Worldshaker
müssen.«
»Na und. Das sind fast solche Jammerlappen wie du.« Sie bugsierte ihn zur Tür. »So, und jetzt kannst du mich bei Großmutter verpetzen. Solange du nur mein Cottage verlässt.«
Col war zu verstört, um sich zu widersetzen. Ohne recht zu wissen, wie ihm geschah, stand er plötzlich im Freien, und die Tür wurde hinter ihm zugeschlagen. Er blinzelte ins Morgenlicht.
Was ihn am meisten verblüffte, war, dass er bei Gillabeth so heftige Gefühlsregungen auslöste, dabei hatte sie ihn bislang wie einen leblosen Gegenstand behandelt. Sie waren sich wohl doch ähnlicher, als er jemals geahnt hatte.
Trotz alledem erfüllte ihn diese Entdeckung mit einer gewissen Genugtuung. Auf keinen Fall hatte er vor, sie bei Großmutter Ebnolia zu verpetzen.
53
Die Urlaubswoche verging wie im Flug. Nachmittags machte Ebnolia mit der Familie Ausflüge zu bestimmten Zonen des Gartendecks. Am Sonntag zu einem Blumengarten mit Rosen und einer von Hecken bekränzten Sonnenuhr; am Montag zu einem Bauernhof mit Heuballen und Weizengarben; am Dienstag zu einem Dorfanger samt Kricketfeld; und am Mittwoch zu einer Strandlandschaft mit Sand, Liegestühlen und gestreiften Sonnenschirmen, aber ohne Meer.
Zwischen den Ausflügen kümmerte sich Ebnolia um Wicky Popo, und Gillabeth um Antrobus. Quinnea verbrachte die meiste Zeit in einer Hängematte, während Orris in einem Korbstuhl saß und eine Tasse Tee nach der anderen trank.
Col dachte die ganze Zeit an Riff. Wann würde er sie wiedersehen? Ob sie es aufgegeben hatte, Nacht für Nacht zu seinem Zimmer zu kommen? In seiner Phantasie führte er Gespräche mit ihr, in denen er ihr seine Abwesenheit erklärte.
Das arrangierte Treffen mit seiner zukünftigen Braut hatte er völlig vergessen. Genau wie die Hochzeit war auch dieses Treffen ohne sein Zutun vereinbart worden und schien ihn selbst kaum etwas anzugehen. Es fiel ihm jedoch am Donnerstag wieder ein, als plötzlich Hommelia und Sephaltina mit einem halben Dutzend Gesindlingen auftauchten.
Hommelia trug einen mit Blumen geschmückten Hut und wedelte ständig mit einem Fächer vor ihrem Gesicht herum. Ihre mannigfaltigen Kinne ergossen sich in einer Fleischlawine über ihr Dekolleté. Die Bänder in Sephaltinas Haar waren heute rosa.
Die Gesindlinge der Porpentines hatten ein Stück Rasen im Schatten einiger Ulmen aus der Alten Heimat hergerichtet. Rote und weiße Geranientöpfe sorgten für farbige Tupfer, und im Umkreis von zehn Metern war jedes Insekt entfernt worden. Die Damen ruhten auf Gartenstühlen unter Sonnenschirmen, während die Herren es vorzogen zu stehen. Sephaltina saß sehr gerade, die Füßen gekreuzt, die Hände sittsam gefaltet.
Hommelia nahm sich ein gekühltes Getränk von einem Tablett. Sie bedeutete Col, sich neben Sephaltinas Stuhl zu stellen.
»Jetzt sind es nur noch vier Tage, dann ist es soweit«, sagte sie. »Was für ein glückliches Paar!«
Ebnolia wandte sich zu Col. »Na, und was sagst du zu deiner zukünftigen Braut, Col?«
Col lächelte höflich. »Erfreut dich zu sehen?«
»Oh!« Sephaltina riss die Augen auf und errötete flackernd, wie ein Leuchtturmfeuer. Schließlich hatte sie sich gefasst und antwortete: »Erfreut dich zu sehen?«
Hommelia nickte ihrer Tochter zu, als wollte sie sagen: Nun, das war doch halb so schlimm. Beim Nicken zitterten ihre sämtlichen Kinne simultan.
Quinnea war völlig überwältigt von der Angelegenheit. Sie zog ein Taschentuch hervor und tupfte sich die Augen.
»Worüber sollen wir sprechen?«, fragte Sephaltina.
Col war sich nicht ganz sicher, an wen die Frage gerichtet war. Aber Großmutter Ebnolia antwortete: »Über etwas Schönes, ihr Lieben, etwas Zartes.«
»Erzähl mir etwas über dich«, sagte Col.
»O nein!« Sephaltinas Augenlider arbeiteten im Akkord. »Das kann ich gar nicht. Ich bin noch viel zu jung.«
»Was machst du denn am liebsten?«
»Das weiß ich noch nicht.«
Es folgte eine längere Pause. Auf einen Wink von Ebnolia traten vier Gesindlinge mit Tellern voller Pralinen vor. Sephaltina nahm einen Teller und stellte ihn auf ihren Schoß. Sie sah ihn sehnsüchtig an, machte aber keinerlei Anstalten, davon zu essen.
Nach einer weiteren Schweigeminute wandte sie sich zu Col: »Hast du etwas gesagt?« Sie neigte den Kopf wie eine aufmerksame Zuhörerin.
»Äh, noch nicht.«
»Denkst du an mich?«
Er suchte nach einer Antwort. »Ich … äh –«
»Das solltest du nämlich.«
Sephaltinas Rosenknospenmund mutierte
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