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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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und konnte sich gerade noch am allerletzten Querstab festhalten. Jetzt baumelte er über dem Nichts.
    Riff rannte zurück zur Öffnung, kniete sich hin und packte ihn an den Handgelenken. Einen Moment lang durfte er noch den brodelnden Brei unter sich betrachten.
    »Wer hat gewonnen?«, fragte sie.
    »Du.«
    »Und wer entscheidet darüber, was mit dem Jungen geschieht?«
    »Du.«
    Sie zog ihn hinauf auf die Gitterstäbe. Da lag er dann, missmutig und geschlagen. Die Dreckigen lösten ihren Ring. Als die Menge sich zu zerstreuen begann, rief Riff ein halbes Dutzend von ihnen beim Namen:
    »Swale. Tobbs. Jarvie. Channa. Gart und Sess. Geht und sucht die anderen Mitglieder des Revolutionsrates. Sagt ihnen, dass ich eine Sitzung einberufe.«
    Col sah, wie sich Schmierbacke und Zahnlos verdrücken wollten, ohne auf Narbengesicht zu warten. Zahnlos hatte sich etwas unter den Arm geklemmt – das Buch über Berge und Vulkane.
    »Hey!« Col sprang auf. »Das gehört dir nicht!«
    Riff sah, worauf sein Finger zeigte. »Was?«
    »Es ist für dich «, sagte Col.
    »Wie meinst du das?«
    »Das ist das Buch, das du dir leihen wolltest. Ich habe es für dich die Versorgungsschütte hinuntergeworfen.«
    »Ach? Und wie komme ich zu der Ehre?«
    »Es sollte ein Geschenk sein. Ich habe es eingepackt und vorne ein Bild von dir draufgemalt.« Er wandte sich an Zahnlos. »Sag’s ihr.«
    Mit einem widerstrebenden Grunzen bestätigte Zahnlos Cols Worte.
    »Bring es her.« Riff schnipste mit den Fingern.
    Zahnlos trat vor und reichte ihr das Buch. Sie schlug es auf und begann zu blättern. Hinter ihrem ernsten Gesichtsausdruck spürte Col ihre wachsende Begeisterung.
    »Ich fand, dass du es verdient hast. Weil du lesen lernen wolltest. Du hast gesagt, du hattest nie die Möglichkeit dazu.«
    »Nein, die hatte ich nicht.« Plötzlich strahlte sie übers ganze Gesicht und klappte mit einem knappen Knall das Buch zu. »Okay, ich werde deinen Fall vor dem Rat vertreten. Gehen wir.«

28
    Col folgte Riff über Treppen und eiserne Stege. Als sie zu einem engen Hohlweg zwischen ölverschmierten Maschinenteilen kamen, drehte sie sich zu ihm um. »Mach immer nur dann einen Schritt, wenn ich einen mache.«
    Der Hohlweg war eine Todesfalle: Riesige Kolben schossen von einer Seite zur anderen. Zumindest wäre er eine Todesfalle gewesen, wenn ihn Riff nicht geführt hätte. Sie nahm ihn an der Hand und zog ihn vorwärts, in plötzlichen Sprüngen und abrupten Stopps.
    »Jetzt«, schrie sie. »Warte. Jetzt. Warte. Jetzt.«
    Riffs Bewegungen waren so unberechenbar wie die der Kolben, doch er lernte, auf ihren Händedruck zu reagieren. Ein halbes Dutzend Mal wäre er um ein Haar zerquetscht worden.
    »Unten muss man schnell reagieren können«, sagte sie, als sie es geschafft hatten. »Deswegen konnte ich Sculler auch so leicht besiegen. Er wird alt. Ist man erst mal zwanzig, reagiert man langsamer. Hier wird keiner viel älter als dreißig.«
    Col war schon aufgefallen, wie jung die meisten Dreckigen waren. Inzwischen fand er es auch nicht mehr so verwunderlich, dass Riff mit vierzehn schon Anführerin war.
    Er hatte eigentlich noch ganz viele Fragen, aber Riff gab ihm schon Anweisungen für den nächsten Teil ihres Weges. »Dicker Rauch. Wir müssen vier Leitern hoch. Am Ende jeder Leiter rennst du zur linken Seite der Plattform, lehnst dich rüber und holst tief Luft. Die muss dann bis zum Ende der nächsten Leiter reichen. Kapiert?«
    Er nickte. Riff holte tief Luft und hielt sich die Hand über Nase und Mund. Col tat es ihr nach. Der Rauch waberte in braunen und grauen Wolken in die Höhe, dazwischen stoben rote Funken.
    Die nächsten Minuten konzentrierte er sich darauf zu überleben. Der Rauch nahm ihm die Sicht, die Funken brannten ihm auf der Haut. Viermal waren seine Lungen drauf und dran zu platzen, vier Mal rannte er über die Plattform nach links, lehnte sich hinaus und keuchte nach Luft. Es war jedes Mal ein Willensakt, umzudrehen und wieder einzutauchen.
    Nicht ein einziges Mal blickte Riff zurück, um zu sehen, ob er mitkam. Es war an ihm, ihr zu folgen. In dieser Welt gab es keine zweite Chance, das war ihm jetzt endgültig klar.
    Nach den Leitern ging es eine abschüssige Rampe hoch, die im Schatten eines riesigen Kessels lag. Die gewölbten Seiten dieses Kessels waren von einer Art Gerüst bedeckt, auf dem sich Unmengen von Dreckigen tummelten.
    »Was machen die da?«, fragte Col.
    »Essen kochen. Wasser heiß machen.«
    »Und wie

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