Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland

Vom Netzwerk:

Inspektionsplattform.
    Noch ein metallisches Klicken, und der Haken gab ihn frei.
    Er rollte auf den Rücken, die Augen voller Tränen der Erleichterung. Die Offiziere standen respektvoll im Halbkreis um ihn herum. Am liebsten wäre er mit seiner Dankbarkeit herausgeplatzt. Aber er schuldete es Sir Mormus, eine angemessen würdevolle Haltung zu bewahren.
    »Danke«, sagte er. »Ich werde Ihr promptes Handeln meinem Großvater gegenüber zu würdigen wissen. Wer hat mich als Erster entdeckt?«
    Niemand antwortete ihm. Was war los mit ihnen? Col blinzelte und sah sie sich noch einmal genauer an.
    Ihre Gesichter spiegelten nicht Respekt wider, sondern Ekel.

31
    Natürlich war er dreckig. Seine Kleider waren voller Ölflecken und Schmiere, seine Hände schwarz von Rauch und Ruß, sein Gesicht wohl auch. Vielleicht roch er auch nach all diesen Dingen. Was aber die Offiziere zurückweichen ließ, war mehr als nur Dreck.
    »Haben Sie gesehen, wie ich den Dreckigen entwischt bin? Ich war zu clever für sie. Haben Sie gesehen, wie sie mich gejagt haben?«
    Keiner reagierte. Sie mussten alle gesehen haben, wie die Dreckigen fluchten und die geballten Fäuste schüttelten. Und doch blieb ihr Gesichtsausdruck unverändert.
    Da begriff er. Es ging nicht darum, in welchem Zustand er war, sondern um die bloße Vorstellung, von wo er zurückgekommen war: von Unten, von den Dreckigen.
    Er stand auf, und sie traten einen Schritt zurück, so als ob er eine ansteckende Krankheit hätte.
    »Sie sind die Versorgungsschütte hinuntergefallen«, sagte ein Offizier.
    »Nun, ja.« Was mochte in der Zwischenzeit geschehen sein, als er Unten war? »Darüber wissen Sie also Bescheid?«
    »Ja. Sir.« Das Sir klang wie eine nachträgliche Idee. »Der Oberbefehlshaber hat mit allen Betroffenen Gespräche geführt.«
    »Er ist sicherlich schon auf dem Weg hierher«, sagte ein anderer Offizier. »Ich habe ihm einen Boten gesandt, mit der Nachricht, dass man Sie gefunden hat.«
    »Er hatte nicht erwartet, Sie jemals wiederzusehen«, fügte ein Dritter hinzu.
    »Wir werden Sie jetzt zu ihm bringen«, sagte der Offizier, der als Erster gesprochen hatte.
    Schweigend eskortierten sie ihn aus der Inspektionsplattform hinaus. Es war eine andere als die, die Col kannte, aber die Leiter und die Luke waren ähnlich, genauso wie das Zelt und die Absperrung mit den orangefarbenen Lichtern. Sogar die Kohlehaufen und die Pfeiler sahen gleich aus.
    Sie waren erst ein kurzes Stück gegangen, als der Offizier vorn stehen blieb.
    »Da kommen sie.«
    Ein Dutzend Wachmänner kam ihnen entgegen, angeführt von der hoch aufragenden Figur Sir Mormus Porpentines. Col fuhr sich mit der Hand durchs Haar und strich die Kleider glatt. Alles, was dabei herauskam, war, dass er neue Flecken auf Hemd und Blazer hinterließ.
    Sir Mormus schaute verschlossen und grimmig drein, seine Augenbrauen waren ein einziges Donnerwetter. Ohne Col eines Blickes zu würdigen, wandte er sich an die Offiziere von der Inspektionsplattform. »Ich höre?«
    »Wir haben ihn von einem Metallarm hochgezogen, an dem er hing, Sir.«
    »Er schien auf der Flucht zu sein, Sir. Vor einer Horde von Dreckigen, Sir.«
    Sir Mormus richtete sich zu voller Höhe auf. »Gut. Dann gehen Sie zurück an Ihre Arbeit. Alle.« Er machte eine kurze Handbewegung zu Col. »Und du kommst mit mir.«
    Col spürte, wie sich ihm die missbilligenden Blicke der Männer in den Rücken bohrten, als er mit seinem Großvater davonmarschierte. Sir Mormus würdigte ihn keines Blickes, sondern stampfte schweigend durch Pfützen, Kohlenstaub und Ölflecken.
    Col versuchte es mit einer Erklärung. »Lumbridge war’s, der mich in die Versorgungsschütte gestoßen hat, Sir.«
    Sir Mormus schnaubte verächtlich. »Und was hattest du im Orlopdeck zu suchen, Junge?«
    »Ich, äh, bin denen gefolgt, Sir. Den Squellinghams und ihrer Clique. Ich dachte mir, dass sie etwas im Schilde führen.«
    »Nein, sie sind dir gefolgt.«
    »Das behaupten die, Sir. Aber –«
    »Versuch nicht, mir was vorzumachen, Junge. Du bist derjenige, der vorher schon einmal im untersten Deck gewesen war. Nur du konntest die Zahlenkombination der Tür gekannt haben.«
    Col verstummte, als sein Erklärungsversuch in sich zusammenfiel. Sie verließen das Orlopdeck durch eine Tür mit der Nummer 21. Sir Mormus führte ihn zum nächstgelegenen Fahrstuhl.
    »Hör mir gut zu, Junge«, sagte er, als sich der Fahrstuhl in Bewegung setzte. »Wir sind auf dem Weg zur