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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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sich. Sie hatten die Seite des Juggernaut erreicht!
    Er stand im Freien auf einer seltsamen flachen Metallwanne, etwa fünfzig Fuß im Quadrat, und über ihm wölbte sich der Nachthimmel.
    Das bleiche runde Gestirn über ihm war der Mond. So hell, so kühl, so silbern! Und so ganz anders als auf Gemälden! Die Nackenhaare standen ihm zu Berge.
    »Guck mal da.« Riffs Finger zeigte weiter nach unten.
    Am äußeren Rand der Metallwanne befand sich ein riesiger Stahlarm. Er sah aus wie der Kran, den er seinerzeit von der Aussichtsplattform über der Brücke gesehen hatte. Damals hatte ihm Sir Mormus erzählt, dass die Kräne dazu dienten, Fracht zu laden und zu entladen.
    Der hier war gerade in Bewegung. Plötzlich sah Col eine Baggerschaufel, so groß wie ein Haus. Dann schwang der Arm herum, und die beiden Hälften der Schaufel gingen langsam auseinander, um ihre Ladung auf einem Haufen zu deponieren, der sich über den Boden der Wanne ausbreitete.
    Aber was genau war das? Im Mondlicht sah alles so anders aus. Col starrte angestrengt auf die undeutliche Masse und konnte schließlich ein Gewirr von Pflanzen erkennen: Reben und Mais, Bananen und Kokospalmen. Dann war da noch etwas, das aussah wie ein Bienenstock, und vier Beine, die nach oben zeigten, vielleicht wie die Beine einer Kuh.
    »Wenn sie genug geladen haben, kommt eine Gruppe Gesindlinge und sortiert alles«, sagte Riff.
    »Das hast du gesehen?«
    »Ja. Das machen sie, seitdem der Juggernaut über Land fährt.«
    Col erinnerte sich, dass er gehört hatte, der Worldshaker werde in Birma aufs Festland kommen. Und auch daran, wie ihm Sir Mormus die Prinzipien des Handels mit Gütern dargelegt hatte.
    »Das sind Rohstoffe«, erklärte er Riff. »Wir tauschen unsere Verbrauchsgüter gegen Rohstoffe.«
    Riff schnaubte verächtlich. »Was für Verbrauchsgüter?«
    »Weiß ich nicht.«
    »Nee, aber ich. Das werde ich dir als Nächstes zeigen.«
    Ihre Expedition war also noch nicht zu Ende. Col sah, wie der Kran wegschwenkte und seine Schaufel wieder hinabsenkte.
    Riff brachte ihn zu einem Loch in einer Ecke der Wanne, das an einen Abfluss erinnerte. Sie ließ sich in das Loch hinabgleiten und war nicht mehr zu sehen.
    Das gefiel ihm gar nicht. Das Loch vor ihm spülte unangenehme Erinnerungen daran hoch, wie er in die Versorgungsschütte gefallen war. Er holte tief Luft und folgte Riff. Platsch!, seine Füße waren in etwas Nassem gelandet.
    Als sich seine Augen auf das Dämmerlicht eingestellt hatten, sah er, dass er sich in einem Rohr befand, das hoch genug war, um darin stehen zu können. Unten in der Rinne floss eine leicht schäumende Flüssigkeit – der Gestank verrottender Pflanzen brachte ihn zum Würgen.
    »Das geht bis ganz hinten zum Heck des Juggernaut«, sagte Riff.
    Sie drehte sich um und flitzte los. Er rannte ihr unbeholfen hinterher, ständig bemüht, nicht in die stinkende Brühe zu treten.
    Der Abfluss senkte sich stetig Richtung Heck ab. Durch andere Abflusslöcher fiel in regelmäßigen Abständen etwas Licht ein.
    Dann tauchte vor ihnen in einer runden Öffnung ein anderes Licht auf. Riff ging langsamer.
    »Vorsicht jetzt«, sagte sie. »Das Ende des Rohrs ragt hinten aus dem Juggernaut raus. Da kann man sich nirgends festhalten.«
    Während der letzten paar Schritte klang das Rohr völlig anders unter ihren Tritten, irgendwie hohler. Riff schob sich bis zum Rand vor und stoppte. Col sah über ihre Schulter ins Freie.
    Es war unwirklich, ja unheimlich. Das Panorama hier war nicht weniger atemberaubend als das oben auf der Brücke, aber im Mondlicht wirkte es völlig verwandelt: die Umrisse der Berge in der Ferne und die Wälder, die nur als undeutliche Flecken auszumachen waren, die Flüsse und Seen … Alles leuchtete mit einem bläulich metallischen Schimmer.
    Aber da war noch etwas anderes. »Was ist das?«
    Riff lehnte sich zur Seite, damit er besser sehen konnte.
    Eine große hässliche Wunde zog sich durch die Landschaft, eine Spur der Verwüstung: Alles war dem Erdboden gleichgemacht worden. Die Spur zog sich durch Hügel und aufgestaute Flüsse und wurde ständig breiter, je mehr sie sich dem Heck des Juggernaut näherte – ja, sie war genauso breit wie der Juggernaut …
    »Na, was sagst du?«
    Col dachte an die dreihundertvierzig Walzen, von denen jede achthundert Tonnen wog. Natürlich machte der Worldshaker alles platt, worüber er hinwegrollte! Natürlich hinterließ er eine Spur der Verwüstung! Warum hatte er nie zuvor darüber

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