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World's End

World's End

Titel: World's End Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.C. Boyle
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auf dem Van Wart Pond durch das Eis und verschwanden in den schwarzen Strudeln, Goody Sturdivant erstickte an einem faustgroßen Stück Putenbrust, und der alte Reinier Oothouse entwischte seiner Frau, trank eine halbe Gallone Barbados-Rum, daraufhin erschien ihm der Teufel, und er versuchte, nur mit Unterwäsche bekleidet, die Felswand von Anthony’s Nose zu erklettern. Sie fanden den Erfrorenen an einen Vorsprung hoch über dem Fluß geklammert, wie eine gigantische Flechte an den massiven Stein geschmiegt.
    Noch wankte die Gemeinde unter der Wucht dieser katastrophalen Schläge, da steckten sich die Indianer mit der Franzosenkrankheit an und verschleppten sie in die Siedlungen. Alle Kleinkinder starben über Nacht, und aus Croton kam die Nachricht, daß es den alten vader Cats dahingerafft hatte und außerdem noch eine Unzahl Leute, die gar nicht gewußt hatten, daß sie überhaupt lebten. Mitten im tiefsten Februar, kurz nachdem Cadwallader Cranes Geesje bei der Geburt ihres ersten Kindes gestorben war, marschierten die braven Männer und Frauen von Van Wartwyck unter der Führung des alten, gebückten Pastors Van Schaik hinauf zu Nysen’s Roost, um das Grab des Scheusals aufzubrechen, das durch ihre Träume gespukt hatte und ihr Leben jetzt auch in den wachen Stunden zu zerstören drohte. Der Schwede war unverändert, steifgefroren, die schwarzen Erdkrumen hafteten an ihm wie eine zweite Haut. Während der Pastor, in seinen Mantel gehüllt, in drei Sprachen laut Gebete ausstieß, errichteten sie auf seinen Befehl hin einen Scheiterhaufen, legten Feuer und verbrannten den Leichnam, wärmten sich über den züngelnden Flammen die Hände und hielten so lange Wache, bis das Holz zu Kohle und die Kohle zu Asche geworden war.
    Der Frühling kam spät in diesem Jahr, und als er kam, atmete die Gemeinde erleichtert auf. Es ist vorbei , sagten die Klatschbasen flüsternd, weil sie Angst hatten, etwas zu beschreien oder Kobolde, Trolle und böse Geister auf den Plan zu rufen, und sie schienen gut daran zu tun. Staats van der Meulens mittlerer Sohn Barent nahm den Pflug des Vaters und beackerte die familieneigene Farm mit all seiner jugendlichen Tatkraft und Entschlossenheit, und Wouter Van Brunt, mittlerweile fünfundzwanzig und schon seit einem guten Jahrzehnt die eigentliche Seele von Nysen’s Roost, stieg in die Stiefel seines Vaters, als wären sie für ihn gemacht. Mitte März wurde das Wetter mild, ein warmer Wind aus Virginia wehte genau die richtige Mischung aus Frische und Feuchtigkeit heran. Die Tulpen blühten. Die Bäume schlugen aus. Douw van der Meulens Frau kam am ersten Mai mit Drillingen nieder, das Vieh vermehrte sich, im ganzen Tal wurde, soweit bekannt war, kein einziges Kalb mit zwei Köpfen geboren, die Säue warfen zwölf oder vierzehn Ferkel (aber niemals dreizehn, niemals), die allesamt mit drei anmutigen Ringeln im Schwanz zur Welt kamen. Es sah so aus, als wäre die Welt endlich wieder ins Lot gekommen.
    Doch ein letzter Schock stand noch aus, und dieser lag jenseits der Vorstellungskraft der braven Bauern und ehrlichen Ackersleute von Van Wartwyck bis Croton. Er hing mit einer Patenturkunde zusammen, mit Wilhelm III., diesem fernen, erlauchten Monarchen, und mit Stephanus Van Wart, der mittlerweile kein bloßer patroon mehr war, sondern der Lord der gerade zum Freigut erklärten Van-Wart-Besitzung. Und damit, daß sich die Macht der Van Warts in naher Zukunft über den ganzen Norden von Westchester erstrecken sollte. Und auch mit dem längst vergangenen Tag, an dem Oloffe Van Wart einen unzufriedenen Heringsfischer in die Neue Welt geholt hatte, um ihn für sich den Boden roden und das Land bestellen zu lassen; er bahnte sich einen unerforschlichen Weg von jenem Tag über Jeremias’ Auflehnung und Wouters Desillusionierung bis zum Tod von Wolf Nysen. Zwar wußte es noch niemand, doch die entscheidende Krise stand kurz bevor, der letzte Tanz zwischen den Van Warts und den Van Brunts, der Moment, der die Gerüchteköche wie nie zuvor ins Schwitzen bringen und danach wieder die Decke über Van Wartwyck ziehen sollte für einen zweieinhalb Jahrhunderte dauernden Schlummer.
    Auf der einen Seite standen Stephanus Van Wart – mittlerweile einer der zwei oder drei wohlhabendsten Männer der Kolonie, der erste Lord von Van Wart Manor und ein Vertrauter des Gouverneurs – und seine Häscher, van den Post und der zwielichtige Zwerg. Auf der Gegenseite stand Cadwallader Crane, der Freund des niederen

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