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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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konnte, was er wollte. Bisher hatte er eigentlich noch nie Geheimnisse gehabt, und nun staunte er, wie leicht man sie verbergen konnte.
    Professor Twillip war wieder damit beschäftigt, die Regale mit seinen Augen abzusuchen, wenige Augenblicke noch, und er würde beginnen, die Bände von Fenwick und Carrington hervorzukramen. Das Thema Dreckige war auf der Strecke geblieben. Zeit zum Aufbruch.
    »Ich kann von Glück sagen, Sie als Lehrer gehabt zu haben, Professor Twillip.«
    Der Professor strahlte vor Vergnügen. »Nun, danke. Danke sehr. Das ist sehr lieb von dir.«
    Col überlegte, ob er ihm die Hand schütteln sollte, hielt es dann aber für unangemessen. Er wandte sich zur Eingangstür.
    Ihm war, als ob sich neue Räume in ihm auftäten; Orte, weit abgeschieden, die es vorher nie gegeben hatte. Dieses Gefühl mochte er nicht besonders. Wer hätte je gedacht, dass innen und außen so verschieden sein könnten?

09
    In dieser Nacht verbarrikadierte Col sich in seinem Zimmer, indem er das Bücherregal vor die Tür schob. Auf keinen Fall wollte er zulassen, dass die Dreckige, diese Riff, hereingeschlichen käme. Als ihn die Morgenglocke weckte, war er ausgeruht, und Riff spielte keine große Rolle mehr. Umso wichtiger war ihm jetzt die prächtige Karriere, die vor ihm lag.
    Sir Mormus fehlte am Frühstückstisch, hatte aber bei Großmutter Ebnolia die Nachricht hinterlassen, dass er Col auf Deck 1 erwartet. Ebnolia war klein und zierlich, ausgestattet mit einer winzigen Taille und dem liebenswürdigsten Lächeln, das man sich wünschen konnte.
    »Fähnrich Drummel wird dich nach dem Frühstück hinunterbegleiten«, teilte sie Col mit.
    Nach dem Frühstück erwartete ihn Drummel schon im Gang vor dem Northumberland-Salon. Zuerst benutzten sie dieselben Treppen, die er schon gestern auf dem Weg zum Schneider hinuntergestiegen war. Dann bogen sie irgendwann ab und stiegen über die Fertigungsdecks hinunter zu tieferen Decks, auf denen er noch nie gewesen war.
    Auf Deck 21 und 20 waren Schlafsäle untergebracht, wo sich Gesindlinge zwischen ihren Schichten ausruhten. Auf Deck 19 befanden sich die Großküchen, wo auf riesigen Herden das Essen zubereitet wurde. Auf Deck 10 waren die Wäschereien untergebracht, die einen intensiven Geruch nach Waschpulver und gemangelter Tischwäsche verströmten. Dabei fiel ihm wieder ein, dass Riff von Küchen und Wäschereien erzählt hatte. Also musste sie hier auch gewesen sein … Nein, er wollte doch nicht an sie denken!
    Auf Deck 6 kamen sie an dunklen Räumen vorbei, die mehrere Fuß hoch mit Erde gefüllt waren. Hinter Öffnungen, die wie unverglaste Fenster aussahen, konnte Col Reihen senkrechter Steinplatten von bleicher Farbe erkennen. Die Erde selbst verströmte einen muffigen, schimmligen Geruch.
    »Was hat es mit diesen Räumen auf sich?«, fragte er.
    »Da liegen Menschen begraben«, antwortete Drummel knapp. »Wir nennen sie die Friedhofs-Räume.«
    Col fragte sich, wo die Erde wohl herkommen mochte. Ob einige der Kräne sie während der Reise ausgeschaufelt hatten? Oder hatte man sie dort bereits aufgeschüttet, als der Worldshaker gebaut wurde, vor anderthalb Jahrhunderten? Bei der Vorstellung von Räumen voll uralter Erde und Körpern, die schon lange tot waren, richteten sich ihm die Nackenhaare auf.
    Auf Deck 4 befanden sich Reparaturwerkstätten mit Stapeln von Bauholz, Metallblechen, Kork, Sackleinwand, Tauen, Stricken und Drahtseilen. Das nächste Deck beherbergte lebende Tiere, die in Ställen oder Käfigen untergebracht waren. Anhand der Illustrationen, die er in seinem Tierführer für aufgeweckte Knaben gesehen hatte, konnte Col Hühner, Ziegen und Schafe identifizieren. Wie sie da so mit mattem, traurigem Blick zusammengepfercht herumstanden, brachten sie nicht einmal die Energie auf, den Kopf in seine Richtung zu heben.
    Die untersten beiden Decks waren der Lagerung von Lebensmitteln vorbehalten. Hier konnte Col den Geruch von Getreide, Tee, Dörrobst, Gewürzen und Räucherfleisch ausmachen. Drummel führte ihn zu einem freien Platz inmitten der Kisten und Körbe.
    »Wir warten hier «, sagte er.
    Mit dem Fuß stieß Col gegen den eisernen Fußboden. »Die Maschinen müssten sich doch genau unter uns befinden?«
    »Nein, dies hier ist erst Deck 1. Darunter befindet sich noch das Orlopdeck. Und dann erst kommt Unten.«
    Fünf Minuten später traf Sir Mormus ein. Er stand in einem Fahrstuhlkorb, der an vier Führungsschienen durch eine Öffnung in der

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