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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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durchhalten würde. Außerdem verdeckte die weiße Dampfwolke immer mehr von der Aussicht, und die Schreie der Dreckigen klangen immer gedämpfter.
    Sir Mormus ließ ihn noch zehn Minuten auf seinem Platz ausharren. Col konzentrierte sich auf den Rhythmus, in dem sich die Stahlstangen hoben und senkten. Dann begann er, den Käfig selbst zu studieren: die verriegelte Tür an einer Seite der Gitter, die Metallstäbe die an den Seiten und oben auf dem Dach befestigt waren. Er beschäftigte sich mit allen möglichen Dingen, um bloß nicht auf unerwünschte Gedanken zu verfallen.
    Schließlich gab sich Sir Mormus zufrieden. Seine Hand senkte sich auf Cols Schulter. »Sehr gut, mein Junge. Du bist ein echter Porpentine.«
    Sie stiegen die Leiter wieder hoch zum Orlopdeck. Col fühlte sich zwar aufgewühlt und taub, aber vor allem fühlte er sich als Sieger. Im Übrigen konnte es Unten so schlimm nicht sein, sonst würde Riff wohl kaum zurückkehren wollen.
    Als er über das Orlopdeck ging, wurde ihm plötzlich klar, dass es doch einen Weg zurück gab. Die Versorgungsschütte! Wenn die groß genug war für einen Sack mit Lebensmitteln, dann war sie auch groß genug für Riff.
    Als sie daran vorbeigingen, sah er, dass der Deckel des Einstiegschachtes von vier großen Riegeln gehalten wurde. Das war’s! Einmal einfache Fahrt nach Unten, durch einen Zugang, der nur von oben geöffnet werden konnte!
    Jetzt fehlte ihm nur noch eine Information: Als sie zur Stahltür kamen und ihm Sir Mormus befahl, wegzugucken, sah Col trotzdem heimlich zu.
    Sein Großvater drehte das obere Rädchen auf 4, das mittlere auf 9 und das untere auf 2.
    Col sagte sich die Zahlenfolge immer wieder auf und merkte sie sich. 4-9-2. 4-9-2 . Er bekam kaum mit, dass sie mit dem Dampffahrstuhl nach oben fuhren, als er mit Sir Mormus zu Deck 42 zurückkehrte. Endlich wusste er, was er tun musste, damit die Dreckige wieder aus seinem Leben verschwand!

10
    Cols gewohnte Tagesabläufe traten zunehmend in den Hintergrund, je mehr er sich auf die neue Schule vorbereiten musste. Nach dem Mittagessen stattete er mit seiner Großmutter Ebnolia der Akademie des Dr. Blessamy einen Besuch ab. Unter dem leisen Geknarre ihres Korsetts ging es an den Kinder- krippen vorbei hinunter zu Deck 37.
    Ebnolia, von deren einstiger Schönheit so mancher heute noch schwärmte, war für ihr sanftes Wesen bekannt. Nach wie vor war ihre Haut weich wie Wildleder, und ein Duft von Erdbeeren umschwebte sie, wohin sie auch ging. Für Col war der Duft von Erdbeeren unzertrennlich verbunden mit der Vorstellung von Sanftheit.
    »Eine richtige Schule mit richtigen Lehrern, das ist für dich der Beginn eines neuen Lebens.«
    Du weißt ja gar nicht, wie recht du hast, dachte Col. Wenn er sein bisheriges Leben Revue passieren ließ, dann schien es ihm, als hätte es ihn kaum gegeben. Er kam sich vor wie ein Schlafwandler, der gerade aufgewacht war.
    »Aber ich möchte doch schwer hoffen, dass ich weiterhin deine Lieblings-Großmutter bleibe!« Ebnolia machte einen Knicks und lächelte mit der ganzen Pracht ihrer winzigen perlweißen Zähne. »Und wirst du deine Lieblings-Großmutter immer lieb haben?«
    »Immer und immer«, sagte Col, ohne nachzudenken. Als ob nicht jeder seine Großmutter lieb hatte!
    Vor der Akademie befand sich ein freier Platz, in den mehrere Gänge mündeten. Über dem Eingang selbst erhob sich ein antiker Torbogen aus der Alten Heimat, den in den Stein gemeißelte Eulen zierten sowie das Schulmotto: Loyalität, Rechtschaffenheit, Selbstbeherrschung .
    Unter dem Bogen hindurch traten sie in den riesigen Schulhof, der völlig offen wirkte, so als ob man Draußen wäre. Über vier Decksebenen öffnete er sich zum tageshell gleißenden Licht, das Lampen ganz oben verbreiteten. Auf jeder Ebene befanden sich Türen und Fenster, und eine schmiedeeiserne Galerie lief ganz um die Hoföffnung herum. Rampen führten hinauf von einer Galerie zur anderen, und in der dritten Etage spannte sich eine Fußgängerbrücke über die ganze Breite des Hofes. Hätte Col nicht auf der Plattform über der Brücke das echte Draußen unter freiem Himmel erlebt, dann hätte er diesen Schulhof für Draußen gehalten.
    Sie machten eine Runde auf der untersten Ebene, bis sie zu einer Tür kamen, auf der zu lesen stand Dr. Blessamy: Nicht anklopfen! Ebnolia klopfte.
    Von drinnen fragte eine schläfrige Stimme: »Wer ist da? Können Sie nicht lesen –«
    »Lady Ebnolia Porpentine«, flötete Ebnolia.

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