Worldshaker
Exekutivkammer. Eine offizielle Untersuchung ist bereits im Gange. Wenn du erscheinst, wird Sir Wisley eine Gerichtsverhandlung daraus machen. Ich werde vor Gericht stehen, du wirst vor Gericht stehen, die Familie Porpentine wird vor Gericht stehen. Und deswegen werde ich alles erklären. Du bestätigst nur, was ich sage. Verstanden?«
»Jawohl, Sir. Aber wenn –«
»Kein Wort mehr.«
Auf Deck 51 kam der Fahrstuhl ächzend und pfeifend zum Stillstand. Um zur Exekutivkammer zu gelangen, mussten sie einige hölzerne Schwingtüren und grüne Samtvorhänge passieren. Col war nie zuvor hier gewesen, wusste aber, dass es der Ort war, an dem die wichtigsten Entscheidungen über die Zukunft des Worldshaker getroffen wurden.
Und er hatte begriffen, in welcher Situation er sich jetzt befand. Sir Mormus würde ihn verteidigen, weil der Ruf der Porpentines auf dem Spiel stand. Eigentlich wäre es für seinen Großvater besser und einfacher gewesen, wenn Col Unten verschollen geblieben wäre. Sie gingen einen langen Gang hinunter und kamen zu einer Tür mit polierten Eichenholz-Paneelen. Sir Mormus stieß sie auf und marschierte hinein.
Die Exekutivkammer verschwamm vor Cols Augen. Düstere Porträts … Nischen mit Büsten … ein feudaler grüner Teppich … ein Halbkreis von Tischen. Königin Victoria und Prinz Albert saßen auf ihren Thronsesseln, umgeben von Mitgliedern der Exekutivkammer. Dr. Blessamy stand inmitten des Halbkreises und hatte offensichtlich gerade eine Aussage gemacht.
Col holte tief Luft und sah, dass alle Augen auf ihn gerichtet waren.
32
»Außergewöhnlich«, murmelte Prinz Albert. »Außergewöhnlich. Höchst außergewöhnlich.«
Col war sich schmerzlich bewusst, dass seine Schuluniform voller Flecken und sein Gesicht und seine Hände voller Ruß waren.
Unter ihrer gewaltigen Krone runzelte Königin Victoria die Stirn. Sie drehte ihren Kopf zur Seite. »Danke, Dr. Blessamy. Sie können jetzt wieder Platz nehmen.«
Col erkannte mehrere Mitglieder der Exekutivkammer: Erster Steuermann Turbot, Konteradmiral Haugh, Lord Fefferley und Sir Wisley Squellingham. Sir Wisley saß an einem Ende des Halbkreises und hatte einen Stapel Papiere vor sich. Er lächelte Col an; dabei wurden die Goldfüllungen in seinen Zähnen sichtbar. Es war kein angenehmes Lächeln.
»Bitte erzählen Sie uns jetzt erst einmal, Sir Mormus«, dabei drehte Königin Victoria ihren Kopf in die entgegensetzte Richtung, »wie ihr Enkel von Unten wieder heraufgekommen ist.«
Offensichtlich war Sir Mormus gerade bei der Anhörung gewesen, als er zur Inspektionsplattform gerufen wurde.
Sir Mormus schob Col an den Platz, den Dr. Blessamy gerade geräumt hatte, und bezog hinter ihm Stellung. Seinem Bericht über Cols Rettung zufolge war sie das Ergebnis einer tollkühnen Flucht: Sein Enkel war ganz bewusst zum höchsten Punkt unter der Inspektionsplattform geklettert und hatte alle Versuche der Dreckigen, ihn von dort wieder herunterzuziehen, erfolgreich abgewehrt.
Col hörte ihm nur mit einem Ohr zu. Er war abgelenkt, weil er andere Personen hinten in der Kammer entdeckt hatte: Dort saßen Hythe, Pugh, Lumbridge, Fefferley, Haugh und Flarrow; daneben standen Dr. Blessamy und fünf Wachmänner.
Sir Mormus kam zum Ende. »Das alles ist von vielen Zeugen beobachtet worden. Ich kann sie gern in den Zeugenstand rufen.«
»Nein, nein, nein.« Sir Wisley meldete sich zu Wort. »Das ist unnötig. Nicht relevant. Bleiben wir beim Kernpunkt.« Seine Augen schossen in alle Richtungen. »Lassen Sie uns von den Wachmännern hören, ob sie bestätigen können, was die Jungen uns erzählt haben.«
Ihre schwere Krone setzte Königin Victoria offensichtlich zu. »Sehr gut. Aber erst soll Colbert hören, was die Jungen gegen ihn vorbringen.« Sie streckte die Hand aus zu ihrem Prinzgemahl. »Wenn du so freundlich sein würdest, es kurz zusammenzufassen, mein Lieber.«
»Hmm.« Prinz Albert zwirbelte abwechselnd beide Seiten seines Schnurrbarts. »Schulausflug. Colbert und seine sechs Freunde. Er hat eine verschlossene Tür im untersten Deck geöffnet. Geheimkombination.«
Sir Wisley war ganz erpicht darauf, ins Detail zu gehen. »Sie sind ihm gefolgt, weil sie argwöhnisch geworden waren. Sie wussten, dass das falsch war. Aber was sie getan haben, war nicht annähernd so falsch wie das, was er getan hat.« Er neigte respektvoll den Kopf. »Entschuldigen Sie die Unterbrechung, Hoheit.«
»Ja, ja. Das wollte ich alles noch sagen«, sagte
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