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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Arche Noah.«
    »Vor nicht mal zweihundert Jahren.«
    »Sie waren genauso wie alle anderen. Aber sie waren arm.«
    »Merkwürdig, nicht wahr?« Professor Twillip schob die Brille hoch, so dass sie auf den Augenbrauen saß. »Euer Lehrer wird sicher fasziniert sein, wenn er die Wahrheit erfährt.«
    Septimus grinste ironisch, aber Col ließ sich nichts anmerken.
    »Ja, der Fünfzigjährige Krieg hat die Welt auf den Kopf gestellt«, fuhr Professor Twillip fort. »Die endlosen Schlachten hatten Europa in eine Wüstenei verwandelt. Das und der Rauch aus den Fabriken und die Umweltverschmutzung. Als endlich der Friede von Brüssel geschlossen wurde, war die Agrarproduktion erheblich geschrumpft, und weite Landstriche waren unbewohnbar geworden.«
    »Der Friede von Brüssel beendete den Krieg«, erklärte Septimus. »Nachdem der erste Napoleon gestorben war, versuchte der zweite Napoleon nicht mehr, sein Reich auszudehnen, und die anderen Länder erkannten die Bonapartes als das französische Königshaus an.«
    »Dann begannen alle, Juggernauts zu bauen«, sagte Professor Twillip. »Das Zeitalter des Imperialismus.«
    Cols Gedanken überstürzten sich. Also hatte er doch von Anfang an recht gehabt. Es war richtig gewesen, Riff in seinem Schrank zu verstecken. Sein Instinkt hatte ihm gesagt, was sein Kopf nicht wahrhaben wollte. Dreckige waren genauso Menschen wie alle anderen auch. Das Leben der Leute auf den Oberdecks war eine einzige große Lüge. Falsch, falsch, falsch!
    Septimus und Professor Twillip erzählten, wie es im Zeitalter des Imperialismus weiterging, aber er hörte nur noch mit halbem Ohr zu: Wie die Bevölkerung Europas ihren ruinierten Kontinent verlassen und in riesigen Juggernauts das Weite gesucht hatte – Handel und Wandel in der übrigen Welt … die Briten hatten den Worldshaker gebaut, die Franzosen die Marseillaise , die Preußen Friedrich den Großen , die Österreicher Prinz Eugen und die Russen die Romanov …
    Aber seine Gedanken waren ganz woanders. Was würde wohl Riff sagen, wenn er es ihr heute Nacht erzählte?

44
    Letztendlich machte diese Enthüllung keinen großen Eindruck auf Riff.
    »Und? Was hattest du denn erwartet?«
    »Verstehst du denn nicht? Das beweist, dass Dreckige und Menschen vom Oberdeck gleich sind.«
    »Okay. Außer dass wir besser sind?«
    »Inwiefern besser?«
    »Weil wir lernen mussten, schneller und cleverer zu sein. Deine Leute können es sich seit zweihundert Jahren leisten, alles langsam angehen zu lassen.«
    Es war nach Mitternacht, und sie saßen auf dem Bett in Cols Zimmer. Col hatte sagen wollen: Es beweist, dass du und ich gleich sind. Aber der Moment war vorüber.
    »Wie auch immer, ich habe eine viel größere Entdeckung gemacht«, sagte Riff.
    »Und was? Du hast die Korrekturkammer entdeckt?«
    »Nein.« Sie sprang auf. »Das musst du dir selber ansehen. Ich zeig’s dir.«
    »Und unser Training?«
    »Nachher.« Sie griff seine Hand und zog ihn vom Bett hoch. »Komm.«
    »Wohin? Wie weit ist das? Und was, wenn uns einer sieht?«
    »Dann bin ich ein Gesindling, der etwas für dich trägt.« Sie nahm sich die Jacke, die Col abgelegt hatte, und rollte sie zu einem Bündel. »So wird’s schon gehen. Wenn jemand Verdacht schöpft, kommandierst du mich herum.«
    Sie machten sich nach achtern auf den Weg. Riff ging voraus und führte ihn über einige Treppen hinunter zu Deck 31. Die Fertigungswerkstätten waren alle geschlossen, die Jalousien waren über Nacht heruntergezogen.
    Weiter ging’s, immer noch nach achtern. Viermal trafen sie auf Wachmänner oder Aufseher, und dann zog Col jedes Mal eine Schau ab.
    »Nun mach schon! Und lass ja nichts fallen!«
    Riff biss die Zähne zusammen, auch wenn sie weiterhin den stumpfen Ausdruck eines Gesindlings beibehielt.
    Auf diese Weise waren sie etwa eine halbe Stunde gegangen, als sie bei einer bestimmten Abzweigung rechts abbog. Das Licht wurde trüber, die Werkstätten schmutziger. Schließlich ließen sie den Fertigungsbereich ganz hinter sich zurück. Vor ihnen erhob sich ein Bogenportal, davor stand ein Drehkreuz.
    »Komm«, flüsterte Riff.
    Als sie näherkamen, konnte Col ein Vorhängeschloss am Drehkreuz erkennen. Riff blickte sich kurz um, dann schwang sie sich elegant darüber hinweg. Col folgte ihr, nicht ganz so elegant.
    Hinter dem Drehkreuz kam ein Gang mit weißgestrichenen Wänden. Riff ging weiter zu einem zweiten Drehkreuz, über das sie ebenfalls hinwegflankten.
    Col gab einen erstaunten Pfiff von

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