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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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Unteroffizier verteidigt, der dann vor seinem Bildschirm sitzend gezeigt wurde. In zahlreichen Interviews und Vorträgen gebärdete sich die Führung der Air Force sehr aggressiv: »Unsere Aufgabe ist es, den Cyberspace unter unserer Kontrolle zu halten, und zwar sowohl für den Angriff als auch für die Verteidigung«, räumte Generalleutnant Robert Elder ein. Nicht weniger klar äußerte sich der Leiter der Cyberkrieg-Taskforce der Air Force: »Wer sich im Cyberspace nur verteidigt, der kommt immer zu spät. Wenn man im Cyberspace nicht die Vorherrschaft ausübt, kann man auch in anderen Bereichen nicht dominieren. Das Leben eines hochentwickelten Landes [das im Cyberspace angegriffen wird] kommt abrupt zum Stillstand.«
    Bis 2008 war es gelungen, auch jenen im Verteidigungsministerium, die keine blauen Luftwaffenuniformen trugen, die Bedeutung des Netzkriegs vor Augen zu führen, aber diese Leute waren der Meinung, dass der Cyberkrieg nicht allein der Air Force überlassen werden durfte. Also einigte man sich grundsätzlich auf eine gemeinsame Struktur sämtlicher Teilstreitkräfte, aber viele wollten vermeiden, »denselben Fehler wie im Fall des Weltraumkommandos zu begehen«. Sie wollten kein einheitliches Kommando für einen Bereich schaffen, der sich auch als kurzlebige Mode erweisen konnte. Die Kompromisslösung bestand darin, ein alle Teilstreitkräfte umfassendes Netzkriegskommando einzurichten, das jedoch STRATCOM unterstellt bleiben sollte, zumindest auf dem Papier. Damit waren aber keineswegs alle Hindernisse für die Einrichtung des neuen Kommandos ausgeräumt.
    Die Nachrichtendienste hatten ihre eigene Meinung. Durch die Umstrukturierung nach dem 11. September 2001 war nun eine einzige Person für die 18 amerikanischen Nachrichtendienste verantwortlich. Im Jahr 2008 erlangte Mike McConnell diese Position. Er wirkte wie ein vermögender Geschäftsmann, ein Typ, wie er oft in den Finanzhäusern an der Wall Street anzutreffen ist. Vor seiner Ernennung zum obersten Geheimdienstchef war er für das weltweit agierende Beratungsunternehmen Booz Allen Hamilton tätig gewesen. Der zurückhaltende McConnell hatte nicht den herkömmlichen Weg in die Führungsspitze von Booz gewählt, sondern Karriere im Marinenachrichtendienst gemacht und anschließend den weltweit führenden elektronischen Nachrichtendienst, die National Security Agency (NSA), geleitet, bevor er als Drei-Sterne-Admiral (Vizeadmiral) in den Ruhestand gegangen war.
    Selbst die öffentlichen Äußerungen McConnells oder seines Nachfolgers, des Luftwaffengenerals Ken Minihan, über die NSA machen deutlich, warum diese Männer einen aufwändigen Versuch, eine zweite Einrichtung mit der Sachkenntnis dieses Nachrichtendienstes aufzubauen, für verrückt oder gar unmöglich halten. Beide sprechen mit Hochachtung über die jahrzehntelange Erfahrung und die Kompetenz der NSA, die in der Lage sei, in der elektronischen Spionage »das Unmögliche möglich zu machen«. Das Engagement der NSA im Internet ergab sich folgerichtig aus ihrer Aufgabe, Funksignale abzufangen und Telefongespräche mitzuhören: Das Internet war für sie lediglich ein weiteres elektronisches Medium. Mit der Ausweitung des Internets wuchs auch das Interesse der Geheimdienste an diesem Medium. Die von Akademikern und Elektroingenieuren bevölkerte NSA verwandelte sich in aller Stille in die weltweit führende Organisation für Operationen im virtuellen Raum. Obwohl sie keine Daten manipulieren darf und keine Einsätze zur Störung oder Schädigung gegnerischer Einrichtungen durchführt, hat die NSA die Internetinfrastruktur außerhalb der Vereinigten Staaten gründlich infiltriert, um Organisationen im Ausland auszuspionieren.
    Auch nachdem McConnell die NSA im Jahr 1996 verlassen hatte und zu Booz Allen Hamilton gewechselt war, beschäftigte er sich weiter mit dem Internet. Über ein Jahrzehnt lang arbeitete er mit führenden amerikanischen Unternehmen an ihren Plänen für die Netzsicherheit. Nachdem er im Jahr 2007 in die Spionage zurückgekehrt war, versuchte er als zweiter Director of National Intelligence der Geschichte, die Oberhoheit seiner Behörde über die gesamte amerikanische Nachrichtendienstgemeinde einschließlich der CIA durchzusetzen. Darunter litt seine alte Freundschaft zu CIA-Chef Mike Hayden. Hayden hatte ebenfalls eine Zeitlang die NSA geleitet (das heißt, er war DIRNSA gewesen, Director ofNSA). Während eines Großteils seiner Zeit an der Spitze der CIA blieb

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