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World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)

Titel: World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard A. Clarke , Robert A. Knake
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wachsende Zahl von Ländern bauen offensive Netzkriegsorganisationen auf. Das amerikanische Cyber Command hat auch eine defensive Aufgabenstellung. Es soll das Verteidigungsministerium schützen. Aber wer schützt alles andere?
    Gegenwärtig verteidigt das Heimatschutzministerium die übrigen Einrichtungen der Bundesregierung. Alle anderen Einrichtungen in den Vereinigten Staaten sind auf sich gestellt. Es gibt keine Bundesbehörde, die den Auftrag hätte, das Bankwesen, die Verkehrsnetze oder das Stromnetz gegen elektronische Attacken zu schützen. Das Cyber Command und das Heimatschutzministerium sind der Meinung, dass sie, indem sie die staatlichen Stellen verteidigen, möglicherweise nebenbei auch dem Privatsektor ein wenig Schutz gewähren. Möglicherweise. Die Regierung vertritt die Auffassung, jedes Unternehmen sei selbst für die Sicherheit seiner vernetzten Systeme verantwortlich. Regierungsvertreter argumentieren, der Privatsektor wolle es nicht anders, er verlange, dass sich der Staat aus seinen Angelegenheiten heraushalte. Schließlich verweise die Wirtschaft zu Recht darauf, dass niemand in der öffentlichen Verwaltung in der Lage wäre, die Computernetze einer Bank, einer Bahngesellschaft oder eines Stromversorgers zu betreiben.
    Spricht man mit hochrangigen Managern großer Unternehmen (Geschäftsführern, Betriebsleitern, Sicherheitschefs, IT-Chefs, Verantwortlichen für Systemsicherheit), so bekommt man immer dasselbe zu hören: »Wir investieren genug in die Sicherheit unserer Computersysteme, um alltägliche Bedrohungen durch Cracker abzuwehren. Aber man kann nicht von uns erwarten, dass wir wissen, wie wir uns im Fall eines Netzkriegs mit einem anderen Land gegen einen virtuellen Angriff verteidigen sollen. Die Verteidigung gegen das Militär eines anderen Staates ist die Aufgabe der Regierung. Dafür zahlen wir Steuern.«
    Als die Ära der strategischen Atomwaffen begann, stationierten die Vereinigten Staaten Tausende Abfangjäger und Boden-Luft-Raketen, um nicht nur die militärischen Einrichtungen, sondern auch die Bevölkerung und die Industrie des Landes zu schützen. Rund um die großen Städte wurden Nike-Raketen in Stellung gebracht, um sowjetische Bomber abzufangen. Aber zu Beginn der Ära des Netzkrieges sagt die US-Regierung der Bevölkerung und dem Privatsektor, sie müssten sich selbst verteidigen. Ein Freund von mir kommentiert das folgendermaßen: »Wie wäre es gewesen, wenn das Pentagon im Jahr 1958 U. S. Steel und General Motors empfohlen hätte, sich ihre eigenen Nike-Raketen zu kaufen? Genau das sagt die Regierung Obama der Wirtschaft heute.«
    Der Staat und die Wirtschaft reden in der grundlegenden Frage, wer in einem Cyberkrieg für die Verteidigung der amerikanischen Infrastruktur verantwortlich ist, aneinander vorbei. Die Folge ist, dass niemand die wahrscheinlichen Ziele eines elektronischen Angriffs verteidigt, zumindest nicht in den Vereinigten Staaten. In anderen Ländern, die irgendwann zu Gegnern in einem Netzkrieg werden könnten, ist die Verteidigung des Cyberspace möglicherweise ein wenig besser organisiert.
    Der Rückstand in den Netzkriegsfähigkeiten
    An anderer Stelle haben wir festgestellt, dass die USA möglicherweise die am weitesten entwickelten und komplexesten Fähigkeiten für den Netzkrieg besitzen, knapp gefolgt von Russland. China und Frankreich holen ebenfalls auf, und über 20 Staatenbesitzen Cyberkrieg-Kapazitäten, darunter der Iran und Nordkorea. Es ist nicht festzustellen, ob dieses Ranking dem tatsächlichen Kräfteverhältnis entspricht, aber dies ist die allgemeine Einschätzung der Cyberkrieger. Man kann sich beinahe vorstellen, wie die amerikanischen Computerfreaks nach einem Arbeitstag als Netzkrieger an einem sicheren Ort hocken, Red Bull trinken und Schlachtrufe wie »U-S-A, U-S-A!« oder »We are the Champions!« skandieren. (In meiner High School waren wir so schrullig, dass wir »Sumus primi!« sangen.) Aber sind die USA tatsächlich die Nummer eins? Die Antwort auf diese Frage hängt natürlich davon ab, welche Kriterien man zur Beurteilung heranzieht.
    Was die Fähigkeiten zur Durchführung eines virtuellen Angriffs anbelangt, so wären die Vereinigten Staaten wahrscheinlich die führende Nation, wenn es möglich wäre, diese Kapazitäten richtig zu vergleichen. Aber im Cyberkrieg hängt nicht alles vom elektronischen Angriffspotenzial ab. Es kommt auch darauf an, wie groß die Abhängigkeit vom virtuellen Raum ist, wie sehr ein

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