Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
Vom Netzwerk:
oder mehreren Gesindlingen. Genau genommen waren es diese Gesindlinge, die die Stickereien ausführten, während ihre Herrinnen Stickmuster miteinander verglichen, Tipps austauschten und Anweisungen gaben.
    Col wurde Mrs. Postlefrith, Mrs. Bassimor und einer ganzen Reihe anderer Damen vorgestellt, deren Namen er sich nicht merken konnte. Quinnea lächelte, seufzte, wedelte mit ihrem Fächer; vor allem aber sonnte sie sich im Glanz des erfolgreichen Sohnes.
    Es machte Col verlegen, Gegenstand einer solchen Bewunderung zu sein. Im Laufe des Morgens wich die Verlegenheit allmählich der Langeweile. Die Gespräche der Damen wandten sich bald den neuesten Gerüchten zu. Viel lieber hätte Col mit Professor Twillip über Plato, Aristoteles und Probleme der Ethik diskutiert. Er musste sich ernsthaft anstrengen, um mit seinen Gedanken nicht ständig zu Riff abzudriften.
    Der Nachmittag war da schon interessanter, weil nach und nach seine Unterrichtsmaterialien eintrafen. Handwerker aus dem Fertigungsbereich des Unterdecks lieferten die Artikel, die Lady Ebnolia bestellt hatte. Col verstaute alles in seinem neuen Ranzen und schrieb mit Tinte seine Initialen unter die Lasche aus Leder. Etwas später trafen dann auch seine beiden Schuluniformen ein: roteingefasste grüne Blazer, Hemden und Hosen.
    Das gesellschaftliche Ereignis nach dem Dinner war ein Whist-Abend im Wiltshire-Salon. Es war ein Turnier zwischen drei Familien: Porpentines gegen Turbots gegen Frakes. Col begleitete seine Großmutter Ebnolia, zusammen mit Orris, Gillabeth und den Erwachsenen des Leath-Zweiges der Porpentines.
    Mit dabei war auch ein Gesindling namens Wicky Popo. Mit seinen großen, traurigen Augen und dem schlaffen Gesichtsausdruck war er Ebnolias neuer Liebling, und sie wollte ihn bei ihren Bekannten vorzeigen.
    Die Hauptattraktion war allerdings nach wie vor Col. Jeder wollte Sir Mormus’ designierten Nachfolger kennenlernen. Als sich die Erwachsenen hinsetzten, um zu spielen, fragten ihn einige Damen immer wieder, welche Karte sie ausspielen sollten. Da Col ein völliger Anfänger war, bekam er den Eindruck, dass keiner das Spiel allzu ernst nahm.
    Während Col so auf die eine oder andere Weise ständig gefordert war, hielt sich sein Vater wie gewohnt im Hintergrund. Gillabeth spielte nicht mit, sondern stand neben Ebnolia, für den Fall, dass irgendwelche Dinge zu erledigen waren. Vor allem aber musste sie immer wieder nach Wicky Popo sehen, der bei der Tür an der Wand lehnte. Offenbar bekam ihm die heiße Luft nicht so gut.
    Nach einer Stunde etwa fragte niemand mehr Col um Rat. Stattdessen übernahm es eine der Damen, ihm die Regeln und strategischen Tricks des Spiels beizubringen. Die Ehrenwerte Hommelia Turbot war eine dicke Frau mit einem roten Gesicht, die in einem weiten Kleid mit Blumenmuster steckte. Im Flüsterton erklärte sie ihm die Regeln: Bedienen, Trumpf spielen, Ausspielen, Stich abgeben … Zwar hörte ihr Col zu und versuchte die Regeln zu verstehen, aber eigentlich hatte er kein großes Interesse daran. Als Hommelia ihn dabei ertappte, wie er heimlich gähnte, schien sie eher belustigt als beleidigt zu sein.
    »Ach, das ist alles zu läppisch für dich.« Sie klopfte ihm auf den Arm. »Du willst dich mit richtigen Männersachen befassen.«
    »Das ist es nicht.«
    »Ach, ihr Männer! Ich kenne euch. Ihr habt nur den Worldshaker im Kopf: Handel, Routen und Navigation. Mein Mann ist genauso.« Sie drehte sich um und rief Ebnolia am Nachbartisch zu: »Ich glaube, er hat seine Schuldigkeit getan, Lady Ebnolia. Meinen Sie, wir können ihn jetzt gehen lassen?«
    Ebnolia zog einen Schmollmund. » Liebe Hommelia.« Dann wandte sie sich Col zu. »Ja, geh nur, wenn du willst, Colbert. Deine Schwester wird dich zurückbegleiten.«
    Es gefiel Col nicht, wie finster ihn seine Schwester ansah. »Das ist schon in Ordnung. Ich finde auch allein zurück.«
    »Nein, nein. Gillabeth hat lange genug zugesehen, nicht wahr?« Es war klar, dass Ebnolia von Gillabeth keine Antwort erwartete, und Gillabeth gab auch keine. »Fort mit euch beiden.«
    Col verabschiedete sich von allen. Hommelia fragte ihn, ob er bei dem Königlichen Galaempfang am Abend darauf dabei sein würde, aber das wusste er nicht.
    »Oh. Das hoffe ich doch sehr. Du musst unbedingt kommen! Unbedingt!«
    Col ging mit Gillabeth zurück zu Deck 42.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Wärst du lieber noch geblieben?«
    »Ich tue das, worum mich Großmutter gebeten hat«, antwortete sie

Weitere Kostenlose Bücher