Worte bewegen die Welt - Die großen Dichter und Schriftsteller - Realismus und Naturalismus
Feder und den Worten, seinen Teil dazu beigetragen.
1899 brachte Zola den ersten Band der unvollendet gebliebenen »Vier Evangelien« unter dem Titel »Fruchtbarkeit« in die Buchläden, der zweite Band, »Arbeit«, kam 1901 auf den Markt, der dritte, »Wahrheit«, erschien 1903 posthum. Die unvollendet gebliebende »Gerechtigkeit« wurde erst 1927 herausgegeben. In diesem hochsymbolischen Spätwerk reflektiert Zola abermals ausführlich über die soziale Misere des vierten Standes, die hier mit sozialutopischen Heilsbotschaften verknüpft wird.
Am 29. September 1902 starb Zola in Paris an einer Kohlenmonoxidvergiftung, nachdem bei einer Reparatur in seinem Haus Gipsabfälle den Kamin verstopft hatten. Die Behauptung, er sei ermordet worden, ist nicht beweisbar. Am 5. Oktober bestattete man ihn auf dem Montmartre-Friedhof. Die Leichenrede hielt der französische Schriftsteller Anatole France. 1908 erfuhr Zola eine Ehrung, die in Frankreich nur wenigen Großen zuteil wird – seine sterblichen Überreste wurden ins Panthéon überführt. Zola wirkt bis heute fort, seine Romane erschlossen der Literatur neue Wirklichkeits- und Sprachbereiche, erstmals verwendete er den Wortschatz des Pariser Argot, der Bettler und Gaukler. Literaturtheoretisch beeinflusste er den gesamten europäischen Naturalismus.
KARL MAY
MISTER SHATTERHAND, DRESDEN
Karl May ist mit einer deutschen Gesamtauflage von über 100 Millionen Bänden der bis heute meistgelesene deutsche Schriftsteller. Berühmt machten ihn seine »abenteuerlichen Reiseerzählungen«, in denen er mit grenzenlosem Ideenreichtum und Fabulierfreude den Wilden Westen und den Orient beschrieb. Seine Bücher wurden in über 25 Sprachen übersetzt und erlebten zahlreiche Verfilmungen.
25. 2. 1842
Geburt in Ernstthal
1856–1861
Lehrerausbildung
1862–1874
Verbüßung mehrerer Haftstrafen
ab 1875
Verfasser verschiedener Romane und Reiseliteratur
30. 3. 1912
Tod in Radebeul
Karl May kam am 25. Februar 1842 im sächsischen Ernstthal als fünftes von 14 Kindern des Webers Heinrich August May und seiner Frau Christiane Wilhelmine, geborene Weise, zur Welt. Neun seiner Geschwister starben schon bald nach der Geburt in den ärmlichen Lebensverhältnissen; Karl selbst war wohl infolge mangelhafter Ernährung als Kind blind.
Erst als Vierjähriger erlangte er nach einem Eingriff, den ihm seine Mutter während ihrer Ausbildung zur Hebamme ermöglicht hatte, die Sehkraft wieder. Den Vater schilderte May später als jähzornig und gewalttätig, aber auch für seinen begabten Sohn ehrgeizig, denn er hielt ihn zum pausenlosen Lernen an. Das Geld für die verschiedenen Lehrstunden verdiente May unter anderem als Kegelaufsetzer in der örtlichen Gaststätte, wo er auch auf die Leihbibliothek zurückgreifen konnte. Da die Beziehung zwischen Vater und Sohn nicht von gegenseitiger Zuneigung geprägt war, suchte Karl May sich eine andere Bezugsperson. Er hatte eine enge Bindung an seine Großmutter, die für ihn zur wichtigsten Bezugsperson wurde. Der Junge, dessen Neigung zur Fantasie, zum »Wach-Traum«, sich schon früh zeigte, lernte von seiner »Märchengroßmutter« sehr viel. Johanne Christiane Kretzschmar, die mit ihren Erzählungen den Enkel nachhaltig beeindruckt und beeinflusst hatte, wurde von Karl May später schriftstellerisch in der Gestalt der Marah Durimeh verewigt.
LEHRER, STRÄFLING, AUTOR
Nachdem er 1856 die Volksschule beendet hatte, begann May eine Lehrerausbildung in Waldenburg. Hier geriet er im Alter von 17 Jahren erstmals mit dem Gesetz in Konflikt, als er ein paar Kerzen stahl, um sie an Weihnachten seiner Familie zu schenken. Er wurde zunächst aus dem Seminar ausgeschlossen, schließlich aber doch begnadigt, woraufhin er sein Studium in Plauen zu Ende bringen und als Lehrer in Glauchau und Chemnitz arbeiten konnte. Zwei Jahre später wurde er an Weihnachten jedoch eines weiteren Diebstahls bezichtigt und diesmal tatsächlich zu sechs Wochen Gefängnis verurteilt. Damit sollte er für immer seine Lehramtsberechtigung verlieren – ein Schlag, der den leidenschaftlichen Lehrer hart traf und auf Rache sinnen ließ. Er äußerte sich dazu: »Diese Rache sollte darin bestehen, dass ich, der durch die Bestrafung unter die Verbrecher Geworfene, nun auch wirklich Verbrechen beging.«
KARL MAY ÜBER SEINE ERBLINDUNG
»Ich war weder blind geboren noch mit irgendeinem vererbten, körperlichen Fehler behaftet. Vater und Mutter waren durchaus kräftige, gesunde
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