Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland

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nachgedacht?
    »Siehste die Dörfer auf beiden Seiten?« Riff zeigte auf einige Siedlungen an den Rändern der riesigen Kerbe. »Da, und da, und da. Aber nicht da, wo wir durchgefahren sind.«
    Jetzt verstand Col. Über die Ebene verstreut waren Siedlungen als blasse Flecken sichtbar. Aber die breite Schneise, die der Juggernaut hinterließ, war frei von jeglicher Behausung und Vegetation. Sir Mormus’ Worte fielen im wieder ein: Am Boden sind wir schneller als ein Pferd im Galopp.
    Gern hätte er geglaubt, dass der Worldshaker Schlenker machte, um die Dörfer, die ihm im Weg waren, zu verschonen. Aber die schnurgerade Schneise der Verwüstung erzählte eine andere Geschichte. Als er das durchgepflügte Erdreich sah, mit seinen Aufwerfungen, die an Narben erinnerten, da wusste er, dass die Einheimischen niemals eine Chance gehabt hatten.
    »Ja, schau dir das gut an«, sagte Riff. »Und das macht ihr auf der ganzen Welt!«
    Col stellte sich das Gedonner der näherkommenden Walzen vor, und mit welcher unglaublichen Gewalt die Erde erschüttert und aufgeworfen wurde. Ganze Dörfer wurden einfach dem Erdboden gleichgemacht. Glücklich die, die augenblicklich zermalmt wurden, die weniger Glücklichen wurden lebendig begraben …
    »Wir halten nie an«, sagte er langsam. »Wie können wir eigentlich Handel treiben, wenn wir niemals anhalten?«
    Riffs Lachen war harsch und hatte nichts von Heiterkeit. »O ja, und wie ihr Handel treibt. Willst du sehen, was die Einheimischen von euch bekommen?«
    Riff stemmte sich gegen eine Seite des Rohrs, so dass er sich an ihr vorbeidrücken konnte. Um ihn zu sichern, hielt sie ihn am Gürtel fest. Er beugte sich vorsichtig vor und schaute über den Rand des Rohrs auf eine Stelle da unten, die sie ihm zeigte.
    Es war, als blickte man einen Abhang hinunter, aus der schwindelerregenden Höhe von tausend Fuß. Das Heck des Juggernaut war eine senkrechte Metallwand, nur hier und da von herauskragenden Rohren unterbrochen. Sie zeigte auf eines dieser Rohre, ziemlich weit unten.
    »Das da kommt von Deck 5«, sagte sie.
    Es war zu weit weg, als dass Col etwas deutlich hätte erkennen können. Aber aus dem Ende des Rohres schien ein dünner Strom feiner Tröpfchen zu fallen. Wie ein sehr feiner Regen, der im Mondlicht glitzerte.
    »Deck 5«, wiederholte Riff. »Weißt du nicht mehr?«
    Col grübelte, aber sein Gedächtnis ließ ihn im Stich. Was war nochmal auf Deck 5?
    »Diese Dinger«, sagte Riff.
    Dann fiel es ihm wieder ein, die Statuetten, die die königliche Familie darstellten: Königin Victoria sitzend oder Königin Victoria stehend oder Königin Victoria und Prinz Albert sitzend oder Königin Victoria sitzend und Prinz Albert stehend. Ja, Regalwände voller bemalter Figuren, Millionen und Abermillionen. Das waren die Konsumgüter, die der Worldshaker produzierte!
    »Sehr praktisch, was?« Riff versprühte Sarkasmus. »Genau das, was du brauchst, wenn sie dein Dorf plattgemacht haben.«
    Col schüttelte den Kopf. »Ich hatte keine Ahnung. Ich dachte, Handel bedeutet … Handel.«
    »Nix da. Es bedeutet Grausamkeit, alle rumschubsen, auf jedem rumtrampeln, der schwächer ist. Einige werden ganz wörtlich plattgemacht, und andere werden ›korrigiert‹. Während deine Leute die Oberhand behalten und alles und jeden über den Haufen fahren.« Sie ballte die Fäuste. »Und deswegen muss es eine Revolution geben.«
    Beim Wort Revolution zuckte Col zusammen. Keine Frage, es war grausam und tyrannisch … aber deswegen gleich alles umzustürzen?
    Aber wie sonst sollte sich etwas ändern?
    »Ihr Leute vom Oberdeck seid gut darin, keine Ahnung von dem zu haben, wovon ihr nichts wissen wollt, hä?« Ihre Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. »Nun, jetzt weißt du’s. Denk mal darüber nach, auf welcher Seite du stehst.«
    Sie drehte sich um und ging zurück durch das Rohr. Col zögerte einen Moment, dann folgte er ihr.

45
    Bis zum Ende des Schuljahrs brauchte Col nur noch vier Tage heil zu überstehen, aber das wurde von Tag zu Tag schwieriger. Mr. Gibber ließ derweil seine eigene Einstellung Col gegenüber immer deutlicher hervortreten und begann, so zu tun, als ob Col eine ansteckende Krankheit hätte.
    Am Dienstag etwa driftete er beim Auf- und Abgehen ganz zufällig zu Cols Platz. Dann schien er zu bemerken, wo er sich befand, hielt sich die Hand vor die Nase und trat den Rückzug an. Die Schüler taten das Ihre und stimmten Rufe an wie: »Gefahrenzone, Sir!« und »Das war