Allianz, deren Namen Garrosh Herz eigentlich mit Grauen hätten erfüllen müssen, sogar überquollen. Stattdessen hatte Baine aus dem Lager seines Kriegshäuptlings nur Gelächter und markige Kommentare gehört, während die grimmige Neuigkeit im Flüsterton unter den Fußsoldaten die Runde machte. Doch sie konnten nach wie vor nichts tun, als bloß dazusitzen und auf Befehle zu hoffen.
Inzwischen fehlte selbst Baine der Mut, weiter gegen Garroshs Verzögerung des Angriffs zu protestieren. Bestenfalls würde man ihn wieder verspotten und an die Grenzen seiner Selbstbeherrschung treiben, bevor man ihn fortschickte, ohne dass er irgendetwas erreicht hätte – und schlimmstenfalls, das wusste er, würde man ihn des Verrats beschuldigen und womöglich hinrichten.
Baine war ein Krieger, und als solcher kannte er sich mit Taktiken und Strategien aus. Er wusste, dass hinter manchen auf den ersten Blick törichten Zügen eine tiefere Weisheit steckte. Garrosh hatte die Feste Nordwacht angegriffen und einen beeindruckenden Sieg davongetragen. Wäre er ein oder zwei Tage später
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