Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
Vom Netzwerk:
wieder zu Gillabeth, auch ihren Verrat hätte er mit Riff besprechen können. Stundenlang wälzte er sich im Bett hin und her. Dann fasste er einen Entschluss: Morgen früh würde er seine Schwester in ihrem Cottage besuchen, bevor irgendjemand auf den Beinen war.

52
    »Was willst du?«
    Gillabeth stand in der Tür und versperrte ihm den Weg, aber er drängte sich an ihr vorbei.
    »Jetzt hast du Antrobus geweckt«, grummelte sie.
    Antrobus saß in seinem Bett und lugte mit seinen kleinen Eulenaugen durch die Holzstäbe. Er sah allerdings schon hellwach aus.
    »Warum?«, fragte Col. »Warum hast du es getan?«
    »Was meinst du damit?« Mit ihrem kantigen Kinn wirkte Gillabeth über absolut jeden Vorwurf erhaben.
    »Du hast zusammen mit den Squellinghams ein Komplott gegen mich geschmiedet.«
    Für einen Moment ging Gillabeths Mund auf, dann schnappte er zu.
    »Du hast diese Zettel geschrieben und sie mir ins Pult gelegt.«
    »Nein.«
    »Du wolltest, dass ich verprügelt werde.«
    »Unsinn.«
    »Hythe und Pugh haben es mir selbst erzählt. Du hast dich heimlich mit ihnen getroffen.«
    »Sie haben dir Lügen erzählt.«
    »Warum? Wolltest du, dass ich von der Schule abgehe? Ich verstehe es einfach nicht.«
    Gillabeths Unterlippe zitterte vor mühsam unterdrückter Wut: »Du verstehst nie etwas.«
    »Dann gibst du es also zu?«
    Sie schüttelte den Kopf. Einerseits wirkte sie völlig gelassen, andererseits wie eine Bombe, die jeden Moment hochgehen konnte.
    »Dann leugnest du es also?«
    Die Bombe explodierte. »Du bist der Fluch unserer Familie!«, schrie sie ihm ins Gesicht. »Du, nur du allein!«
    »Ich? Ich habe jedenfalls nicht mit den Squellinghams intrigiert.«
    »Du bist derjenige, der bei den Dreckigen war. Wir hätten uns von dir lossagen müssen. Du hättest richtig bestraft werden müssen. Stattdessen unterstützen dich alle und lügen für dich. Niemand außer dir wäre so davongekommen.«
    Bei allem Geschimpfe und Getose drangen ihr ein paar Tränen aus den Augen. Sie war rot im Gesicht und am ganzen Hals. Col staunte, dass seine steife Schwester zu solch heftigen Gefühlen fähig war.
    »Und jetzt heiratest du die kleine Turbot. Alle werden feiern. Noch ein Erfolg! Du kriegst alles auf dem Tablett serviert, ohne es dir verdienen zu müssen. Ich verachte dich! Ich hasse dich!«
    »Was habe ich dir jemals getan?«
    »Was du mir getan hast? Du bist der Sohn! Der Mann! Alles dreht sich um dich. Ich bin die Ältere von uns beiden, aber ich zähle nicht. Nur weil ich ein Mädchen bin, muss ich mich die halbe Zeit um Antrobus kümmern, und ansonsten muss ich Mutter auf Vordermann bringen, weil sie allein zu nichts imstande ist. Das sind meine Aufgaben. Ich bin ein Mädchen.«
    Sie holte tief Luft und stürzte sich wieder in den Kampf. »Und du bist die Zukunft der Porpentines! All unsere Hoffnungen hängen an dir! Nur Jungen können später einmal Oberbefehlshaber werden! Immer ein Mann! Egal, wie dumm sie sind! Ich bin diejenige, die wie unser Großvater ist. Ich bin die wahre Porpentine!«
    Sie streckte die Brust raus wie ihr Großvater und bellte auch wie er.
    Wenn Worte schlagen könnten, hätte Col jetzt wimmernd am Boden gelegen.
    »Ich hatte von alledem keine Ahnung«, sagte er.
    »Für jedes kleine Fitzelchen, das ich jemals bekommen habe, musste ich hart kämpfen. Ich musste Sachen heimlich herausfinden, musste Pläne und Komplotte schmieden. Mir hat nie jemand irgendetwas geschenkt, außer den blöden Klavierstunden. Und auf der Schule bin ich nur, um auf dich achtzugeben. Meine Zensuren interessieren niemanden!«
    »Ich hatte nicht die geringste Ahnung, dass du –«
    »Weil du naiv bist. In Watte gepackt. Das Einzige, wovon du was verstehst, ist Ethik . Das hat dir dein unfähiger Hauslehrer beigebracht. Du würdest den schlechtesten Oberbefehlshaber abgeben, den man sich denken kann. Ich wäre hundertmal besser.«
    »Außer, dass du es nicht werden kannst.«
    »Aber Antrobus.«
    Sie biss sich auf die Lippe und verstummte. Col dachte darüber nach, was sie gerade gesagt hatte.
    »Du meinst, wenn er erwachsen ist und sprechen kann?«
    Gillabeth sagte nichts.
    »Er würde also dem Titel nach Oberbefehlshaber werden, aber unter deiner Kontrolle? Du würdest über ihn deine Befehle geben?«
    Gillabeths Zorn war verraucht. »Rechne es dir selbst aus, falls du das kannst.«
    Col zuckte die Achseln. »Die Squellinghams wären vorher dran gewesen. Die würdest du für Antrobus aus dem Weg räumen

Weitere Kostenlose Bücher