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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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meinen Unterricht im Lesen.«
    Sie schoben das Bett gegen die Wand, und Col begann mit seiner Lockerungsübung. Dann zeigte ihm Riff die Stellen, die man treffen musste, und wie man es anstellte, sie zu treffen.
    »Kurz und scharf auf die Nervenenden, mit deinen Fingerknöcheln. Wenn du auf Muskeln und Fleisch zielst, dann geh mit der ganzen Faust rein. Dein Zielpunkt liegt immer unter der Haut, verstehst du? Und da musst du hinzielen.«
    Jetzt begann das eigentliche Training. Sie rollte eine Bettdecke zu einem strammen Zylinder und hielt ihn vor sich, während er ihn mit verschiedenen Arten von Schlägen bearbeitete.
    »Mit der ganzen Faust!«
    »Kurz und scharf!«
    »Direkter! Nicht ausholen!«
    Als Nächstes warf sie die Decke zur Seite – jetzt sollte er seine Schläge gegen sie richten, jeweils nur mit einer Faust. Zuerst war er eher zaghaft, bis er sich an den Gedanken gewöhnt hatte, dass er sie sowieso nicht treffen konnte. Sie war schnell genug, um zur Seite zu schwenken, aber sie konnte ihm immer sagen, wo der Schlag gelandet wäre .
    »Nein, tiefer!«
    »Mit der Linken!«
    »Vor und zurück. Zuschlagen und zurückziehen!«
    Immer schneller gingen sie die Sache an, unter Ächzen und Keuchen. Col merkte, wie er besser wurde: Seine Bewegungen bekamen Rhythmus und Präzision. Nach einer Weile reichte es nicht mehr, dass Riff den Schlägen auswich, sie musste ihre Hände einsetzen, um sie abzulenken.
    Dann machte sie eine Pause. »Gut, du hast es begriffen. Vergiss nicht, lass dich nie in die Enge treiben. Du hast gesagt, dass du eine ganze Bande gegen dich hast. Halt sie dir auf Armlänge vom Leib, bewahr dir deine Bewegungsfreiheit.«
    Cols ärmelloser Pullover war durchgeschwitzt. Nach den nächtlichen Trainingsrunden roch er unverkennbar streng nach Schweiß.
    Plötzlich waren ihm Sitte und Anstand schnuppe. Sollte er doch ruhig aussehen wie ein Dreckiger! Er wollte wie ein Dreckiger kämpfen, also konnte er auch wie einer aussehen … Er zog sich den Pullover aus und stand da mit nacktem Oberkörper.
    »Ja. So ist’s besser«, sagte Riff und beäugte ihn neugierig.
    Sie machten weiter mit dem Training. Riff hatte sich eine Übung ausgedacht, in der neben der zusammengerollten Decke auch Cols Kissen und Strümpfe zum Einsatz kamen. Sie bewaffnete sich mit den Strümpfen und stellte das Kissen auf das eine Ende seines Bettes, die Decke auf das andere. Er musste mit verschiedenen Gegnern fertig werden, je nachdem, ob sie »Decke!« – »Kissen!« – »Ich!« rief.
    Er schwang hin und her; mal teilte er aus, mal wich er aus; und die ganze Zeit war er einem Sperrfeuer von Strümpfen ausgesetzt.
    Alles wurde zu einem undeutlichen Flirren. Er wusste kaum mehr, was er gerade tat, schien aber auf eine merkwürdige Weise unfehlbar geworden zu sein. Anstelle seines Verstandes hatte sein Körper die Kontrolle übernommen. Er dachte nicht mehr an morgen, oder an den Unterricht, oder sonst irgendetwas. Nur an diesen Augenblick … dann an den nächsten … und den nächsten … eine Bewegung floss in die andere! Er hätte jauchzen und lachen mögen, so berauscht war er.
    »Ich!«, rief Riff.
    Er duckte sich unter einem Strumpf weg, wirbelte herum und zielte auf ihren Solarplexus. Fast zu schnell! Ihre Hand verpasste seine Faust, und sie konnte den Schlag nur halb mit dem Unterarm blocken. Der Schlag streifte ihre Hüfte.
    »Uff!«, keuchte sie.
    Bevor er einen Rückzieher machen konnte, hatte sie schon seinen Arm gegriffen, verdreht und Col im Knien über ihre rechte Schulter geschleudert.
    Im Bruchteil einer Sekunde schleuderte er auf die Schlafzimmerwand zu … im nächsten Sekundenbruchteil reagierte er, um zu kontern. Er traf mit Händen und Füßen auf die Wand und absorbierte den Aufprall wie eine Stahlfeder. Dann schnellte er zurück und ging sofort auf sie los.
    Er kriegte sie überraschend zu fassen und warf sie auf den Boden. Da wälzten sie sich nun in einem Knäuel von Armen und Beinen hin und her.
    Er war ihr so nahe; sein nackter Oberkörper drückte ihren Arm nach unten, sein Gesicht war über ihrem …
    Er wusste nicht, ob sie vor Wut oder vor Lachen prustete. Er spürte nur, wie ihm das Blut in den Ohren pochte und dass er in einer dunklen Welle zu ertrinken schien. Genau so wie damals, als sie ihn geküsst hatte …
    Er lehnte sich vor, schloss die Augen und drückte seine Lippen auf ihre.
    Sie drehte sich sofort zur Seite weg. Seinem Mund entrang sich ein enttäuschtes Stöhnen.
    Als er die Augen

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