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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Ferne zuzulächeln und ihre Kinder zu ermahnen, artig zu sein.
    Gillabeth ging mit Antrobus zu den Rutschen hinüber. Sie stopfte ihm die Knickerbocker in die Strümpfe und half ihm dabei, sich oben auf die Rutsche zu setzen.
    »Keine Faxen, kein Winken. Du weißt ja, wie Großmutter dich am liebsten rutschen sieht.«
    Die Arme fest an die Seite gepresst kam Antrobus die Rutsche heruntergeschossen, als wäre er eine Holzpuppe. Ob es ihm Spaß machte oder ihm zuwider war, ließ sich nicht erkennen.
    »Und jetzt noch einmal«, sagte Gillabeth.
    Inzwischen hatten die Gesindlinge damit begonnen, die Picknicksachen aufzubauen. Wicky Popo mühte sich vergeblich mit einem Klappstuhl. Hatte er schon beim letzten Mal kränklich ausgesehen, so fand ihn Col jetzt ausgesprochen zerbrechlich.
    »Der arme Wicky Popo.« Ebnolia hatte inzwischen alle Höflichkeiten ausgetauscht, die auszutauschen waren, und stand jetzt neben Col. »Es geht ihm gar nicht gut.«
    Großmutter war bekannt für ihr großes Herz und ihr Mitgefühl gegenüber Gesindlingen, das wusste Col nur allzu gut. Wicky Popo betrachtete aufmerksam die Stühle, die andere Gesindlinge bereits auseinandergefaltet hatten, war aber offensichtlich noch nicht dahinter gekommen, wie sie das angestellt hatten.
    »Sieh nur, der Arme!« Großmutter strahlte vor Entzücken. »Wie ratlos er dreinschaut! Hast du so etwas Niedliches schon mal gesehen?«
    Jetzt nahm einer der anderen Gesindlinge Wicky Popo den Stuhl aus der Hand und faltete ihn auseinander. Großmutter war enttäuscht.
    »Wie schade, dass er es nicht selbst machen konnte. Siehst du, wie enttäuscht er ist? Jetzt rümpft er die Nase! Ach, so eine süße kleine Nase! Und diese großen, traurigen Augen!«
    Der andere Gesindling nahm einen Stapel Teller aus einem Korb und zeigte Wicky Popo, wie man sie richtig auf den Tisch stellt.
    »Ach, er gibt sich solche Mühe!« Großmutter nahm richtig Anteil. »Er will es gern richtig machen. Wenn er nur sprechen und uns allen sagen könnte, wie sehr er sich anstrengt.«
    Col runzelte die Stirn. »Aber das tun sie nie, oder?«
    »Was meinst du damit, mein Lieber?«
    »Sprechen.«
    »Nein, natürlich nicht. Es sind Gesindlinge, deswegen brauchen sie nicht sprechen zu können. Sie führen ein sehr einfaches Leben, ohne die Sorgen, die unsereins plagen.«
    »Aber du hast doch gesagt, Wicky Popo sieht traurig aus.«
    »Traurige Augen, Lieber. Nicht Traurigkeit, wie wir sie empfinden würden. Er ist bei alledem zufrieden, denn mehr wünscht er sich nicht.«
    Da fiel Col ein, was Riff über die Zufriedenheit der Gesindlinge gesagt hatte: ein halbes Leben hatte sie es genannt.
    »Und wenn nun ein Dreckiger nicht wollen würde, dass man einen Gesindling aus ihm macht?«
    Bei dem Wort Dreckiger zog Großmutter Ebnolia die Augenbrauen hoch. »Tt, tz, Colbert. Was für alberne Einfälle du hast. Natürlich wollen sie zu Gesindlingen gemacht werden.«
    »Ich habe von einer gehört, die es nicht wollte.«
    »Was?«
    »Vor zehn Tagen. Zwei Wachleute kamen mitten in der Nacht zu mir in die Kabine, weil sie eine Dreckige gesucht haben, die geflohen war.«
    »Das haben sie zu dir gesagt?« Großmutter klickte mit der Zunge gegen ihre winzigen weißen Zähne. »Ach ja, jetzt erinnere ich mich: eine sehr dumme Dreckige.«
    »Die Offiziere haben gesagt, sie hätte sich dagegen gesträubt, zu einem Gesindling gemacht zu werden.« Ein wenig verdrehte Col die Tatsachen.
    »Eben weil Dreckige es leicht mit der Angst bekommen, Colbert. Das sind keine vernunftbegabten Wesen, verstehst du.« Großmutter lächelte. »Auf jeden Fall wurde diese Dreckige kurz darauf gefunden. Und jetzt ist sie ein völlig zufriedener Gesindling und arbeitet im Küchenbereich.«
    Aus reiner Gewohnheit hätte ihr Col beinahe geglaubt: Er war es sein ganzes Leben lang gewohnt gewesen, alles, was ihm Großmutter erzählte, zu glauben. Aber dieses Mal wusste er es besser!
    »Wo haben sie sie denn gefunden?«
    Großmutter überlegte einen Augenblick. »Ach ja, sie hatte sich unter der Treppe im Warwickshire-Salon versteckt.«
    Das hatte sie einfach erfunden! Und doch sagte sie es mit solcher Überzeugung und nickte dabei wie ein kleiner Vogel. Als er ihr in die Augen sah, schwindelte Col vor dem Abgrund, der sich vor ihm auftat. Wie oft mochte sie wohl früher schon Sachen einfach erfunden haben?
    Plötzlich hörten sie, wie Porzellan zerbrach. Wicky Popo guckte auf einen Teller, den er hatte fallen lassen. Großmutter klatschte in

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