World Wide War: Angriff aus dem Internet (German Edition)
Eisenbahnlinien und Hotels zu planen und zu koordinieren. Sie nutzen es auch, um Geld zu beschaffen, Rekruten anzuwerben und Terroristen auszubilden. Nachdem al-Qaida ihr Refugium in Afghanistan verloren hatte, verlegte die Gruppe ihre Ausbildung weitgehend ins Internet. Videos mit Anleitungen zum Bau improvisierter Sprengsätze oder zur Inszenierung von Enthauptungen können über ein Fernstudiensystem ebenso gut verbreitet werden wie in den abgelegenen Ausbildungslagern in Afghanistan. Das Internet erspart den Terrorlehrlingen riskante Ausbildungsreisen, die den Sicherheitsbehörden zahlreiche Möglichkeiten eröffnen, potenzielle Terroristen dingfest zu machen. Dank des Fernstudiums müssen sich die Terroristen auch nicht mehr längere Zeit in Gruppen an einem Ort aufhalten, wo sie ein leichtes Ziel für einen Marschflugkörper wären. Die Terrorausbildung über das Internet ist eine große Bedrohung,da sie Attacken einzelgängerischer Terroristen ermöglicht, die nie irgendeine Verbindung zur Führung von al-Qaida gehabt haben. Aber den größten Wert hat das Internet für diese und andere Terrororganisationen als Propagandamedium. Die Verbreitung von Videos von Enthauptungen sowie von radikalen Auslegungen des Korans über das Internet hat es den islamistischen Terrorgruppen ermöglicht, unter weitgehender Wahrung der Anonymität ein großes Publikum zu erreichen.
Bisher ist al-Qaida nicht zu einem virtuellen Angriff imstande gewesen, aber das könnte sich ändern. Wie bei jeder Technologie, die sich entwickelt, sinken auch im Internet die Kosten von Jahr zu Jahr, und auch andere Zutrittsschranken verschwinden. Anders als der Bau einer Atombombe würde die Durchführung eines verheerenden elektronischen Angriffs keine große industrielle Anstrengung erfordern. Doch es gibt nicht allzu viele Leute, die sich mit der Steuersoftware für ein Stromnetz auskennen. Dass man ein Schlupfloch findet, um in ein Rechnernetz einzudringen, bedeutet noch lange nicht, dass man auch weiß, was man zu tun hat, wenn man einmal drinnen ist. Allerdings könnte eine Terrororganisation mit ausreichenden Mitteln einen Hackerclub finden, der für sehr viel Geld bereit wäre, eine virtuelle Attacke durchzuführen. Bisher ist das nicht geschehen. Einer der Gründe dafür könnte sein, dass die meisten Hacker al-Qaida für verrückt, gefährlich und nicht vertrauenswürdig halten. Wenn kriminelle Hackergruppen so über jemanden denken, wird verständlich, dass die realen Terroristen noch weit entfernt sind.
5. Geld regiert die Welt
Ein weiterer Grund für die Untätigkeit der Verantwortlichen ist, dass manche Leute die Dinge so mögen, wie sie sind. Einige dieser Leute haben sich Einfluss auf die Regierung gekauft. Ich habe an anderer Stelle erwähnt, dass George W. Bushs erste Reaktion auf die Warnung vor einer möglichen Krise im Cyberspace darin bestand, nach der Meinung eines gewissen Unternehmensführersaus der Computerindustrie zu fragen, der zu seinen großzügigsten Wahlkampfspendern zählte. Der Gedanke, dass die Regierung Bush nicht an Konflikten mit der Privatwirtschaft interessiert gewesen war, wird Ihnen geläufig sein. Die erste »Strategie für den Heimatschutz«, die im Jahr 2003 vorgelegt wurde, liest sich wie ein konservatives Lehrbuch über die Leistungsfähigkeit des freien Marktes. Aber es wird Sie vielleicht überraschen, dass dieser Grundsatz auch demokratische Regierungen in seinen Bann geschlagen hat. Vielleicht hatten Sie erwartet, die neue Regierung Obama werde versuchen, das Versagen des Marktes in der Frage der Cybersecurity endlich zu kompensieren und neue Vorschriften einzuführen, aber das war ein Trugschluss. Um Ihnen zu erklären, woran das liegt, lade ich Sie zu einer Party ein.
Es war ein aufwändiges Fest. Alles, was in Washington Rang und Namen hatte, war gekommen. Mehr als 250 Gäste nahmen an der Hochzeit von Melody Barnes und Marland Buckner teil. Barnes, Präsident Obamas innenpolitische Beraterin, hatte ihren Bräutigam schon einige Jahre gekannt, bevor sie ein Paar geworden waren; ihre Bekanntschaft ging auf Barnes’ Zeit auf dem Capitol Hill zurück, wo sie für Ted Kennedy gearbeitet hatte, während Buckner Stabschef von Harold Ford Jr. aus Tennessee gewesen war. Nach einer kurzen kirchlichen Feier in der People’s Congregational United Church of Christ zogen sich die Frischvermählten und ihre Gäste ins Mellon Auditorium zurück, das in einen Saal »im Stil von South Beach«
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