Worldshaker
Karte von der Alten Heimat. Mr. Gibber wirbelte herum und begann, die Pulte vorn in der Klasse mit dem Rohrstock zu bearbeiten.
»So ergeht es bei mir einem schlechten Küstenprofil. Und jedem, der für ein schlechtes Küstenprofil ist. Bist du ein Anhänger schlechter Küstenprofile, Trant?«
Mit solcher Wucht schlug er auf Septimus Trants Pult, dass der einen Schrei ausstieß.
»Aha, du bist wohl so einer, was?« Wumm! »Vielleicht bist du für die Themsemündung? Obwohl Porpentine uns gezeigt hat, wie schlecht sie ist?«
»Nein, Sir. Ich –«
Krach! Wumm! Krach! Von allen Seiten prügelte Mr. Gibber auf Septimus’ Pult ein und sprang dabei auf und ab. Septimus zuckte ängstlich zurück, die Schläge verfehlten ihn knapp.
»Sag mal, Trant. Du hältst mich für einen Schwachkopf, was? Denkst du, ich habe ein Affenhirn?«
»Nein, Sir.«
»Doch, doch. Du hast keinen Respekt vor mir, was? Ich bin ein Idiot. Sag es schon!«
Er war puterrot angelaufen, als ob ihm jeden Moment eine Ader platzen würde. Septimus konnte sich kein Gehör verschaffen und schüttelte verzweifelt den Kopf,.
»Und meine Nase?« Mr. Gibber zeigte auf seine Nase. »Am liebsten würdest du loslachen, nicht wahr? Wie eine plattgemachte Tomate. Du denkst wohl, es ist die dümmste Nase aller Zeiten? Natürlich denkst du das. Ich seh’s dir doch an der Nase an!«
Diesmal knallte er den Stock so heftig aufs Pult, dass er entzwei brach. Eine Hälfte schwirrte durch den Raum, bis Lumbridge aufsprang und sie schnappte. Die Klasse tobte.
Mr. Gibber wurde ganz ruhig und starrte auf den Stumpf in seiner Hand. »Das war meine Nummer Elf. Da siehst du, was du angerichtet hast.«
Er setzte sich hinter sein Pult und befahl der Klasse zu schreiben: »Ihr schreibt jetzt fünfzigmal. Die Themsemündung hat ein sehr schlechtes Küstenprofil.«
Die Klasse stöhnte.
»Auf, auf. Los geht’s!«
Während Mr. Gibber schmollte, taten die Schüler so, als ob sie in ihre Hefte schrieben.
Fefferley neigte sein Heft zur Seite, damit Col sehen konnte, was er wirklich fabrizierte: Ein Bild von Mr. Gibber, der an der Spitze eines Heers fester, hervorkragender Küsten gegen ein anderes Heer zog, das aus schwachen, eingeknickten Küsten bestand. In Sprechblasen konnte man die Schlachtrufe nachlesen, unter denen die Küsten gegeneinander ins Feld zogen: » Yara! «, » Hai! «, » Nimm dies! «, und » Perdauz! «
Es tat Col sehr leid, dass er Septimus in Schwierigkeiten gebracht hatte. Inzwischen verstand er die Hierarchie an der Schule sehr gut. Gegenüber der Elite-Gruppe befleißigte sich Mr. Gibber übertriebener Dienstfertigkeit, die Klotzis ignorierte er ganz und gar, und die Aufsteiger und Kriecher überhäufte er mit sarkastischen Bemerkungen. Und wenn er richtig in Fahrt kommen und eine Galavorstellung geben wollte, dann griff er sich jedes Mal einen Schufter.
21
Das Wochenende bestand für Col aus einer einzigen Abfolge gesellschaftlicher Verpflichtungen. Am Samstag begleitete er Ebnolia bei drei Familienbesuchen, dann ging er zu einem Treffen der Wohltätigkeits-Gesellschaft des Empire und schließlich war er am Abend bei den Bassimors zu einer Theatervorstellung geladen. Da seine Tage nicht mehr von seiner ängstlichen, verträumten Mutter organisiert wurden, hatte sein Leben ein anderes Tempo angenommen. Jetzt, wo seine Großmutter das Kommando übernommen hatte, blieb ihm kaum noch freie Zeit.
Für den Sonntag hatte sie in einem Abenteuer-Park auf Deck 36 ein Picknick arrangiert. Mit von der Partie waren Col, Gillabeth und Antrobus sowie vier Gesindlinge, darunter Ebnolias neuer Liebling Wicky Popo.
Nach einer halben Stunde Fußmarsch erreichten sie den Abenteuer-Park am hinteren Ende des Worldshaker . Er bestand aus einem großen Hof, der von hohen Stahlwänden umgeben, aber nach obenhin offen war. Hoch oben sah Col Rauch vorbeiziehen; die Schornsteine, aus denen er emporstieg, konnte er allerdings nicht sehen. Inzwischen hatte er eine weit genauere Vorstellung davon, was sich wo im Juggernaut befand.
Ein Dutzend Familien hatte sich schon eingefunden. Kinder spielten in Sandkästen oder auf Schaukeln, Rutschen und Karussells, beaufsichtigt von ehrwürdigen Damen unter weißen Sonnenschirmen.
Einige der Damen, aus Familien, die im Rang nicht allzu weit unter den Porpentines standen, kamen herüberstolziert, um Ebnolia ihre Aufwartung zu machen. Andere, deren Familien einen geringeren Status hatten, begnügten sich damit, Ebnolia aus der
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