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Worldshaker

Worldshaker

Titel: Worldshaker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Harland
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Anweisungen erteilte. Wicky Popo lag auf dem Weg, zusammen mit dem anderen Gesindling, dessen Aufgabe es war, ihn zu stützen. Der Kranke musste so plötzlich zusammengebrochen sein, dass er den anderen mit zu Boden gerissen hatte.
    Gillabeths Gesicht verfinsterte sich, als sie Col sah. »Ich kümmere mich um alles«, sagte sie.
    »Gillabeth, ich bin nicht dein Feind.«
    »Ach, nein?«
    »Ich habe dich nicht verpetzt, hörst du?«
    Wenn sie ihm dankbar war, dann zeigte sie es zumindest nicht. »Warum nicht?«
    »Wir sind uns ähnlich, du und ich.«
    »Das glaube ich kaum.«
    »Wir haben beide unrechte Gedanken.«
    »Du vielleicht!«
    »Aber ja doch. Merkst du das denn nicht? Du stellst Dinge in Frage, die alle anderen für selbstverständlich halten. Warum müssen Oberbefehlshaber immer Männer sein?«
    »Das ist einfach nicht fair.«
    »Aber das fällt niemand anderem auf. Wie bist du darauf gekommen? Von Großvater oder Großmutter hast du das bestimmt nicht.«
    »Du redest dummes Zeug«, sagte Gillabeth – aber nicht sehr bestimmt, eher aus Gewohnheit.
    »Du willst die Alleinherrschaft von Männern über den Haufen werfen, aber alles andere soll bleiben wie es ist. Doch wenn es einen anderen Oberbefehlshaber gäbe, dann könnte sich auch alles andere ändern.«
    Gillabeth trat einen Schritt zurück und starrte ihn an. »Du bist ja gefährlich. Man sollte dich melden.«
    »Aber du wohl kaum!«
    Natürlich konnte sie das schlecht tun, ohne ihr eigenes Geheimnis preiszugeben.
    »Überleg doch mal«, fuhr er fort, »alles, woran wir von Kindesbeinen an geglaubt haben, bevor wir überhaupt darüber nachdenken konnten, also: vielleicht müssen wir das alles gar nicht glauben. Vielleicht ist das gar nicht so zwingend und naturgegeben, wie man uns glauben machen will. Ich bin nie auch nur auf den Gedanken gekommen, dass ein Mädchen den Wunsch haben könnte, Oberbefehlshaber zu werden, bis du es mir gesagt hast.«
    Dieses Mal widersprach ihm Gillabeth nicht. Sie sagte nichts und überlegte.
    »Wie dem auch sei. In einem hast du recht: Du würdest einen hundertmal besseren Oberbefehlshaber abgeben als ich.« Er grinste.
    Gillabeth nickte. »Ich bin viel praktischer als du. Im Gegensatz zu dir musste ich nämlich lernen, wie es wirklich zugeht in der Welt.«
    »Du sagst es. Ich wurde ja immer in Watte gepackt.«
    »Und du glaubst immer noch, dass die Menschen sich so verhalten, wie sie es sollten. Du denkst immer nur das Beste von ihnen.«
    Col zuckte die Achseln. Plötzlich schwankte Wicky Popo nach vorn und wäre beinahe gegen sie gefallen. Der Gesindling, der ihn stützen sollte, hatte ihn zwar wieder auf die Beine gebracht, konnte ihn aber nicht aufrecht halten.
    »Du da.« Gillabeth zeigte auf einen anderen Gesindling. »Nimm den anderen Arm.«
    Jetzt hielt sich Wicky Popo gerade, obwohl seine Beine unter ihm nachzugeben schienen. Seine Wangen waren hohl, und sein Atem kam in flachen kurzen Stößen.
    »Armer Wicky Popo«, sagte Col.
    »Sprich nicht so«, fuhr ihn Gillabeth an. »Du klingst wie Großmutter.«
    »Warum denn nicht? Es tut mir leid, dass er so krank ist.«
    »Er ist nicht krank.«
    »Ich dachte –«
    »Er ist am Verhungern.«
    »Was?«
    »Guck ihn dir mal genauer an. Kein Fieber, keine Infektion, keine Schwellungen, kein Husten. Das Einzige, was ihm fehlt, ist, dass er nichts isst.«
    »Warum kann er denn nicht essen?«
    »Weil ihm Großmutter nichts zu essen gibt.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Seit Wochen hat sie sein Essen immer weiter reduziert. Jetzt bekommt er nur noch Wasser.«
    »Aber er ist doch ihr Liebling. Er tut ihr so leid.«
    »Das ist es, was sie gernhat : Mitleid haben zu müssen!«
    Col schüttelte den Kopf. Das ergab keinen Sinn.
    Gillabeths Gesicht hatte einen bitteren Ausdruck angenommen. »Je mehr er dahinsiecht, desto mehr Kummer kann sie empfinden. Das ist ihr Lieblingsgefühl für ihren Lieblings-Gesindling. Sie wird nach Herzenslust weinen können, wenn er stirbt. Erinnerst du dich noch an Wassam Boy, ihren Liebling vom letzten Jahr? Oder Baba Goom, das Jahr davor? Beide starben an so rätselhaften Krankheiten.«
    »Verhungert?«
    »Ja. Ganz genauso. Großmutters Liebling zu sein ist ein Todesurteil.«
    Col hatte Mühe, das zu glauben. Seine gütige Großmutter, mit ihrem süßen Duft nach Erdbeeren?
    »Das ist ja schrecklich. Und Sir Mormus, warum sagt ihm das denn keiner?«
    »Er weiß es. Wahrscheinlich gönnt er Ebnolia ihr harmloses kleines Hobby von Herzen, denn

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