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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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mit den »Gespenstern« die Tür zu einer neuen Kunst, dem Drama des Symbolismus, aufgestoßen hatte. Wieder einmal eine verspätete Genugtuung.
    Die Jahre 1880 bis 1885 verbrachte Ibsen in Rom, die nächsten drei Jahre in Gossensass, einem Bergdorf am Südhang des Brennerpasses. Vorher schon, 1884, hatte er das Manuskript eines neuen Meisterwerks abgeschlossen: »Die Wildente«. Auch dessen Qualität wurde zunächst kaum erkannt. Erst in den 1890er-Jahren stellte sich der Erfolg ein.
    DER NATURALISMUS
    Ziel der sich seit 1870 in ganz Europa durchsetzenden literarischen Strömung des Naturalismus war die möglichst naturgetreue Abbildung der Wirklichkeit. Neue Themen wie die Lebensumstände der sozial Schwachen und bis dahin tabuisierte Themen wie Prostitution und Alkoholismus bestimmten nun die Literatur, die damit auch auf die neuen Arbeitsbedingungen durch die Industrialisierung und auf die wissenschaftlichen Errungenschaften wie Darwins Evolutionstheorie reagierte. Bedeutenden Einfluss hatten dabei die Dramen Ibsens, deren Schilderungen schonungslos die doppelzüngige Moral der bürgerlichen Gesellschaft und die Schwächen der Menschen offen legten.
    Unter den deutschen Dichtern des Naturalismus war Gerhard Hauptmann deutlich von Ibsens Stücken geprägt, sowohl Ibsens analytische Dramenstruktur als auch thematische Einflüsse (so das Thema der Erbkrankheit in Ibsens »Gespenstern« und Hauptmanns »Vor Sonnenaufgang«) lassen sich nachweisen.
    Immer rascher aufeinander folgende Ereignisse bestimmten nun Ibsens Leben: die Dramen »Rosmersholm« und »Die Frau vom Meer«; Anerkennung in Deutschland, auch in England und Frankreich sowie in Russland; zahlreiche Reisen; 1889 begeisterter Empfang des inzwischen international berühmten Dichters von den Dorfbewohnern in Gossensass. Dort kam es auch zum Zusammentreffen mit einer 18-jährigen Bewunderin aus Wien, Emilie Bardach, das bei dem alternden Dichter tiefe Spuren hinterließ. Emilie sowie die junge Malerin Helene Raff, die Ibsen ebenfalls im Sommer 1889 in München kennen lernte, mögen Anregungen gegeben haben zur Titelheldin in »Hedda Gabler«, jenem skandalträchtigen Stück, das die biedere Maskierung des Bürgertums sozialpsychologisch durchbricht.
    KNUT HAMSUN
    (* 1859, † 1952)
    Der norwegische Schriftsteller Knut Hamsun versuchte sich nach einem 1868 begonnenen ruhelosen Wanderleben als Ladenjunge, Hilfslehrer und Arbeiter zwischen 1883 und 1888 in Nordamerika niederzulassen, kehrte aber wieder nach Norwegen zurück. 1891 warf Hamsun dem anwesenden Ibsen in einem öffentlichen Vortrag mangelndes psychologisches Einfühlungsvermögen in seine Figuren jenseits der Darstellung sozialer Probleme vor, worauf Ibsen mit seinem Drama »Baumeister Solness« antwortete, der Schilderung eines seelischen Konflikts.
    Hamsun schrieb bedeutende Romane wie sein autobiografisches Erstlingswerk »Hunger« (1890) und die folgenden psychologisch ausgerichteten, impressionistischen Romane »Mysterien« (1892) und »Pan« (1894). Skeptisch betrachtete er den Übergang der bäuerlichen Gesellschaft in die moderne Zivilisation in dem Familienroman »Die Stadt Segelfoss« (1915). Einen utopischen Gegenentwurf des Landlebens lieferte er mit »Segen der Erde« (1917), für den er 1920 den Nobelpreis für Literatur erhielt. Während des Zweiten Weltkriegs äußerte Hamsun Sympathien für den Nationalsozialismus und wurde deshalb 1948 als Landesverräter zu einer hohen Geldstrafe verurteilt.
    IN DER HEIMAT
    27 Jahre hatte Ibsen im Ausland gelebt; 1891 kehrte er nach Norwegen zurück. Er mietete eine Wohnung in Kristiania. Aus München ließ er sich die Möbel und die in Italien gesammelten Gemälde nachschicken. Er verfasste jetzt das Drama »Baumeister Solness«, das mehr als alle vorherigen Stücke einem Selbstbekenntnis gleicht und in dem sich auch die Bitterkeit niederschlägt, die Ibsen über die Angriffe von Seiten einer jungen Dichtergeneration, vor allem durch Knut Hamsun, empfand. Zunehmend fühlte sich Ibsen einsamer. Doch noch einmal gelang ihm mit »Johan Gabriel Borkman« ein Meisterwerk, für dessen Aufführung in Paris der norwegische Maler Edvard Munch im Jahr 1897 suggestive Bühnenbilder schuf.
    1895 musste Ibsen die Strapazen eines Umzugs, des letzten, auf sich nehmen. 1898 stand er anlässlich seines 70. Geburtstages im Mittelpunkt glanzvoller Feierlichkeiten. Wieder einmal erhielt seine Schaffenskraft einen mächtigen Auftrieb: 1899 brachte er mit »Wenn wir

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