World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)
zu unterlassen. Auch die zivile Flugsicherung und der Bankensektor sollen geschont werden.
Während das Cyber Command seinen nächsten Schritt überdenkt, wird gemeldet, dass Datenbanken der Securities Industries Automation Corporation (dem Technologieunternehmen der New Yorker Börse) und des für die Abwicklung finanzieller Transaktionen zuständigen Unternehmens Depository Trust and Clearing Corporation massiv beschädigt wurden. Auch bei den Eisenbahngesellschaften CSX Transportation, Union Pacific und den Burlington Northern Santa Fe Railroads wurden Daten manipuliert, ebenso bei den Fluggesellschaften United, Delta und American Airlines. Infolgedessen musste die New Yorker Börse schließen, Güterzüge blieben auf freier Strecke stehen, und Flugzeuge mussten im ganzen Land am Boden bleiben. Die Defense Information Systems Agency, die die internen Netzwerke des Verteidigungsministeriums betreibt, schlägt Alarm, weil sowohl das SIPRNET als auch das streng geheime JWICS-Netzwerk von sich rasch ausbreitenden Würmern infiziert sind, die Festplatten zerstören. Der Ausgangspunkt für die Anschläge lag nicht im Ausland, daher sahen die amerikanischen Geheimdienste und das Cyber Command sie nicht kommen und konnten sie nicht aufhalten. Bei den Angriffen wurden offenbar neue, bislang ungenutzte Techniken verwendet, weshalb sie bei der Suche nach den Virensignaturen früherer Angriffe nicht auffielen.
Da dem amerikanischen Cyber Command Angriffe auf die chinesische Luftabwehr, das Bankenwesen, die Kommando- und Kontrollsysteme des Militärs und die Flugsicherung untersagt sind, bleiben ihm nicht mehr viele Optionen. Schlimmer noch, da das Cyber Command auch für den Schutz der Netzwerke des Verteidigungsministeriums zuständig ist, wird ein Teil der Expertenabgezogen, um sich um die Würmer zu kümmern, die ihr zerstörerisches Werk fortsetzen. Angesichts des Eskalationsgrades, den das chinesische Team schon beim ersten Schritt wählte, entscheidet sich das amerikanische Team für einen landesweiten Stromausfall in China einschließlich gezielter Attacken, bei denen mehrere große Generatoren zerstört werden. Gleichzeitig sollen so viele Güterzüge wie möglich entgleisen und die Datenbanken des Schienennetzes durcheinandergebracht werden. Als Ersatz für die militärischen Ziele, die von ihren Vorgesetzten ausgeschlossen wurden, wollen die amerikanischen Experten Kommunikationssatelliten der chinesischen Marine sowie das Logistiknetzwerk angreifen.
Der Bericht des Kontrollteams über die zweite Runde der amerikanischen Angriffe fällt nicht gerade positiv aus. Da China die Verbindungen zwischen seinen Netzwerken und dem globalen Internet durchtrennt hat, war die Wirkung des US-Angriffes begrenzt. Schlimmer noch, nach dem ersten Angriff aufs Stromnetz hatte Peking zum Schutz der verbleibenden Sektoren angeordnet, die Verbindungen zum Internet zu kappen. Regionale Stromnetze wurden zu »Inseln« gemacht, um zu verhindern, dass sich die Stromausfälle wie bei einer Kettenreaktion fortpflanzen. Nur wenige Generatoren, die von den USA ins Visier genommen wurden, konnten zerstört werden, und ihr Ausfall verursachte nur isolierte Stromausfälle. Zur gleichen Zeit wurde das Schienennetz auf ein handbetriebenes, funkgesteuertes System umgestellt. Der versuchte Anschlag auf die Güterzüge schlug daher fehl.
Die USA hackten sich in den chinesischen Kommunikationssatelliten ein, brachten das Steuerungssystem durcheinander, bis der Treibstoff verbraucht war, und schickten ihn dann Richtung Jupiter. Doch innerhalb einer Stunde aktivierte die chinesische Marine ein alternatives Kommunikationssystem, bei dem verschlüsselte Nachrichten mittels Funkfernschreibern übermittelt werden. Immerhin ist der amerikanische Angriff auf das für die Logistik der Marine zuständige Computernetzwerk erfolgreichgewesen und hat zusammen mit dem regionalen Stromausfall die Beladung der chinesischen Schiffe in die Länge gezogen. Das Kontrollteam meldet aber auch, dass ein chinesisches U-Boot zwischen zwei amerikanischen Flugzeugträgern aufgetaucht ist. Es befindet sich bereits in Schussnähe – ähnlich wie bei einem Vorfall 2006, als ein U-Boot der Song-Klasse plötzlich neben dem amerikanischen Flugzeugträger Kitty Hawk an die Wasseroberfläche kam. Durch das Auftauchen hat das U-Boot seine Position verraten, der amerikanischen Marine aber auch deutlich gemacht, dass die Position ihrer Flugzeugträger genau bekannt ist. China könnte
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