World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)
verwandelt worden war, mit schimmerndem Silber und einem hauptsächlich aus Orchideen bestehenden Blütenmeer auf jedem Tisch. Das Menü beruhte auf Produkten aus CO 2 -neutraler lokaler Erzeugung und beinhaltete Short Ribs vom Rind, Wolfsbarsch und eine Auswahl von Frühlingsgemüse, das elegant in Bento-Boxen dargeboten wurde, gefolgt von kleinen Hamburgern mit Pommes frites, um die Gäste bei Kräften zu halten, bis man sie irgendwann nach Mitternacht entließ.
Die Gesellschaftsreporterin der New York Times berichtete, unter den Gästen sei »eine Schar von Vertretern der RegierungObama« gewesen, darunter Rahm Emanuel, der Stabschef des Weißen Hauses, und Valerie Jarret, eine Präsidentenberaterin für Regierungsbeziehungen und öffentliche Angelegenheiten. Meine Freundin Mona Sutphen, die stellvertretende Stabschefin, tanzte die Nacht durch, und dasselbe galt für Clintons ehemaligen Stabschef John Podesta. Unbemerkt von der Times hatte auch eine Reihe von Microsoft-Managern an der Feier teilgenommen. Buckner, der beim größten Softwareunternehmen der Welt früher für die Behördenbeziehungen zuständig gewesen war und sich sein Brot mittlerweile als unabhängiger eingetragener Lobbyist verdiente, hatte ebenfalls ein paar Freunde eingeladen. Seit er sich im Jahr 2008 selbstständig gemacht hatte, kassierte Buckner Lobbying-Honorare, die zu einem Drittel von Microsoft bezahlt wurden. Es ist zu schade, dass die Enthüllungsjournalisten der Zeitschrift Mother Jones nicht zu Hochzeiten gehen. Ihrem Reporter wäre möglicherweise aufgefallen, dass sich die Regierung Obama in jener Nacht buchstäblich mit Microsoft ins Bett legte.
Microsoft hat einen Platz in der von OpenSecret.org erstellten Liste der 30 freigiebigsten Spender, der »Heavy Hitters«. Das Unternehmen hat in den letzten zwei Jahrzehnten fast 20 Millionen Dollar für politische Vorhaben gespendet. Die meisten Organisationen in der »Heavy Hitters«-Liste sind Berufsverbände; Microsoft ist eines von nur sieben Unternehmen, die es in die Gruppe der größten Spender geschafft haben. Natürlich musste Microsoft verlorenes Terrain gutmachen. Bevor Ende der neunziger Jahre die Auseinandersetzung mit dem Justizministerium über die Antitrust-Bestimmungen begann, wollte das Unternehmen von der Westküste nur seine Ruhe haben und hielt sich aus der Politik heraus. Bis 1998 zeigten Microsoft und seine Mitarbeiter keine Neigung, ihre Aktienoptionen für die Unterstützung von Politikern an der Ostküste zu verwenden. Das änderte sich, als die Rechtsexperten der Regierung Clinton den Vorwurf erhoben, die Vermarktung von Windows diene dem Aufbau eines Monopols. Nun begannen Spenden von neuen Lobbygruppen (Political ActionCommitees) und Microsoft-Mitarbeitern zu fließen. Und in den Jahren 1998 bis 2002 ging der Großteil dieses Geldes an die Republikaner. Doch im Jahr 2004 begann Microsoft, den Demokraten fast doppelt so viel zu spenden wie den Republikanern – vielleicht lehnte das Unternehmen den Krieg ab, vielleicht schätzte es aber auch Bushs Chancen auf eine Wiederwahl richtig ein. Im Jahr 2008 wurde das Ungleichgewicht der Spendenaufteilung noch auffälliger: Die Demokraten erhielten 2,3 Millionen Dollar, die Republikaner nur noch 900000.
Mag sein, dass Microsofts Political Action Committees und seine Mitarbeiter die besten Absichten verfolgen, so wie viele Amerikaner, die ihr Geld und ihre Freizeit in den Wahlkampf von Obama investierten, weil sie der Meinung waren, er werde das Richtige für das Land tun. Marland Buckner sagte einem Berichterstatter des Media General News Service, er werde die Regeln des Weißen Hauses peinlich genau befolgen, um jeglichen Interessenkonflikt aufgrund von Barnes’ neuem Job zu vermeiden. Und er versprach, seine Beziehung zu seiner Frau nicht zu nutzen, um Klienten für sich zu gewinnen. Aber das Unternehmen Microsoft hat klare Ziele: Die Sicherheit in der Softwareindustrie darf nicht durch staatliche Vorschriften geregelt werden, das Pentagon darf die Verwendung unserer Software trotz aller Sicherheitslücken nicht einstellen, und wir müssen über die Softwareproduktion im Ausland und unsere Vereinbarungen mit China schweigen.
Microsoft verfügt über gewaltige Mittel, über Milliarden Dollar an liquiden Mitteln. Es ist ein unglaublich erfolgreiches Imperium, das auf dem Grundsatz der Marktbeherrschung mit Gütern von geringer Qualität beruht. Seit Jahren werden Microsofts Betriebssysteme und Anwendungen,
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