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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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Gedichte waren zwar noch stark dem Zeitgeschmack verhaftet, verkündeten aber auch schon ein Grundmotiv seiner Lyrik: die Kluft zwischen Einst und Jetzt und die Macht der Vergangenheit, die noch die Gegenwart prägt und den Erinnernden in ihren Bann zieht.
    Im Oktober 1842 hielt Storm um die Hand der inzwischen sechzehnjährigen Bertha von Buchan an, die er zuvor platonisch geliebt und romantisch verklärend besungen hatte. Dass sie seinen Antrag ablehnte, erschütterte ihn schwer. Trotzdem bestand er im selben Monat sein Examen mit guten Noten.
    RECHTSANWALT IN HUSUM
    Storm half zunächst in der Kanzlei seines Vaters aus. Anfang 1843 erhielt er vom dänischen König, seit 1713 zugleich Herzog von Schleswig und somit Husums, seine Zulassung als Rechtsanwalt. Im März eröffnete er seine eigene Kanzlei im Nebenzimmer seiner neuen Junggesellenwohnung und noch im Frühjahr gründete er einen Gesangverein. Nebenher sammelte er Sagen, Märchen und Spukgeschichten, bei deren Niederschrift er seinen Prosastil schulte. Weiterhin veröffentlichte er Gedichte, die sich bald an eine neue Liebe richteten. An Weihnachten 1843 begegnete Storm seiner Cousine Constanze Esmarch aus Segeberg, mit der er sich im Januar 1844 verlobte. Die Ehe, von Storm in einem Brief an seine Braut als »gegenseitige Entwicklung und Durchbildung des Guten und Schönen« bezeichnet, wurde am 15. September 1846 im Bürgermeisterhaus in Segeberg geschlossen. Am folgenden Tag zog das Brautpaar in ein eigenes Haus mit Garten.
    DER ERSTE DEUTSCH-DÄNISCHE KRIEG
    Der Deutsch-Dänische Krieg (1848–50) entbrannte um die von Dänemark mit einem Erbfolgestreit versuchte Eingliederung des mit Holstein – nicht aber mit dem Deutschen Bund – verbundenen Herzogtums Schleswig. Als im März 1848 in Dänemark die nationalliberalen Kräfte (»Eiderdänen«), die für den Anschluss ganz Schleswigs bis zur Eider votierten, mit der Regierungsbildung betraut wurden, bildeten die schleswig-holsteinischen Stände ihrerseits eine provisorische Regierung.
    Diese wurde zum Rücktritt gezwungen, als Preußen, das im Auftrag des Deutschen Bundes erfolgreich zu Hilfe geeilt war, unter britischem und russischem Druck den von der Frankfurter Nationalversammlung nur unter Protest akzeptierten Waffenstillstand von Malmö (26. 8. 1848) schließen musste. Nachdem die Dänen wenig später diesen Waffenstillstand gebrochen hatten, folgte der erneuten dänischen Niederlage am 2. 7. 1849 der preußisch-dänische Friede von Berlin. Die allein weiterkämpfenden schleswig-holsteinischen Truppen unterlagen. Der Deutsche Bund lieferte 1851 Schleswig, Anfang 1852 auch Holstein den Dänen aus.
    An seinem romantischen Eheideal fand Storm allerdings nicht lange Gefallen: Anfang 1847 entbrannte er in Leidenschaft zu einer gewissen Dorothea Jensen – und Leidenschaft war nach seinem Bekenntnis just das, was er in seiner Ehe vermisste. Dank Constanzes Duldsamkeit zerbrach die junge Ehe jedoch nicht. Nachdem Storms Geliebte Anfang 1848 Husum verlassen hatte, bildete sich eine »innige Lebensgemeinschaft« zwischen den Ehepartnern. Ende des Jahres kam ihr Sohn zur Welt, dem bis 1865 sechs weitere Kinder folgten.
    1848 rissen die politischen Auseinandersetzungen um die Stellung Schleswig-Holsteins auch den bislang loyalen und eher unpolitischen Rechtsanwalt und Poeten Storm mit: In Kiel bildete sich eine provisorische Landesregierung für Schleswig-Holstein, um der Einverleibung in das dänische Königreich zu entgehen. Storm lieferte Beiträge an deren Presseorgan, die »Schleswig-Holsteinische Zeitung«, er unterschrieb eine Petition, die den Verzicht der Machtansprüche des dänischen Königs forderte, und veröffentlichte politische Gedichte, die von der Unabhängigkeit Schleswig-Holsteins handelten. Storm blieb seiner Haltung auch nach der Niederlage der schleswig-holsteinischen Truppen und nach der Wiedereingliederung Schleswig-Holsteins in das dänische Königreich 1851 treu, was ihm Ende 1852 den Verlust seiner Zulassung als Rechtsanwalt einbrachte. Von der dänischen Obrigkeit zu einer Erklärung aufgefordert, erkannte er die wieder hergestellten politischen Verhältnisse nur »faktisch, nicht rechtlich« an.
    In dieser unruhigen Zeit brachte Storm außer den politischen Gedichten auch poetische Werke hervor, die mit ihren idyllischen Erinnerungen einen starken Kontrast zu den Ereignissen bildeten. 1849 verfasste er seine erste Novelle »Immensee«; 1851 überarbeitete er sie und

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