World of Warcraft: Jaina Prachtmeer - Gezeiten des Krieges
erfolglos bleiben könnte und nicht einmal ein einstiger Aspekt der blauen Drachen den Dieben rechtzeitig auf die Spur kommen mochte. Und nun das – die Horde zerstörte die Feste Nordwacht und wandte ihre Augen anschließend auf Jainas Stadt.
Als junge Frau war sie nie sonderlich gesellig gewesen; sie hatte das Vergnügen, allein in einer stillen Ecke über Büchern und Schriftrollen zu sitzen, der lebhaften Hektik von Bällen oder Feiern vorgezogen, und auch jetzt – als Erwachsene – hatte sich nicht viel an dieser Einstellung geändert. Als wichtige Diplomatin hatte sie sich zwar daran gewöhnt, zahllosen offiziellen Pflichten nachzukommen, am liebsten verhandelte sie aber unter vier Augen, von Angesicht zu Angesicht, sofern das möglich war. Zudem sehnte sie den Moment herbei, da die Verhandlungen abgeschlossen und die Verträge unterzeichnet wären, da sie dann nach Hause zurückkehren konnte, in das vergleichsweise isolierte Theramore, wo die Dinge einen viel langsameren Gang gingen. Nun war Theramore allerdings von mehr hektischer Aktivität erfüllt, als Jaina je bei einem ihrer Besuche in Lordaeron erlebt hatte. Auf den Straßen drängten sich Männer und Frauen, die Autorität und Entschlossenheit ausstrahlten. Die Einsamkeit von Jainas Refugium war zerschmettert wie ein kaputter Spiegel, in dessen gezackten Scherben sich nur noch Chaos und Eile spiegelten.
Nicht jeder hier in Theramore mochte den durchdringenden Geruch des nahen Sumpfes, aber als sie nun nach draußen trat und tief die Luft in ihre Lungen sog, musste Jaina lächeln. Mitnichten war das der angenehme Duft von Apfelblüten, wie sie ihn noch aus dem Dalaran ihrer Kindheit kannte, und auch nicht der saubere Piniengeruch, der Lordaeron erfüllte. Doch für sie war es der Duft der Heimat.
Ein Schatten fiel auf sie, und als sie den Kopf hob und die Augen abschirmte, sah sie, dass ein kleiner Umriss die Sonne aussperrte. Er kreiste über ihr, und während er sich tiefer und tiefer senkte, wurde er größer und größer. Jainas Lippen verzogen sich zu einem noch breiteren Lächeln, und sie winkte Kalecgos zu.
Nachdem all die Truppen in der Stadt angekommen waren, gab es nun nicht mehr sehr viele Plätze, wo er landen konnte, und sie folgte ihm mit den Augen, als er in Richtung der Schreckensmoorküste abdrehte und zu dem sandigen Strand dort hinüberflog. Sie machte sich auf den Weg zu den Toren – die nun verschlossen und zu jeder Tages- und Nachtzeit bewacht waren – und winkte den Soldaten ungeduldig zu, den Riegel zurückzuschieben. Anschließend eilte sie über die Hügel zur Küste, wobei sie den vielen, langsam dahinkriechenden Schildkröten auswich, die hier an Land kamen oder sich wieder ins Meer zurückschoben.
Der Sandstreifen war eigentlich zu schmal, um ihn wirklich als Strand zu bezeichnen, doch bot er Kalecgos genügend Platz, um vorsichtig zu landen. Und noch während ihm Jaina entgegenhastete, verwandelte er sich in seine Halbelfenform. Als sie ihn fast erreicht hatte, verlangsamte sie ihre Schritte, und plötzlich erkannte sie, wie impulsiv und mädchenhaft es von ihr gewesen war loszurennen. Für eine Frau in ihrem Alter und ihrer Position geziemte sich so etwas nicht. Ihre Wangen glühten, aber ob nun aus Scham oder Erschöpfung, das konnte sie nicht sagen.
Als er sie sah, hellte ein Lächeln sein attraktives Gesicht auf, und sie fühlte neue Hoffnung, während sie seine ausgestreckten Hände umfasste. „Habt Ihr sie inzwischen gefunden?“
Kalecs Lächeln wurde schmaler. „Leider nicht. Sie bewegt sich noch immer viel zu willkürlich, als dass ich ihr wirklich näher kommen könnte.“
Mitfühlend rang sie die Hände. „Das tut mir leid“, flüsterte sie. „Für uns alle.“
„Mir ebenfalls. Aber sagt … warum wirkt Ihr so besorgt? Machen die Gespräche keine Fortschritte? Ich dachte, bei so vielen weisen Beratern müsstet Ihr schon längst einen Plan ausgearbeitet haben, um die Horde so vernichtend zu schlagen, dass ihre Krieger nach Hause zu ihren Müttern rennen, um in Zukunft nur noch zu stricken und sich um kleine Kätzchen zu kümmern.“
Diese Bemerkung ließ sie auflachen. „Wir können in der Tat von Glück reden, dass so viele erfahrene Krieger an unserer Seite stehen. Aber … vielleicht erweist sich genau das als Problem.“
Kalec blickte über ihre Schulter zu den Toren von Theramore. „Müsst Ihr sofort zurück?“
„Ein wenig Zeit kann ich entbehren.“
Er drückte ihre Hände, dann
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