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Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus

Titel: Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brockhaus
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in terra pax« (1901) sowie die Bände III und IV von »Im Reiche des silbernen Löwen«. Außerdem wagte er sich auch auf ein neues Gebiet: 1906 entstand sein einziges Drama »Babel und Bibel«. Das im »Deutschen Hausschatz« publizierte »Ardistan und Dschinnistan«, das anschließend in Buchform vorgelegt wurde, gilt als symbolisches Werk, insbesondere in jüngerer Zeit als der Gipfel seines Schaffens: »In Ardistan und Dschinnistan« … gerät die schwierige Veredelung des Werks, indem auf dem Stamm der phantastischen Literatur die Pfropfreiser aller Werkphasen kräftig anwachsen, blühen und … reiche Frucht tragen« (Essig/Schury). Doch May erhielt zu Lebzeiten nicht nur Anerkennung für seine Arbeit. Ab 1904 bis zu seinem Lebensende stritt er erbittert mit dem Journalisten Rudolf Lebius, der ihn mit Prozessen überzog und bedrohte, verleumdete und seine kriminelle Vergangenheit bloßstellte. Um den zunehmenden Anfeindungen, die den Autor psychisch und physisch stark angriffen, vorübergehend zu entkommen, fasste May im Jahr 1908 den Entschluss, Nordamerika zu bereisen; unter dem Eindruck dieser Fahrt entstand »Winnetou IV«, der Abschluss seines erzählerischen Alterswerks. 1910 kam Mays Autobiografie »Mein Leben und Streben« in den Handel, und er erhielt mit seinem vor dem österreichischen Akademischen Verband für Literatur und Musik in Wien gehaltenen, pazifistischen Vortrag »Empor ins Reich der Edelmenschen!« eine letzte Würdigung, als er dort begeistert gefeiert wird. Kurz darauf, am 30. März 1912, starb Karl May zu Hause in Radebeul an Herzversagen.
    WERK UND WIRKUNG
    Karl May achtete beim Schreiben nicht im Geringsten auf seinen Stil: »Ich schreibe nieder, was mir aus der Seele kommt, und ich schreibe es so nieder, wie ich es in mir klingen höre. Ich verändere nie, und ich feile nie.« Bei seinen Lieferungsschriften besaß Mays Stilistik mit den ausführlichen Dialogen, den wortreichen Übersetzungen und den weitschweifigen Wegbeschreibungen zuweilen Züge von Zeilenschinderei. Quellen, auf die er für seine exotischen Schilderungen zurückgriff, waren wissenschaftliche Werke verschiedenster Art und gelegentlich zweifelhafter Qualität, darunter Atlanten, Wörterbücher und Sprachtabellen, was manche seiner Irrtümer oder Übersetzungsfehler erklären mag.
    WERKE (AUSWAHL)
    »Das Waldröschen« (1882–1884)
    »Der verlorene Sohn« (1884–1886)
    »Durch die Wüste«, »Durchs wilde Kurdistan«, »Von Bagdad nach Stambul«, »In den Schluchten des Balkan«, »Durch das Land der Skipetaren«, »Der Schut« (alle 1892)
    »Winnetou« (4 Bände, 1893–1910)
    »Der Schatz im Silbersee« (1894)
    »Old Surehand« (3 Bände, 1894–1896)
    »Im Lande des Mahdi« (3 Bände, 1896)
    »Satan und Ischariot« (3 Bände, 1897)
    »Am Jenseits« (1899)
    »Im Reich des silbernen Löwen« (1902–1903)
    »Und Frieden auf Erden« (1904)
    »Ardistan und Dschinnistan« (2 Bände, 1909)
    »Mein Leben und Streben« (1910)
    Inspierieren ließ May sich auch von den Romanen Dumas’, Eugène Sues und Coopers; eine ganz wesentliche Quelle für seine Nordamerikaromane waren die auf tatsächlicher Landeskenntnis beruhenden Bücher von Möllhausen, denen May nicht nur Landschaftsbeschreibungen, sondern auch bestimmte Personen entnahm. Mays gründerzeitlich geprägte Schöpfungen sind überraschenderweise in hohem Maße autobiografisch geprägt. Sie geben jedoch nicht einfach unverändert wieder, was ihm im empirischen Leben begegnete, sondern sind vielmehr seine eigene »Lebens-Reise-Erzählung«. Im Lauf der Zeit wiederfuhren ihnen häufige und schwerwiegende Eingriffe, einige Korrekturen von Fehlern, aber auch Glättungen und Bereinigungen, sodass der ursprüngliche May in manchen der bis heute verbreiteten Ausgaben fast nicht mehr zu entdecken ist. Aufgenommen wurde Mays Gesamtwerk, zu dem neben seinen berühmten Erzählungen auch verschiedene Kompositionen, Lieder, ein Drama, Lyrik, autobiografische Schriften, Aufsätze und einige Reden gehören, sowohl zu Lebzeiten als auch posthum äußerst zwiespältig: Während sein Schaffen in einem Nachruf als »Afterkunst« bezeichnet wird, bekennen sich Autoren wie Carl Zuckmayer, Heinrich Mann und Ernst Bloch freimütig zu ihrer May-Verehrung; und wo Arno Schmidt May in »Sitara und der Weg dorthin« nachweisen will, »unterschichtig homosexuell« gewesen zu sein, gibt ihm Klaus Mann gar eine Mitschuld am Dritten Reich: »Das Dritte Reich ist Karl Mays letzter Triumph …

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