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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Passage.
    Auf beiden Seiten befanden sich Nischen in denen Drahtkäfige in vier Etagen übereinander gestapelt waren, jeder kaum mehr als zehn Handbreit hoch – und darin lebten Dreckige. Im Vorbeilaufen sah er zusammengekuschelte Körper, von Lumpen bedeckt, mit dem Rücken zur Passage. Einige lagen aneinandergekauert, zusammengepresst. Col mochte gar nicht weiter darüber nachdenken, was sie da taten. Dreckige, ekelhafte Dreckige!
    Er bog rechts ab, dann links. Hinter ihm ertönten Schreie: »Wo isser hin? Wo isser lang gelaufen?« Narbengesicht, Schmierbacke und Zahnlos waren ihm noch auf den Fersen. Als er einen Blick zurückwarf, sah er Köpfe aus den Nischen hervorkommen. Dreckige starrten ihm blinzelnd nach.
    »Was issen das fürn Lärm?«
    »Wer brüllt da so?«
    Vor ihm rührten sie sich jetzt auch. Es war hoffnungslos; die Neuigkeit verbreitete sich schneller, als er laufen konnte.
    Er kam zu einer Abzweigung und bog wieder links ab. Von der Decke des Durchgangs hingen Lumpen – Kleidung der Dreckigen –, die zum Trocknen aufgehängt waren. Er musste sich noch weiter ducken. Dabei bemerkte er eine Reihe leer stehender Nischen auf Bodenhöhe. Bevor seine Verfolger um die Ecke kamen, schwang er sich in eine von ihnen hinein und rollte sich so weit wie möglich vom Licht weg.
    Irgendwelche Klümpchen drückten ihn im Nacken. Als er sie hervorholte, sah er, dass es sich um drei winzige, aus Kohle geschnitzte Figurinen handelte.
    In der Nische befand sich noch anderer Zierrat. An den Seiten hatte jemand mit Bindfaden Muster um das Drahtgitter geflochten. Und oben waren Haarbüschel befestigt. Menschenhaar? Col schauderte es. Was konnte es sonst sein?
    Jemand hatte sogar versucht, die Nische mit einem Kissen etwas gemütlicher zu machen, einem weichen Beutel, der mit Ruß oder sehr feiner Asche gefüllt zu sein schien. Als ihn Col zu sich heranzog, entdeckte er einen langen Eisenstift, der darunter versteckt lag. Eine Waffe, mit einer messerscharfen Spitze.
    Er griff sich die Waffe. Im selben Moment hörte er Narbengesicht, Schmierbacke und Zahnlos an sich vorbeidonnern.
    Er ging davon aus, dass sie weg waren. Sie waren auf seinen Trick hereingefallen und jagten einem Phantom hinterher. Den Metallstift hielt er in der geballten Faust, als er sich aus der Nische rollen ließ, um in die entgegengesetzte Richtung loszulaufen.
    Aber er hatte es zu eilig gehabt. Eine ganze Horde von Dreckigen hatte sich der Verfolgungsjagd angeschlossen – und jetzt kamen sie direkt auf ihn zugestürzt.
    Er hatte keine andere Wahl als umzudrehen und weiterzulaufen. Narbengesicht, Schmierbacke und Zahnlos waren höchstens zwanzig Schritte vor ihm – sie brauchten sich nur umzusehen, dann säße er zwischen beiden Gruppen in der Falle. Aber jetzt kam eine neue Abzweigung.
    Er hatte sie gerade erreicht, als Schmierbacke ihn sah und schrie: »Da ist er!« Er schlüpfte links in einen anderen Gang. Aus den Nischen, an denen er vorbeiraste, streckten sich Arme nach ihm, Hände packten ihn, um ihn festzuhalten. Er zielte mit seinem Eisenstift nach ihnen, und die Hände ließen ihn los.
    Er bog in eine weitere Abzweigung, und plötzlich kamen keine Nischen mehr, nur noch zahllose massive Stahlplatten. Er stürzte voran, und der Boden bewegte sich unter ihm! Eine Drehscheibe! Er wurde zur Seite geschleudert und knallte gegen eine Stahlwand. Der Stift glitt ihm aus der Hand, und Col fiel in die Lücke zwischen der Wand und der Drehscheibe.
    Mit einem markerschütternden Klong! krachte er hinunter auf die nächste Etage. Überall um ihn herum drehten sich riesige Spulen und summende Treibriemen. Sie bewegten sich so schnell, dass er sie nur verschwommen wahrnehmen konnte, obwohl sie nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht vorbeiflirrten. Eine Berührung, und ihr Sog würde ihn mitreißen und zermalmen.
    Trotzdem musste er weiter. Er rappelte sich auf und arbeitete sich behutsam voran, unter ständigen Verrenkungen, um den Treibriemen auszuweichen. Ihr Summen hatte etwas Hypnotisches, er spürte den Wind, den sie machten, in seinem Gesicht. Schließlich kletterte er über eine Kante und landete in einer Art Trog.
    Die Dreckigen waren ihm zwar nicht an den Spulen vorbei gefolgt, näherten sich jetzt aber aus anderen Richtungen. Überall sah er sie, wie sie Leitern herunterkletterten und über eiserne Stege ausschwärmten, die in der verrauchten Luft zu schweben schienen.
    Wohin jetzt? Ihm blieb keine Zeit zum Überlegen: Unter donnerndem

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