Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
Vom Netzwerk:
veröffentlichte sie mit Prosaskizzen von 1847/48 und Gedichten in seinem ersten Buch »Sommergeschichten und Lieder«. Der große Erfolg seiner ersten Novelle war ihm jedoch insofern unangenehm, als er den seiner Gedichte in den Schatten stellte, die Storm selbst als sein Hauptwerk ansah. So fand auch sein erster Gedichtband 1852 nicht gerade viel Beachtung, obwohl er später so berühmte Gedichte wie »Hyazinthen« und »Die Stadt« enthielt.
    EXIL IN POTSDAM UND HEILIGENSTADT
    Die Suche nach einer Anstellung im Ausland verlief zunächst erfolglos. Ende 1853 kam Storm im preußischen Justizdienst unter und zog mit seiner Familie nach Potsdam. Als Volontär musste er im Kreisgericht bei null anfangen. Die Gerichtsmaschinerie und der Termindruck machten ihm zu schaffen; überdies musste er sich von seinem Vater Geld schicken lassen. Im Sommer 1854 erhielt er ein sehr gutes Zeugnis und als Gerichtsassessor auch bald sein erstes Gehalt; es reichte aber nicht für den Lebensunterhalt, sodass er auf die Unterstützung des Vaters angewiesen blieb.
    Bei seinem ersten Berlinbesuch Ende 1852 lernte Storm in dem Literaturkreis »Tunnel über der Spree« Theodor Fontane, Paul Heyse, Franz Kugler und Adolf Menzel kennen. Mitglieder dieses Zirkels trafen sich auch in einer kleineren Runde namens »Rütli«, in der Storm seine Dichtung vortrug und Anregungen erhielt. In dem von Fontane und Kugler herausgegebenen Jahrbuch »Argo« veröffentlichte Storm mehrere Gedichte und Prosastücke. Im Haus von Kugler traf er im Februar 1854 Joseph von Eichendorff, der ihn neben Heine am stärksten beeinflusste. Im August 1854 besuchte Storm Eduard Mörike, den er sehr schätzen lernte; seine »Erinnerungen an Eduard Mörike« veröffentlichte er 1877.
    In Storms Potsdamer Zeit entwickelte sich sein Hass gegen Preußen und den Adel. Ihm missfielen der preußische »Staatsmechanismus«, der Standesdünkel und das Karrierestreben, der Gehorsam und die Unterwürfigkeit. Im häuslichen Kreis versuchte Storm eine behagliche Gegenwelt gegen diese »peinliche Wirklichkeit« zu schaffen. Seine berufliche Lage versuchte er mehrfach vergeblich zu verbessern; schließlich wurde er im Juli 1856 zum Kreisrichter in Heiligenstadt im Eichsfeld ernannt.
    Im September 1856 zog Storm mit seiner Familie nach Heiligenstadt. Sein Berufsalltag war hier zwar angenehmer, aber das Gehalt war nach wie vor zu knapp, zumal inzwischen noch die erste Tochter hinzugekommen war. Trotzdem fühlte sich Storm in Heiligenstadt mit den »recht gebildeten Leuten« und der »überaus hübschen Umgebung« wohl. Hier fand er auch wieder einen Freundeskreis, der sich zu Tee, Kuchen, Musik und Lektüre traf. Ende 1858 schenkte ihm sein Vater ein Tafelklavier; 1859 gründete Storm einen Gesangverein.
    HAUPTWERKE
    »Hans Bär« (1837)
    »Liederbuch dreier Freunde«, mit Theodor und Tycho Mommsen (1843)
    »Immensee« (1851)
    »Gedichte« (1852)
    »Auf dem Staatshof« (1858)
    »Im Schloss« (1862)
    »Draußen im Heidedorf« (1872)
    »Pole Poppenspäler« (1873/74)
    »Aquis submersus« (1876)
    »Erinnerungen an Eduard Mörike« (1877)
    »Hans und Heinz Kirch« (1881/82)
    »Chronik von Grieshuus« (1884)
    »Ein Doppelgänger« (1886)
    »Der Schimmelreiter« (1886–88)
    Storm blieb nun wieder mehr Zeit für die poetische Produktion, die er allerdings auch aus ökonomischen Gründen betreiben musste. In seiner Heiligenstädter Zeit schrieb er sechs Novellen, zwei Märchen und mehrere Spukgeschichten. Unter den Novellen finden sich zwar auch biedermeierliche Familiennovellen, doch die bedeutendsten Novellen thematisieren einen Ständekonflikt und bringen Storms Kritik am herkömmlichen Gesellschaftssystem zum Ausdruck, so »Auf dem Staatshof« (1858), »Auf der Universität« (1862) und »Im Schloss« (1862). Nach eigenen Aussagen strebte er mit ihnen eine politisch-demokratische Wirkung an. Auch Storms Ablehnung des christlichen Glaubens klang nun verstärkt durch. Eine Stütze seiner religionskritischen Weltanschauung, die auf jede Transzendenz verzichtet, fand Storm in den Naturwissenschaften, besonders im Darwinismus, sowie in den Philosophien Schopenhauers und Feuerbachs.
    LANDVOGT UND AMTSRICHTER IN HUSUM
    Anfang 1864 veranlasste der Beginn des zweiten Deutsch-Dänischen Krieges Storm zur ersehnten Rückkehr nach Husum, zumal seine Landsleute ihn zum Landvogt erkoren. Storm gab seine preußische Beamtenstellung auf und kehrte im März 1864 nach Husum zurück. Als Landvogt war er

Weitere Kostenlose Bücher