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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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dieser Gedanke hatte etwas seltsam Angenehmes, etwas seltsam Berückendes.
    Obwohl er Mr. Gibbers Unterricht keine Aufmerksamkeit mehr schenkte, schienen seine Noten kaum darunter zu leiden. Er schnitt als Bester in einer Physikarbeit ab, als Zweiter beim Diktat und als Dritter in einer Grammatikarbeit. Aber Mr. Gibbers Art, Zensuren zu vergeben, war ihm inzwischen sowieso nicht mehr geheuer, denn es war doch verwunderlich, dass die Schufter, die die ausführlichsten Antworten schrieben, immer die schlechtesten Noten bekamen. Septimus Trant, der mehr schrieb als jeder andere, war meistens das Schlusslicht. Col beobachtete ihn während einer Geschichtsarbeit am Mittwochnachmittag, wie er eine Seite nach der anderen beschrieb. Schrieb er da totalen Unsinn, oder was?
    Die Wege der Schufter und der Elite kreuzten sich nie, und seit seinem ersten Tag auf der Akademie hatte Col nie wieder mit Septimus gesprochen. Heute jedoch wollte er ihn nach der Schule abfangen.

23
    »Hey, warte doch mal!«
    Col war Septimus auf seinem Heimweg gefolgt. Septimus blieb stehen und drehte sich um. Er schien nervös zu sein, sein Adamsapfel hüpfte auf und ab: »Du solltest dich nicht mit mir zusammen sehen lassen«, sagte er. »Das könnte dir Ärger einbringen.«
    »Warum?«
    »Weil ich ein Schufter bin und du ein Porpentine.«
    »Das ist mir egal.«
    »Sollte es aber nicht. Die Squellinghams werden dich fertigmachen, wenn sie die Chance bekommen.«
    »Das glaube ich dir nicht.«
    »Das weiß jeder.«
    Col schüttelte den Kopf. Darüber wollte er nicht sprechen.
    »Ich habe gesehen, wie du bei der Geschichtsarbeit acht Seiten vollgeschrieben hast. Warum bekommst du ständig so schlechte Noten?«
    Septimus zuckte die Schultern und sagte nichts.
    »Vielleicht weil du die Frage nicht beantwortet hast?«
    »Natürlich habe ich die Frage beantwortet.« Septimus hatte einen ärgerlichen, abweisenden Gesichtsausdruck bekommen. »Ich kriege deswegen so schlechte Noten, weil Gibber nie liest, was ich geschrieben habe.«
    »Was?«
    Seine blassen Augen fixierten Col. »Du hast es immer noch nicht kapiert, was? Gibber legt die Noten gemeinsam mit den Squellinghams fest. Sie treffen sich nach der Schule. In diesem Augenblick brüten sie wahrscheinlich gerade über den Noten für die Geschichtsarbeit. Manchmal schreiben sie auch selbst Antworten dazu, damit sie zu den Noten passen.«
    »Aber ich habe Hythe beim Diktat geschlagen und beide in Physik.«
    »Nur weil sie das wollten. Wahrscheinlich haben sie beschlossen, dass du in einigen Fächern Klassenbester bist und in anderen Zweiter.«
    »Aber du hast doch gerade gesagt, dass sie mich fertigmachen wollen?«
    »Aber nicht auf diese Weise. Das System hilft Leuten wie dir.«
    »Du solltest dich beschweren.«
    Septimus prustete. »Bei wem?«
    Als er sich umdrehte und weiterging, wich ihm Col nicht von der Seite. Septimus schien drauf und dran zu sein, ihm ein Geheimnis anzuvertrauen.
    Schließlich platzte er damit heraus. »Ich kann beweisen, dass Mr. Gibber meine Antworten nicht liest. Wenn er das nämlich täte, würde ich von der Schule fliegen.«
    »Warum?«
    »Weil meine Antworten ihm in allem widersprechen.«
    »Du bist mit seinem Unterricht nicht einverstanden?«
    »Du etwa?«
    Col grinste. »Nein. Moralische rechte Winkel. Unmoralische Küstenprofile. Reine Elemente und dreckige Verbindungen.«
    Septimus grinste ebenfalls. »Anständige Substantive. Die Arche Noah als der erste Juggernaut. Dagegen habe ich heute Nachmittag in meiner Antwort Widerspruch eingelegt.«
    »Glaubst du das nicht?«
    »Das ist Mumpitz. Ich habe Bücher über die Kreuzzüge gelesen, über die Armada und über Oliver Cromwell. Damals gab es gar keine Juggernauts.«
    Über die Kreuzzüge und über die Armada wusste Col nichts, ebenso wenig über Oliver Cromwell. Aber über eine Geschichtsepoche wusste er Bescheid. »Bei den Griechen oder Römern gab’s auch keine. Es sei denn, sie waren schon erfunden gewesen und sind dann wieder in Vergessenheit geraten.«
    »Unmöglich. Genauso wie das mit Noah als Vorfahre unserer Königin.«
    »Und was ist mit den Dreckigen?«
    Septimus kicherte nicht bei diesem Wort. »Die gab es damals auch noch nicht. Und im 17. Jahrhundert gab es auch keine.«
    »Und wo sind sie dann hergekommen?«
    »Keine Ahnung. In der Schulbücherei gibt es keine Bücher über spätere Epochen.«
    »Vielleicht sind sie zur gleichen Zeit entstanden wie die Juggernauts.«
    »Keine Ahnung. Ich weiß nicht einmal,

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