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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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knapp, Sir!«
    Am Mittwoch ging Mr. Gibber einen Schritt weiter. Jetzt tat er so, als wolle er sich bewusst der Gefahr aussetzen, und ging auf Zehenspitzen Schritt für Schritt auf Cols Platz zu. Die Schüler warteten, bis er nur noch zwei Schritte entfernt war.
    Dann brüllten sie: »Tun Sie’s nicht, Sir!«
    »Wir wollen Sie nicht verlieren, Sir!«
    »Denken Sie an Mrs. Gibber und die kleinen Gibberlinge, Sir!«
    Mr. Gibber verzog sein Gesicht, so dass es Schreck und Entsetzen widerzuspiegeln schien, dann hüpfte er zurück auf seinen Platz.
    Col ließ sich davon nicht provozieren. Er wusste, dass es Mr. Gibber nur um einen weiteren Anlass ging, sich pantomimisch zu betätigen. Er rief sich die neuesten Kampftricks ins Gedächtnis, die ihm Riff beigebracht hatte, und übte sie für sich im Kopf. Alles andere um ihn herum ignorierte er.
    Es war allerdings nicht so einfach, den Zettel zu ignorieren, der auf ihn wartete, als er von der Mittagspause zurückkam. Er hatte seinen Pultdeckel hochgeklappt, und da lag er, mit roter Tinte bekritzelt.
    wir wollen dich nicht haben in unserer schule
    wir wissen wie man mit spinnern wie dir fertig wird
    du verpestest unsere klasse mit deinem gestank
    drecks-freund
    Wer war das gewesen? Er ließ den Blick prüfend über seine Mitschüler schweifen, aber alle schienen woandershin zu schauen.
    Es musste einer aus der Squellingham-Clique sein. So viel war klar. Aber wann hatten sie ihm den Zettel ins Pult gesteckt? Er war sich sicher, dass sie während der ganzen Mittagspause um den Picknickkorb herumgestanden hatten. Ob vielleicht ein anderer Schüler in ihrem Auftrag handelte?
    Er war froh, dass die Abschlussprüfungen den ganzen Donnerstag in Anspruch nahmen. Da während der Prüfungen völlige Stille herrschte, hatte Mr. Gibber kein Publikum mehr. Er pirschte mit seinem Kneifer durch die Gegend und ließ ihn an ausgewählten Schülern zum Einsatz kommen. An Col wagte er sich allerdings nicht heran.
    Erst kamen eine Geschichts- und eine Geographiearbeit, danach Arbeiten in Algebra und Geometrie, und am Nachmittag schließlich Physik- und Chemiearbeiten. Cols Antworten hatten nichts mit dem zu tun, was ihnen Mr. Gibber beigebracht hatte. Er war sich sicher, dass seine Noten sowieso in den Keller gehen würden.
    Am Donnerstag kam ein neuer Drohbrief. Jemand hatte ihm den Zettel unbemerkt in den Ranzen gesteckt, und er fand ihn erst, als er aus der Schule kam. Es war dieselbe rote Tinte und dieselbe Blockschrift.
    geh dahin zurück wo du hingehörst
    hau ab solange du noch kannst
    oder es wird ein dreckiges ende mit dir nehmen
    morgen bist du fällig
    Die Lage spitzte sich zu. Er war ein viel besserer Kämpfer als noch vor zwei Wochen. Aber mit der ganzen Squellingham-Clique auf einmal konnte er es immer noch nicht aufnehmen. Er musste im Angriff besser werden. Riff hatte darauf bestanden, ihm zuerst Abwehrgriffe beizubringen, weil das die richtige Reihenfolge wäre. Aber jetzt würde er mehr tun müssen als ausweichen, blocken und kontern … bis morgen musste er den Angriff können.

46
    Allen Widrigkeiten zum Trotz hielten die Porpentines an ihren Ritualen fest. Donnerstags traf sich der Sir-Mormus-Zweig zum Nachmittagstee im Somerset-Salon, und von Col wurde erwartet, dass er sich nach dem Unterricht dorthin begab.
    Heute war die Stimmung geradezu eisig. Gillabeth war bereits eingetroffen, in ihrer makellosen Schuluniform, und Eb-nolia, Quinnea und Orris nippten an ihrem Tee. Niemand sprach mit Col.
    Ebnolia war mit Wicky Popo, ihrem Lieblings-Gesindling, beschäftigt. Großmutters Herzensgüte gegenüber Gesindlingen hatte diesmal alle Grenzen gesprengt, denn Wicky Popo war das außergewöhnliche Privileg zuteilgeworden, auf einem der eleganten Seidensessel des Somerset-Salons sitzen zu dürfen.
    Genau genommen war er eher in sich zusammengesunken. Seine Wangen waren eingefallen, seine Augen standen hervor, und er konnte seinen Kopf kaum aufrecht halten. Er sah wirklich ziemlich krank aus.
    »Armer, armer Wicky Popo.« Großmutter stand vor ihm und schüttelte den Kopf. »Wie traurig und unfair diese große Welt ist, nicht wahr? Was soll das alles? Und wo wird es noch enden?«
    Der Gesindling sah sie mit großen schwimmenden Augen an. Ebnolia machte fürsorglich tätschelnde Bewegungen über seinem Kopf, natürlich ohne ihn tatsächlich zu berühren. »So unglücklich und so kränklich. So unpässlich, wo du doch gern so stark wärst. Was für dünne Ärmchen und Beinchen du

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