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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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der ganze böse Kreislauf seinen Anfang genommen, und jetzt war er am Ende angekommen – jedenfalls was Van Wartville anging. Nun blieb ihm nichts weiter übrig, als seinen Vater zu suchen und die Geister für immer zu begraben.
    »Ich glaube, du spinnst«, sagte Depeyster. »Du bist doch ein gesunder, intelligenter junger Mann, Walter. Du hast viele gute Eigenschaften und siehst gut aus. Vielleicht hast du ein bißchen Pech gehabt – schreckliches, verfluchtes Pech –, aber ich finde, du solltest das Vergangene ruhen lassen und in die Zukunft blicken. Bei deinen Fähigkeiten kannst du es weit bringen – und ich meine nicht nur in meiner Firma, sondern in allem, was du machen willst.« Depeyster schob seinen Stuhl zurück und ging zum Herd. »Noch etwas Kaffee?«
    Walter schüttelte den Kopf.
    »Bist du sicher? Glaubst du, du kannst Auto fahren?« Depeyster goß sich eine Tasse ein, durchquerte den Raum und setzte sich wieder an den Tisch. Draußen vor dem Fenster waren der Rasen und das Rosenbeet dahinter in den massigen, monolithisch schwarzen Schatten des Hauses getaucht. »Ich zahle dir ein gutes Gehalt, Walter – ein verdammt gutes für einen so jungen Burschen«, setzte er hinzu. »Aber du bist jeden Cent davon wert. Arbeite weiter für mich. Es kann für dich nur immer besser werden.«
    Ruckartig stand Walter vom Tisch auf. »Ich muß jetzt gehen, Dipe«, sagte er. In ihm stieg ein beängstigendes Gefühl von Dringlichkeit auf, es war, als wollte ihn etwas erdrücken.
    Als er an der Haustür stehenblieb, um Depeyster die Hand zu schütteln, waren seine Emotionen dermaßen aufgewühlt, als bräche er in diesem Moment in die düstere Ödnis des Nordens auf; er kam sich vor wie ein Draufgänger, der am eisigen Rand der Niagarafälle in ein Faß klettert. »Danke, Dipe.« Er brachte die Worte kaum heraus. »Danke fürs Zuhören und – na, du weißt schon, für deine Ratschläge und so.«
    »Gern geschehen, Walter.« Depeyster setzte sein aristokratisches Lächeln auf. »Paß auf dich auf, ja?«
    Walter ließ die Hand sinken und sagte dann, vom Hochgefühl überwältigt: »Ach so, noch etwas, Dipe – ich werde zwei Wochen Urlaub brauchen ... Ich meine, wenn es irgendwie geht.«
    Sofort erstarrte Depeysters Gesicht. Der Blick, mit dem er Walter jetzt ansah, war der gleiche wie der, den Hesh immer aufsetzte, wenn er sich angegriffen fühlte oder enttäuscht war. Walter wurde unsicher und spürte, wie es ihn heiß durchfuhr, denn diese Miene beantwortete bereits seine Frage, und gleichzeitig fiel ihm seine letzte Begegnung mit Hesh vor etwa einem Monat ein. Es war während des Abendessens – Walters Lieblingsgericht: Borschtsch, Lammkoteletts und Kartoffelpuffer mit Sauerkraut, selbstgemachter Apfelsoße und frischem Salat aus dem Garten –: Walter kam auf seinen Vater – Truman – zu sprechen, und Hesh machte irgendeine abfällige Bemerkung über ihn. Kann schon sein, daß du sauer auf ihn bist , platzte Walter heraus, aber Depeyster sagt – Allein bei Depeysters Namen ging Hesh geradezu in die Luft, sprang von seinem Stuhl auf, schlug mit der Faust auf den Tisch und beugte sich vor, um Walter seine Wut ins Gesicht zu schreien wie ein tollwütiger Hund. Ach, Depeyster sagt, spottete er. Wer zum Teufel, glaubst du, hat dich großgezogen, hä? Etwa dieser Penner, der dich als Waise zurückgelassen hat? Oder dieser, dieser Raubritter, dieser Gangster, der dir lauter komische Ideen in den Kopf setzt – der etwa? Was bildet der sich überhaupt ein?
    Hesh! Lola stand jetzt neben ihm, ihre schmale, blaugeäderte Hand lag auf seinem wuchtigen Unterarm, sie versuchte, ihn zu besänftigen, doch er schüttelte sie ab. Walter saß wie erstarrt auf seinem Stuhl.
    Hesh richtete sich zu voller Größe auf, sein kahler Schädel war hochrot, und auch seine Nase hatte nun dieselbe Farbe wie der Borschtsch im Teller vor ihm. Seine Stimme wurde um eine Oktave tiefer, als er sie mühsam zu beherrschen versuchte. Als ich dir damals die Stelle bei Depeyster Manufacturing besorgt habe, bin ich dafür zu Jack Schwartz gegangen, weil ich den schon lange kenne. Ich dachte, es könnte dir nicht schaden, ein bißchen Realitätssinn zu bekommen und etwas Geld zu verdienen... aber das jetzt, das ist doch verrückt. Der Mann ist ein Monster, Walter, merkst du das nicht? Ein Nazi, ein Feind der Gewerkschaften. Depeyster sagt dies, Depeyster sagt das. Er war es, der deinen Vater ruiniert hat, Walter. Sei dir darüber klar. Beim Grabe

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