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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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diese riesige Grube nach Unten zu fallen.
    Rasch wandte er seinen Blick ab. Am anderen Ende des Käfigs sprach Sir Mormus mit dem wachhabenden Offizier. In der verrauchten Finsternis waren sie wenig mehr als Silhouetten, aber Col schnappte einige Fetzen der donnernden Rede auf, mit der Sir Mormus den Mann maßregelte.
    »Hören Sie auf zu schwitzen, Mann! … Reißen Sie sich zusammen … Vergessen Sie nicht, wer Sie sind –«
    Anscheinend war er verärgert, weil der Offizier sich in der Hitze den Kragen aufgeknöpft hatte. Der wischte sich nun die Stirn und fummelte an seinem Kragenknopf. Col ging hinüber zur anderen Seite des Käfigs, umklammerte die Gitterstäbe mit seinen Fingern und sah hinaus.
    Ihm war, als schaute er auf einen kochenden schwarzen Ozean. Da gab es keine Wände oder Schotts, nur Höhlen über Höhlen endlosen Raums. Nach dem Echo zu urteilen, deckten sich die Dimensionen dieses Raums mit denen des Juggernaut in seiner vollen Ausdehnung. Wo der Rauch aufriss, erschienen die Umrisse riesiger Eisenräder und Stahlstangen, die sich hoben und senkten. Kurz darauf waren sie ebenso schnell wieder verschwunden. Zuweilen schossen Stahlstangen mit einem zischenden Geräusch direkt auf den Käfig zu, so dass Col dachte, sein letztes Stündlein habe geschlagen – im letzten Moment schwangen sie dann aber wieder zurück. Noch bedrohlicher schienen ihm die Spritzer siedenden Öls, die durch die Luft flogen und auf dem Dach landeten.
    Er biss die Zähne zusammen und blieb, wo er war. Sein Verstand sagte ihm, dass Offiziere hier stundenlang Wache stehen mussten. Er musste seine instinktiven Reaktionen ausblenden.
    Gerade begann er ruhiger zu werden, als sich etwas Neues tat. Aus irgendeinem tiefen Abgrund weit Unten erhob sich ein metallenes Kreischen über das ständige Pochen. Dann flogen Schwärme von Funken auf, und erzeugten ein unirdisches gelbes Leuchten inmitten all des Dampfes. Das Kreischen wurde lauter, ein unregelmäßiges Sägen.
    Sir Mormus wandte sich wieder an den wachhabenden Offizier. »Machen Sie ihnen Dampf, Mann … Gang fünf und sechs –«
    Der Mann griff nach einer Reihe von Hebeln, die von der Decke hinunterhingen. Er zog erst an einem, dann an einem anderen. Ein weiteres Geräusch wie von einer Düse gesellte sich brüllend zu dem Pochen und Kreischen in der Grube.
    Unten erschien eine Dampfwolke, die sich rasch ausbreitete. Ungestüm brandete sie empor und füllte die Tiefe, in der man eben noch die Funkenschwärme gesehen hatte. Col hatte nicht die geringste Ahnung, was da vor sich ging, nur soviel, dass es mit Dampf zu tun hatte.
    Zwei Minuten später brachte der Offizier die Hebel wieder in ihre ursprüngliche Stellung zurück. Die Wolke dehnte sich immer noch aus, allerdings in etwas gemächlicherem Tempo. Das brüllende Düsengeräusch hatte aufgehört, genauso wie das metallene Kreischen.
    Aber was war das jetzt für ein Geräusch? Col spitzte die Ohren und hörte eine Vielzahl von Stimmen. Das mussten die Dreckigen sein! Fluchten sie vor Wut oder schrien sie vor Schmerz?
    Einen Moment lang glaubte er, am Boden der Grube ein Gewirr von Körpern zu sehen, schimmernde nackte Haut und Arme, die um sich schlugen …
    Plötzlich erschien ihm das Bild von Riff. Sie könnte eine von denen sein, die sich da Unten in Schmerzen wanden und ihn verwünschten. Er ließ die Gitterstäbe los und trat zurück.
    Sir Mormus wandte sich zu ihm um. »Bleib auf deinem Posten, Colbert! Sei ein Mann!«
    »Das sind die Dreckigen, Sir!«
    »Natürlich sind das die Dreckigen. Sie schaufeln Kohle und versorgen die Maschinen.«
    »Aber der Dampf –«
    »Der bringt sie auf Trab, wenn sie anfangen nachzulassen.«
    Er starrte Col an und runzelte die Stirn. Col wusste genau, was er jetzt dachte: Ist der Sohn wie sein Vater?
    Er erstarrte. Er würde nicht sein wie der Vater! Niemals sollte ihm dieser Ruch des Versagens anhaften! Niemals!
    Er verdrängte das Bild von Riff. Die Dreckigen sind nicht wie wir, redete er sich zu, nicht empfänglich für Schmerz und Leid. Nicht wie wir, nicht wie wir … Das wiederholte er immer wieder und trat zurück ans Gitter. Er nahm seine alte Position wieder ein und blickte hinaus.
    Dieses Gewirr von Körpern musste eine Ausgeburt seiner Phantasie gewesen sein. Und selbst die Schreie … die Dreckigen fluchten doch nur, weil man ihnen nicht erlaubt hatte, das Arbeitstempo zu verlangsamen. Das war’s und weiter nichts.
    Nach dreißig Sekunden wusste er, dass er

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