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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Tosen kam durch den Trog eine Lawine auf ihn zugeschossen. Heißes flüssiges Eisen – rote Glut und graue Schlacke! Er sprang durch den Trog und hechtete über die Kante auf die andere Seite. Die Lawine rauschte hinter ihm vorbei.
    Jetzt war er in einem Abschnitt voller Schlote und Abzugsrohre. Sie kamen aus dem Boden und verjüngten sich nach oben. Dabei strahlten sie eine solche Hitze ab, dass es ihn fast umhaute. Drinnen toste loderndes Feuer. Er stolperte weiter, er musste weg von hier. Seine Kleidung begann zu schwelen, er konnte kaum Luft bekommen, und die Augen brannten ihm vor lauter Hitze.
    Als er schließlich hindurchgerast war, züngelten kleine Flammen an den Nähten seines Blazers. Er schlug die Flämmchen aus, blinzelte sich die Augen frei und starrte auf eine Bahn glänzender Walzen direkt vor sich, die zwischen den schwarzen Wänden hinunterführte. Aber wohin? Er sah nichts als Dunkelheit.
    Er nahm Anlauf und landete bäuchlings auf den Walzen. Er würde lieber selbst den Tod wählen als den Dreckigen in die Hände zu fallen. Abwärts ging es jetzt, auf den rotierenden Walzen. Und immer dunkler wurde es … bis die Rutschpartie zu Ende war und ihn die Walzen nach vorn katapultierten.
    Er hatte das Gefühl, durch eine Art Loch zu fallen.
    Es war purer Instinkt, mit den Armen nach etwas zu greifen, reines Glück, dabei eine Kette zu fassen zu bekommen, die er nicht einmal sehen konnte. Durch die plötzliche Verlangsamung kugelte er sich fast den Arm aus.
    Er hing mitten in der Luft und schwang hin und her, das Knirschen der Kette im Ohr. Ein beißender Gestank stieg ihm in die Nase, dabei hörte er ein merkwürdiges Sprudeln. Als er hinuntersah, konnte er einen schwachen phosphoreszierenden Schein ausmachen, der über einem Meer von breiartiger Konsistenz waberte.
    Er musste den absolut tiefsten Punkt des Worldshaker erreicht haben.
    »Runter mit ihm! Runter mit ihm! Runter mit ihm!« Die Schreie der Dreckigen kamen näher.
    Als er nach oben guckte, sah er ein Metallrost. Das Loch, durch das er gefallen war, war eine quadratische Öffnung in der Mitte dieses Rostes. Ketten spannten sich durch die Dunkelheit, darunter die an der er hing.
    »Er ist noch nicht unten!«, sagte eine knurrende Stimme. »Ich kann ihn sehen!«
    Jetzt kamen Dreckige über den Rost gelaufen. Von unten wirkten sie wie unförmige Schatten, nichts als Füße und Beine.
    »Ich bin nicht euer Feind!«, schrie Col.
    Die Antwort war eine Salve von Spott und Beschimpfungen. Ein Wurfgeschoss zischte direkt an seiner Nase vorbei.
    »Zielt auf die Hände!«, brüllte einer. » Runter mit ihm. Ins Bilgenwasser.«
    Jetzt versuchten sie, ihn von seiner Kette herunterzuholen. Das meinten sie also mit Runter mit ihm. Er sollte in dem Brei sterben.
    Ein Wurfgeschoss streifte seine Brust, ein anderes traf ihn an der Schulter. Als eines von der Kette abprallte, sah er, dass sie mit Schlackestücken nach ihm warfen.
    Von unten konnte er jedes Mal ein bedrohliches Sprudeln hören, wenn die Geschosse im Brei landeten. Das Zeug schien sich in Gärung zu befinden.
    Ein Stück traf ihn am Handgelenk, und er hätte beinahe losgelassen. Zwar versuchte er, den Geschossen auszuweichen, aber es war nur noch eine Frage der Zeit, bis er fallen würde.
    Dann war oben auf einmal eine neue Stimme zu hören, etwas heller, aber mit unmissverständlicher Autorität. »Aufhören!«
    Augenblicklich stoppte der Geschosshagel.
    »Zieht die Kette hoch«, befahl die Stimme. »Bringt ihn hierher.«

27
    Die Kette rasselte, und Col schaukelte durch die Luft. Sie zogen ihn zur Öffnung hinauf. Er verstand zwar nicht, was hier vorging, doch er war dankbar für die Verschnaufpause. Aber was hatten sie mit ihm vor?
    Viele Hände streckten sich ihm entgegen. Sie packten ihn, hievten ihn hoch und stellten ihn auf das Gitterrost. Seine Füße rutschten hindurch, und so saß er schließlich auf dem Rost. Um ihn herum scharten sich die Dreckigen. Er erkannte Narbengesicht, Schmierbacke und Zahnlos, die böse und voller Genugtuung grinsten.
    »Zur Seite.«
    Wieder diese befehlsgewohnte Stimme, eine weibliche Stimme. Als die Menge zurücktrat, sah er, dass es ein Mädchen war, mit blond-schwarz geschecktem Haar, hohen Wangenknochen und großen Augen.
    Riff!
    Es verschlug ihm den Atem. Riff nickte ihm nur zu. Sie musste ihn schon erkannt haben, als er noch an der Kette hing.
    Er erinnerte sich, dass sie gesagt hatte, Unten wäre sie eine Anführerin. Jetzt war sie seine letzte

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